Rassismus hat viele Gesichter, sein erbärmlichstes jedoch im Gewand des trügerischen Anti-Rassismus
Sprache ist nicht nur das höchste Kulturgut eines Volkes. In den Händen von Tyrannen und Faschisten wirkt sie als Zwangskorsett, dient sie der Unterdrückung, geistigen Kasteiung und zur Denunziation des Volkes.
Hierzu eine lesenswerte Fundsache:
Leserbrief an die Freiburger InZeitung
„InWörterbuch: Rassismus“, InZeitung 19, S. 13
In einer Anmerkung zu diesem Artikel schreiben Sie, „einer der Hauptgründe“ für die (übrigens noch nicht rechtskräftige) Entscheidung des Landgerichts Freiburg, dass das AfD-Mitglied Oliver Kloth als 'rassistischer Anwaltsredner' bezeichnet werden dürfe, „war das neue wissenschaftliche Verständnis dieses Wortes“. Ich nehme an, Sie beziehen sich dabei auf den entsprechenden Artikel vom 21. 7. 2016 in der Badischen Zeitung – dort ist aber von einem „neuen wissenschaftlichen Verständnis“ keine Rede!
Wenn es ein „wissenschaftliches Verständnis“ des Wortes „Rassismus“ geben kann, dann muss es sich an seiner etymologischen und semantischen Bedeutung orientieren – andererseits wäre es nicht wissenschaftlich, sondern ideologisch. Diese Bedeutung des Wortes wird zu Beginn auch angesprochen, aber dann schreibt Ihr Autor lapidar: „Heute argumentiert keiner so.“
Doch, ich argumentiere so, und ich bin nicht der Einzige! Offenbar sind für Ihren Autor Menschen, die seine eigene Position nicht teilen, nicht existent. Das wäre, seiner neuen Rassismusdefinition folgend, wohl auch rassistisch.
In der Tat geht es hier nicht um ein „neues wissenschaftliches Verständnis“, sondern um die ideologische Deutungshoheit über die Sprache.
Nehmen wir als Beispiel die „Kunst“: Indem dieser positiv besetzte (da, nicht nur sprichwörtlich, von „können“ abstammende) Begriff auf jedes beliebige Machwerk übertragen wurde, sollte Schlechtes und Destruktives beschönigt, veredelt und nicht zuletzt in klingende Münze umgewandelt werden. Mit „Rassismus“ geschieht nun das Gleiche unter umgekehrten Vorzeichen: Hier wird ein negativ besetzter Begriff der positiven Haltung, die eigene Kultur zu bewahren und vor negativen Einflüssen zu schützen, übergestülpt, um diese Haltung zu diskreditieren.
Eines der bekanntesten Beispiele ideologischer Umdeutung ist wohl das wertneutrale Wort „Neger“, das noch Ende der 1970er Jahre unser linker Geographielehrer ganz selbstverständlich benutzte. Irgendwie haben es dann noch linkere Ideologen geschafft, dem Wort eine, wie Sie sagen würden, „neue wissenschaftliche Bedeutung“ zu geben. Der Sinn scheint hier weniger in der Diskreditierung bestimmter Ansichten zu liegen als darin, den politischen Gegner daran zu erkennen, dass er sich den ideologischen Sprachvorgaben widersetzt – und ihn dann zu bekämpfen.
Insofern ist es auch nicht erstaunlich, dass Frauke Petrys Vorschlag, den ebenfalls wertneutralen Begriff „völkisch“ zu rehabilitieren, auf Widerstand bei den Linken stößt: Die Deutungshoheit der Sprache beanspruchen sie für sich allein. Demokratisch ist das ebensowenig wie „wissenschaftlich“.
Aber vielleicht erklären Sie uns ja in Ihrem nächsten „InWörterbuch“ die „neue wissenschaftliche Bedeutung“ des Wortes „wissenschaftlich“?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen