Samstag, 31. Oktober 2009

Mafia - eine Legende die nicht sterben soll

Um sicher Recht zu tun, braucht man sehr wenig vom Recht zu wissen. Allein um sicher Unrecht zu tun, muß man die Rechte studiert haben.
Georg Christoph Lichtenberg
RP-Online veröffentlichte einen Artikel namens "Die Macht der Mafia". Der Einheizer lautet:
"Der italienische Staat könnte in die Anschläge auf die "Mafia-Jäger" Giovanni Falcone und Paolo Borsellino von 1992 verwickelt sein. Das legen neue Aussagen von zwei Kronzeugen nahe."
Menschen, die hier einen Skandal wittern, weisen lediglich darauf hin, daß sie nur über maximal geringfügige Kenntnisse in puncto "Mafia" verfügen. Kein Insider (Eingeweihter) würde eine derartige Meldung als bemerkenswert abtun, sondern sie als das bezeichnen, was sie ist.
Im Text lautet es:
Die zentrale Frage: Wusste der aufrechte Ermittler und Volksheld Paolo Borsellino von den Verhandlungen zwischen Behörden und Cosa Nostra und musste er deshalb sterben?
Signore Borsellino war berufsmässig ein Insider, deshalb dürfte die Frage mit einem Ja zu beantworten sein. Ob er sein Wissen darüber nur auf Indizien begründete oder dieses im Zusammenhang mit Fakten erhielt, ist dabei weniger maßgeblich. Fakt ist, daß die "Mafia" nur in Ausnahmesituationen töten läßt. Sozusagen als letztes Mittel gescheiterter Geschäftspolitik. Signore Borsellino wußte nicht nur um Dinge, die für die "Mafia" gefährlich waren, sondern wollte dieses Wissen gegen die "Mafia" verwenden. Allein das bedeutete sein Todesurteil.
"Mit dem Borsellino-Attentat kurz nach dem gegen Falcone könnte die Cosa Nostra versucht haben, die Verhandlungen mit den Institutionen zu beschleunigen", sagt Italiens oberster Antimafia-Staatsanwalt Piero Grasso.
Diese Äußerung von Grasso ist bemerkenswert. "Könnte versucht haben", tralala, dieser Mann weiss genau, wie das System funktioniert. Von Beschleunigung zu reden, bedeutet hier die allgemeine Mär von der "Mafia" aufrechtzuerhalten. Das Attentat diente einer Beschleunigung im Sinne, unliebsame Enthüllungen zu verhindern und nicht dazu, irgendwelche Verhandlungen zu beschleunigen. Grasso müsste wissen, wie die "Mafia" funktioniert. Seine Worte sagen wenig über die Realität aus, aber sehr viel über die eigene Funktionalität innerhalb dieses Geflechts. Die "Mafia" ist ein beliebiges komplexes System aus allen Bereichen der Gesellschaft und keine Randerscheinung, wie es gerne den Uneingeweihten eingetrichtert wird. Die Mitglieder der "Mafia" kennen sich oft gar nicht und wenn sie sich kennen, wissen sie oft gar nicht, das der Andere eine Funktion hat. Geschweige denn, welche. Nie darf man sagen, die Polizei sei beispielsweise korrupt. Dies wäre ein Irrtum. Es sind immer nur Einzelpersonen korrupt. Wichtige Entscheidungsträger, aber auch Fußtruppler. Und genauso ist es in der Wirtschaft, in der Politik, in der Justiz,... An dieser Stelle möchte ich den US- Amerikaner und Soziologen an der Berkeley University of California, William J. Chambliss, zitieren, der jahrelang die kriminellen Vereinigungen erforschte (aus "Eine kriminelle Vereinigung"):
Der vorherrschende Mythos einer "Mafia" oder einer "Cosa Nostra" ist kaum mehr als nützliche politische Propaganda, der sowohl Journalisten wie Soziologen auf den Leim gegangen sind. Er ist deshalb nützliche politische Propaganda, weil er die Aufmerksamkeit auf ein paar Randfiguren der organisierten Kriminalität lenkt, ohne das intime Verhältnis aufzudecken, das zwischen den illegalen Unternehmen und der Wirtschaftspolitik Amerikas besteht. Er ist deshalb nützliche Propaganda, weil man so leicht an Gelder "zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens" kommen kann, die dann die Bürokraten gemäß ihren Vorstellungen ausgeben. Er ist nützliche Propaganda, weil er eine Atmosphäre der Angst und Unsicherheit unter der Bevölkerung erhält, einer Bevölkerung, die immer mehr vom Gebrauch der staatlichen Gewalt abhängig wird, damit sie sich "geschützt" fühlt.
Chambliss schrieb diese Worte 1978 und ich kann ihm nur beipflichten. Auch ich habe mich ausführlich mit diesem Thema beschäftigt und kenne Personen aus dieser Szene persönlich. Ob in den USA, in Deutschland oder in Italien, derartige Geschäftsbeziehungen sind überall nahezu identisch und sie funktionieren international.
Wenn von Amtswegen (Thomas de Maizière war dabei die ordnende Hand des Systems) der sog. "Kinderbordell- Skandal" in Leipzig unterdrückt und verschleiert wird, der Hamburger Bürgermeister v. Beust als offiziell geladener Gast auf Osmani- Parties erscheint oder der "paranoide Rollstuhlfahrer" Schäuble Gelder vom Waffenhändler Schreiber annimmt (Schreiber zahlte kein Schmiergeld, sondern einen Obolus an seine Genossen!), dann ist das kein Zufall. Es ist alltägliche Realität. Eine Realität, die immer offener und dreister zu Tage tritt. Oder, wie wollen sie, lieber Leser, die "Bankenrettungspakete" nennen? Wunder gibt es jedenfalls nicht, es mangelt stets nur an Erklärungen. Im letztgenannten Fall wird auch nur für die unwissenden Genarrten von Rettung gesprochen, die Wissenden auf beiden Seiten erkennen dahinter ein wohldurchdachtes und gut organisiertes Geschäft.
W.J. Chambliss schliesst sein o.a. Werk mit den Worten:
Um etwas zu verändern, brauchen wir eine neue Brille. 
Packen wir sie aus!
Borsellino und Falcone waren ehrenvolle Bürger ihres Landes, genauso, wie es im "Leipziger Skandal" ("Sachsensumpf") der anfangs ermittelnde Staatsanwalt ist und der Kripo- Beamte war (er, Ehemann und Vater, hatte sich mit seiner Dienstwaffe durch Kopfschuss selbst hingerichtet - welcher Druck muss auf ihn gelastet haben?). Solange das Volk die Mär von der "Mafia" glaubt und nicht Menschen wie die Genannten in höchste Ämter befördert und diese dann auch noch in ihrer Arbeit unterstützt, wird sich nichts zum Guten ändern. Wie krank muss man sein, völlig zahnlos die Zeche zu bezahlen? Wie krank muss man sein, es hinnehmen zu können, in einer Strasse zu wohnen, deren Name die eines Schwerverbrechers trägt, was zu oft der Fall ist?
So, das soll es für heute aus dem "Nähkästchen" gewesen sein...

-weiterführende Literatur u.a. von Jürgen Roth
- für Freunde des Films sei hier die ZDF- Produktion "Der Schattenmann" erwähnt

Ausschnitt aus "Der Schattenmann" 

Und hier noch ein Beispiel dafür, wie gelogen und verwischt wird:

Freitag, 30. Oktober 2009

Afghanistan, das Opium und die CIA

Im Jahre 2001 begannen die USA ihren offenen Krieg gegen Afghanistan. Damals wurde aller Welt erzählt, ein Berg- und Wüstengespenst, welches für die Anschläge vom 11.9.01 verantwortlich sei und sich im kargen Afghanistan befinde, müsse vernichtet werden. Sozusagen über Nacht wurde ein Krieg vom Zaun gebrochen, dessen lange Vorbereitung man allerdings bis heute allzu gern verschweigt. 2009, das Gespenst spukt immernoch durch die Medien, doch der Kriegsgrund ist längst umgelogen worden. Heute sind angeblich die Truppen des Imperiums im Land, um großzügig und uneigennützig Freiheit und Demokratie zu lehren und die Ordnung primitiver Völkchen zu sichern. Ja, unsere Wohlfahrtsstaaten sind ein wahrer Segen für die Menschheit! Und die weiß es nicht zu danken? Doch! Zahlreiche Befreiungsbewegungen, Abspaltungen und Aufstände gegen das Imperium zeugen davon. Von Erich Kästner stammen folgende schöne Worte:
Was auch immer geschieht: nie dürft ihr so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken!
Die Chance, denkfaule und feige Opportunisten zu erreichen, ist gering. Doch sollte der Aufklärer nicht aufgeben, unermüdlich für seine Berufung einzustehen. Das Imperium bröckelt, dank der Leute, die sich nicht mehr durch den Kakao ziehen lassen oder sich nicht durch ihn ziehen lassen wollen.
Der Krieg in Afghanistan findet aus geostrategischen Interessen statt und ist auch ein Krieg zur Rückgewinnung einer Drogenquelle, die unter der Talibanherrschaft vollständig versiegte. Heute produziert Afghanistan unter der Obhut des Imperiums wieder mehr als neunzig Prozent des Weltangebots an Rohopium.
U. a. wurden die Opiumbauern mit genetisch verändertem und hochproduktivem Saatgut ausgestattet. Eine Tatsache, die selbst der UNO durch ihre Mitarbeiter vor Ort bekannt ist. Doch, qui bono, welche Rolle die UNO spielt, dürfte nach Jahrzehnten ihrer Gründung ebenfalls bekannt sein.
Der ehemalige NATO- Stabsoffizier und Geheimagent Rainer Rupp schrieb zum Thema Opium, Afghanistan und CIA einen aktuellen Artikel, welcher hier zu lesen ist:
CIA fördert Drogenhandel
von Rainer Rupp
 »Nirgendwo auf der Welt gibt es einen namhaften Drogenhandel, bei dem die CIA nicht mitmischt*«. Diese Binsenweisheit ist nach einem Bericht der New York Times erneut bestätigt worden. Ging es früher um Mauscheleien mit Drogenbaronen in Lateinamerika oder in Südostasien, so hat sich die Agency diesmal laut der Zeitung als Teil der organisierten Kriminalität im Kriegsgebiet am Hindukusch erwiesen. Nach Aussagen aktiver und ehemaliger US-Geheimdienstler steht ausgerechnet der wegen seiner Rolle als Schlüsselfigur im afghanischen Drogengeschäft bekannte Ahmed Wali Karsai, der Bruder des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai, auf den Lohnlisten der CIA, und das seit fast acht Jahren. Absurd mutet es daher an, daß US-amerikanische Politiker und Medien Präsident Karsai verurteilen, weil er bisher nicht gegen seinen Bruder Ahmed strafrechtlich vorgegangen ist.
Die Kampagne begann vor etwa einem Jahr, nachdem man sich im Weißen Haus dazu entschlossen hatte, eine Alternative zu Präsident Karsai aufzubauen. Aber offensichtlich wußte bisher die eine Hand in Washington nicht, was die andere tut. Dabei wird Karsais Bruder laut Geheimdienstquellen als wertvoller Mitarbeiter der CIA eingeschätzt. Als Paschtune ist Ahmed Auge und Ohr des Geheimdienstes auch tief in den von den Taliban kontrollierten paschtunischen Stammesgebieten, wohin er dank seines kriminellen Netzwerkes vielfältige Verbindungen hat. Zugleich hilft Ahmed der Agency bei der Kontaktaufnahme zu Stammesführern, die entweder mit den Taliban sympathisieren oder die Seiten wechseln wollen. Zugleich können CIA-Spezialeinheiten die weit verstreuten Besitztümer Ahmeds für ihre verdeckten Operationen nutzen. Im Gegenzug hat die CIA dem Bruder des Präsidenten in mindestens zwei Fällen geholfen, lästige Konkurrenten aus dem Weg zu räumen. So wurde der Polizeichef von Kandahar, Matiullah Qati, im Juni 2009 von einer CIA-Spezialeinheit »irrtümlich« erschossen, und die Geschäfte des Drogenbarons Hajji Bashir Noorzai, der dank Ahmeds Hilfe 2005 in eine amerikanische Falle getappt war, sind anscheinend von ihm übernommen worden. Als Gipfel der Naivität bzw. der Apologie der US-Politik in Afghanistan meint dazu die New York Times: »Die CIA-Praktiken legen nahe, daß die USA nicht alles in ihrer Macht Stehende tun, um den lukrativen Drogenhandel in Afghanistan ausmerzen.«
Derweil nehmen die Kämpfe in Afghanistan weiter zu. Mit 55 Toten ist acht Jahre nach Beginn des Krieges der Oktober zum blutigsten Monat für die US-Besatzer geworden. Der zweitschlimmste war der vergangene August mit 51 Toten. Zugleich scheinen sich die Voraussagen zu bewahrheiten, daß die bewaffneten Gegner der Besatzung auch in der bisher relativ sicheren Hauptstadt Kabul immer ungenierter operieren können. Davon zeugt der Angriff am Mittwoch morgen auf ein als absolut sicher geglaubtes Gästehaus der Vereinten Nationen im Regierungsviertel. Dabei starben neun Menschen, darunter sechs ausländische UN-Mitarbeiter. Zugleich unterstreicht dieser Angriff das totale Versagen der UNO, denn in Afghanistan ist sie unter dem Druck der USA und weiterer NATO-Länder zum Handlanger der Besatzer und somit zur Zielscheibe für die Aufständischen geworden.
 *empfehlenswert hierzu u.a. "Im Namen des Staates" von Alexander von Bülow

Sonntag, 25. Oktober 2009

"Göttinger Erklärung" vom 12. April 1957

Achtzehn Atomwissenschaftler unterzeichneten am 12.4.1957 folgende Erklärung. Die Unterzeichner waren Fritz Bopp, Heinz Maier-Leibnitz, Max Born, Josef Mattauch, Rudolf Fleischmann, Friedrich-Adolf Paneth, Walther Gerlach, Wolfgang Pauli, Otto Hahn, Wolfgang Riezler, Otto Haxel, Fritz Straßmann, Werner Heisenberg, Wilhelm Walcher, Hans Kopfermann, Carl Friedrich Frhr v. Weizsäcker, Max v. Laue und Karl Wirtz.
Die Pläne einer atomaren Bewaffnung der Bundeswehr erfüllen die unterzeichnenden Atomforscher mit tiefer Sorge. Einige von ihnen haben den zuständigen Bundesministern ihre Bedenken schon vor mehreren Monaten mitgeteilt. Heute ist die Debatte über diese Frage allgemein geworden. Die Unterzeichnenden fühlen sich daher verpflichtet, öffentlich auf einige Tatsachen hinzuweisen, die alle Fachleute wissen, die aber der Öffentlichkeit noch nicht hinreichend bekannt zu sein scheinen.
1. Taktische Atomwaffen haben die zerstörende Wirkung normaler Atombomben. Als »taktisch« bezeichnet man sie, um auszudrücken, daß sie nicht nur gegen menschliche Siedlungen, sondern auch gegen Truppen im Erdkampf eingesetzt werden sollen. Jede einzelne taktische Atombombe oder -granate hat eine ähnliche Wirkung wie die erste Atombombe, die Hiroshima zerstört hat. Da die taktischen Atomwaffen heute in großer Zahl vorhanden sind, würde ihre zerstörende Wirkung im ganzen sehr viel größer sein. Als »klein« bezeichnet man diese Bomben nur im Vergleich zur Wirkung der inzwischen entwickelten strategischen Bomben, vor allem der Wasserstoffbomben.
2. Für die Entwicklungsmöglichkeit der lebensausrottenden Wirkung der strategischen Atomwaffen ist keine natürliche Grenze bekannt. Heute kann eine taktische Atombombe eine kleinere Stadt zerstören, eine Wasserstoffbombe aber einen Landstrich von der Größe des Ruhrgebiets zeitweilig unbewohnbar machen. Durch Verbreitung von Radioaktivität könnte man mit Wasserstoffbomben die Bevölkerung der Bundesrepublik wahrscheinlich heute schon ausrotten. Wir kennen keine technische Möglichkeit, große Bevölkerungsmengen vor dieser Gefahr sicher zu schützen.
Wir wissen, wie schwer es ist, aus diesen Tatsachen die politischen Konsequenzen zu ziehen. Uns als Nichtpolitikern wird man die Berechtigung dazu abstreiten wollen; unsere Tätigkeit, die der reinen Wissenschaft und ihrer Anwendung gilt und bei der wir viele junge Menschen unserem Gebiet zuführen, belädt uns aber mit einer Verantwortung für die möglichen Folgen dieser Tätigkeit. Deshalb können wir nicht zu allen politischen Fragen schweigen. Wir bekennen uns zur Freiheit, wie sie heute die westliche Welt gegen den Kommunismus vertritt. Wir leugnen nicht, daß die gegenseitige Angst vor den Wasserstoffbomben heute einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung des Friedens in der ganzen Welt und der Freiheit in einem Teil der Welt leistet. Wir halten aber diese Art, den Frieden und die Freiheit zu sichern, auf die Dauer für unzuverlässig, und wir halten die Gefahr im Falle des Versagens für tödlich.
Wir fühlen keine Kompetenz, konkrete Vorschläge für die Politik der Großmächte zu machen. Für ein kleines Land wie die Bundesrepublik glauben wir, daß es sich heute noch am besten schützt und den Weltfrieden noch am ehesten fördert, wenn es ausdrücklich und freiwillig auf den Besitz von Atomwaffen jeder Art verzichtet. Jedenfalls wäre keiner der Unterzeichnenden bereit, sich an der Herstellung, der Erprobung oder dem Einsatz von Atomwaffen in irgendeiner Weise zu beteiligen.
Gleichzeitig betonen wir, daß es äußerst wichtig ist, die friedliche Verwendung der Atomenergie mit allen Mitteln zu fördern, und wir wollen an dieser Aufgabe wie bisher mitwirken.

Samstag, 24. Oktober 2009

Vergewaltigung, Ehebruch, Integration

Eine Frau, die vergewaltigt wurde, ist laut Gesetz wegen Ehebruchs anzuklagen.
Wie groß wäre der berechtigte Aufschrei in einem mittel- oder nordeuropäischen Land, wenn eine derartige Rechtsauffassung zur Allgemeingültigkeit erklärt würde? Bei uns wird eine derartige Auffassung traditionell abgelehnt, was auf die germanische Kultur zurückzuführen ist (siehe u.a. Tacitus "Germania"), in der die Frauen noch geachtet waren. Je mehr sich die christliche Ideologie in Europa ausbreitete, desto mehr wurde die Frau verachtet und entwertet. So wurde die Frau lange Zeit als bewegliche Habe des Mannes verstanden und beispielsweise lag das zu zahlende Strafgeld für die Tötung einer Frau noch weit unter dem Preis für eine Kuh. Davon zeugen alte europäische (deutsche) Gesetzbücher. Auch bezeugen sie, daß eine Frau keinerlei Erbrechtsansprüche besaß. Gab es keinen männlichen Verwandten, der das Erbe des Ehemannes oder Vaters antreten konnte, ging das Erbe in den Besitz der weltlichen oder geistlichen Gewalt über. Diese war zudem inzestiös miteinander verbunden.
Aber wo existiert in unserer Welt noch die Auffassung, eine Vergewaltigung sei gleichzeitig Ehebruch und dieser wiederum eine Todsünde, die dann auch oftmals für die "Sünderin" zum Tod (in göttlich allbarmherziger und allsanftmütiger Weise durch eine schnöde Steinigung*) führt? In Afghanistan, in arabischen Ländern, ja, in den Staaten und Menschen, welche den Islam zum Rien ne va plus der menschlichen Kultur erhoben haben. Dort gilt die Auffassung, daß eine Frau, die Opfer einer Vergewaltigung geworden ist, auch zeitgleich eine Ehebrecherin ist. Historisch ungebildete Zeitgenossen könnten jetzt meinen, dies wären Steinzeitgesetze. Doch dem muss man widersprechen. Es ist nicht bekannt, daß solcher Usus in der Steinzeit praktiziert wurde und die Wahrscheinlichkeit, daß dies in der Steinzeit nicht so war, ist sehr groß.*** Denn derartige Praktiken wurden erst populär, nachdem sich die primitiven Völker der Antike und ihre Kultur allmählich und über Jahrhunderte hindurch durchsetzen konnte und wie eine geistige Virusseuche das bereits Erreichte zum Verfall führen mußte. Wie konnte es in Europa, nach den Griechen, nach den Römern, zu einem derart dunklen Kapitel führen? Es gibt Nationen und Menschen, die zwar Computer, Mobiltelefone und Autos für sich als Nutzwerk entdeckt haben, die aber weit entfernt vom Nachklang der europäischen Aufklärung sind, eine eigene Aufklärungsära bisher bestens verhindert hatten und auch forthin Aufklärung als teuflisches Ärgernis betrachten wollen. Viele Menschen aus diesen Ländern wandern nun nach Europa ein und der überwiegende Teil dieser Menschen lebt weiterhin den kulturellen Hintergrund aus der alten Heimat. Und kein unerheblicher Teil von ihnen trägt derart verbrecherische Gedanken in sich, das eine vergewaltigte Frau zeitgleich eine Ehebrecherin darstellt.
Ich hatte mit der Erwähnung der düsteren europäischen Geschichte in puncto Frauen verdeutlichen wollen, welche Veränderung sich in Europa vollzogen hatte. Selbst in der Romkirche wird heute ernsthaft diskutiert, ob nicht die letzten Relikte dieser Zeit fallengelassen werden sollen. Dies betrifft vor allem das Recht der Frauen Kirchenämter übernehmen zu können oder auch das Recht katholischer Pfarrer bzw. ihrer Lebensgefährtinnen (meist ihre Haushälterinnen), ganz offiziell eine Ehe zu führen. Und während in den geistigen Stuben der letzten Hinterwäldler diskutiert wird, rollt eine neue Lawine des abergläubischen Ungeistes über's Land. In Form einer muslimischen Ideologie.

Befürworter dieses Zustandes werden jetzt ihre gewohnten und antrainierten Phrasen dreschen und angesichts meiner Zeilen davor warnen, ich öffnete einer "Islamophobie" jegliche Tore. Damit habe ich kein Problem. Ich habe allerdings ein Problem damit, wenn sich in meiner Heimat längst überwundene Zustände wieder einschleichen. Und ich habe kein Verständnis dafür, daß selbsternannte fortschrittliche und angeblich hochmoralistische Gut- und Bestmenschen in ihren geistigen Wahnvorstellungen derartige Zustände hofieren und den Humus dafür bilden. Auch wir haben eine Kultur und darüberhinaus haben wir in diesem Land das Gewohnheitsrecht bzw. sollten dies vermehrt geltend machen. Den Gipfel der Heuchelei erklimmen derartige Gut- und Bestmenschen, wenn sie für die alten europäischen Kulturen einfordern, daß diese sich gefälligst selbst aufgeben, aber zeitgleich "Free Tibet" und dergleichen einfordern. Angeblich und dann zum Zwecke, einzigartige Kulturen erhalten zu wollen. Hierbei ist noch nicht einmal die Frage, ob eine Theokratie, die aus europäischer Sicht über keine Ethik und Moral verfügt, erhaltenswert ist, sondern die Frage lautet, weshalb dieser Fortschritt für uns Europäer immer auch Rückschritt bedeuten soll? Ob ich durch christlichen Glockenschlag oder durch Imamrufe in meiner Sonntagsruhe gestört werde, egal, beides bedeutet für mich sinnloser Krach. Doch eine Vorstellung sollte entgültig aus der Diskussion verbannt werden. Es handelt sich nicht um Multikultur. Nicht einmal die Parallelgeselschaften bedeuten Multikultur. Es existiert immer nur eine Kultur, diese kann be- oder entreichert durch andere Kulturelemente werden - sie wird dennoch immer nur eine Kultur darstellen und wenn es die Kultur der Parallelgesellschaften ist. Eine dieser Parallelgesellschaften wird auch in Zukunft den Ton angeben wollen und müssen. Wer an eine völlige Gleichberechtigung untereinander glaubt, verkennt völlig die Natur, die Menschen und deren Lebensgesetze - kurz, es handelt sich dann um Träumer.** Diese sind allerdings momentan tonangebend, was nicht verwundert. Denn die Finanzelite der Menschheit, die alten Finanzdynastien, lassen zwar die Multikultur landauf und landab predigen, doch leben wollen sie diese nicht. Oder glauben sie, daß beispielsweise eine Rothschildtochter, sich ihren Ehemann aussuchen kann? Vielleicht noch einen Prinzen aus einem afrikanischen Kral? Sie wäre verstossen, ausgeschlossen für alle Zeit. Weshalb lassen diese Dynastien aber über ihre mächtigste Waffe, die Medien, permanent für einen Zustand werben und ihn als letztgültigen (Trug-)Schluss lehren, den sie für sich selbst innbrünstig verneinen? Nur zum Zwecke des eigenen Machterhalts und zur Machtsicherung!
Soll ich mich daran beteiligen? Gegen die eigenen Interessen, gegen die Interessen meiner Nächsten? Soll ich mich verneinen? Nur um politisch korrekt zu wirken? Um Wohlgefallen bei denen auszulösen, die nur meine Verwertbarkeit verfolgen oder der kurzsichtigen Wahnsinnigen wegen, weil diese angeblich in der Überzahl sind, was nicht stimmt. Ich ordne mich nicht in ihr primitives Gedankengebäude aus "links" und "rechts" ein, ich lehne eine derart primitive Schwarz- Weiss- Gedankenwelt wohlweislich ab. Ich unterordne mich auch keiner ideologischen Mode. Ich glaube nicht an DAS Gute und an DAS Böse. Mein Gehirn funktioniert dafür zu gut. Weshalb ist der Kopf rund? Doch wohl nur, um nicht nur in eine Richtung denken zu müssen, um einen bildlichen Vergleich zu bemühen. Ich benötige keines Gottes oder einer Religion, um mich meinen Mitmenschen gegenüber als soziales Wesen aufzuführen. Habt ihr euch schon einmal die Frage gestellt, wie armselig ein Mensch sein muss, wenn er seine Moral, seine Ethik nur aus einen Zwang heraus leben kann? Sonst kann er das nicht? Er erschafft sich einen Gott in seinem Hirn und zeitgleich eine Angst vor diesen und kann nur dann, auf Grund dieser Psychose ein Sozialwesen sein? Wenn dies allgemein so wäre, dann würde ich dem sprechenden Affen wünschen, die Evolution würde ihn endlich auslöschen. Falls dieser entartete Affe es eigenständig fertig bringt, dann wohl nur, weil er durch seinen eigenen gewaltigen evolutionären Sprung hoffnungslos überfordert war und einer von ihnen das rote Knöpfchen drückt oder zum Zwecke virtuellen Geldgewinns der letzte Überlebensbaum abgeholzt wurde.
Ich muss kein Hellseher sein, um festzustellen, das, wenn es keine Möglichkeit gibt, interkulturelle Kompromisse finden zu können, die keine Gruppe als selbstverleugnend oder benachteiligend empfindet, wir auf ein europäisches Jerusalem oder Bosnien zusteuern werden. Verkennt dabei nie die Natur des Menschen. Man kann diese nur für eine gewisse Zeit unterdrücken oder verleugnen. Doch bedenkt dabei stets, daß "wir diese Welt nur von unseren Kindern geborgt haben". Ich werde nie die Gesichter der Generation sehen, die in einhundert Jahren auf diesem Planeten weilt. Doch lehne ich es ab, mir diese Gesichter mit einem Sack über'n Kopf vorzustellen. Der Grund, weshalb ich intolerrant in Kopftuchfragen bin. Der Mensch neigt nun einmal zum Extremen und so führt das Kopftuch zum Sack über'n Kopf, bis dann irgendwann der Bogen so weit überspannt wurde und "revolutioniert" wird. Das Gleichgewicht zu erhalten, zu erreichen, ist nur dem Weisen möglich - die Masse wird es immer wie die Fliegen ins Licht, zum Extrem hinziehen. Ein Vorgang der sich über Generationen erstreckt, so beschreibt es uns unsere eigene Geschichte. Und niemals ein moralisch einwandfreies Ende erfuhr. Nirgendwo...

Vielleicht erscheinen diese Zeilen dem ein oder anderen zu verwirrt, zu sprunghaft. Doch sie sind es nicht, sie sind nur hastig niedergeschrieben. Vertieft man sie, vorausgesetzt man begreift die Komplexität der Dinge, begreift man sie und wird noch den ein oder anderen eigenen Gedanken erleben...

* Und dabei kennt die Geschichte eine Vielzahl an Göttern, denen weder derartige Attribute, noch das Attribut der alles umfassenden Liebe angedichtet wurde und in deren Namen solcher Aberglaube und solche Verbrechen niemals durchzuführen waren. Das alles nennt sich dann religiöser Fortschritt, alleinseligmachend; beansprucht zudem das Monopol, die Exlusivrechte und die Erfindung DER Moral und und und.
**Zwar wird in den "westlichen" Ländern die Gleichheit vor dem Gesetz garantiert, doch wurde dieser Grundsatz zu keiner Zeit eingehalten. Es gab und gibt immer Menschen die vor dem Gesetz "gleicher" sind. Dies galt und gilt auch in den sozialistischen Ländern. Die Frage, ob jemals in einer menschlichen Gesellschaft völlige Gleichheit herrschte, muss eindeutig mit nein beantwortet werden. Selbst in Urzeiten gab es jene, die das beste Stück Fleisch oder die schönsten Beeren allein ihres Standes wegen abbekommen haben. Um dies festzustellen, muß man kein Gegner der Menschen sein oder moderne Gesellschaftstheorien verwerfen, da die Tatsachen, die menschliche Praxis dies bisher stets und ständig selbst getan hat.
***Unsere Erde beherbergt Völker (z.B. Amazanos- Indianer), denen gerne ein Steinzeitniveau nachgesagt wird, doch sind bei diesen Völkern derartige Riten völlig unbekannt.

Nachtrag:

Hallo,
 ich wollte dir kurz mitteilen, dass ich deinen Artikelvorschlag
"Vergewaltigung, Ehebruch, Integration" bei Net News Global gelöscht
habe. Anbei den Anreißer, mit dem ich eine Diskussion dazu unter den
Moderatoren angestoßen habe.
Für Rückfragen stehe ich gern zur Verfügung.
Beste Grüße
Marcel
Anreißer zum Artikel "Vergewaltigung, Ehebruch, Integration" von Luzifer
Lux gelöscht
von Marcel 24.10.09
Grund: Zitat aus dem Text: "Wer an eine völlige Gleichberechtigung
untereinander glaubt, verkennt völlig die Natur, die Menschen und deren
Lebensgesetze - kurz, es handelt sich dann um Idioten."
 Mit diesem anonymen Text werden Menschen, die das Menschen- und
Grundrecht hochhalten, dass alle Menschen gleichberechtigt sein sollen,
werden als Idioten beschimpft. Der ganze von Tatsachenbehauptungen
strotzende Text genügt obendrein keinerlei halbwegs wissenschaftlichen
Standards. Es findet sich keine einzige wissenschaftliche Quellenangabe
in dem Text, auf den der Text sich stützt.

Antwort:
Hallo Marcel,
ich habe den drastisch und unglücklich gewählten Ausdruck "Idioten" durch "Träumer" ersetzt.
Was die wissenschaftlichen Standards angeht, so sind diese bei so vielen, ja bei den meisten nicht zu finden. Auch nicht bei den größten Philosophen!
Bei diesem Text handelt es sich um eine persönliche Meinung und allein das Leben und nur gering die Lebensansicht des Lesers kann und wird über die Richtigkeit der Äußerungen entscheiden.
Der Text ist keineswegs als Absage an das menschliche Ideal der Gleichberechtigung gedacht. Ganz im Gegenteil. In diesem Text werden nur die Grenzen dieses Ideal an der Wirklichkeit gemessen.
Wer die Wirklichkeit leugnet, leugnet auch sein eigenes Ideal, da er eventuelle Widersprüche nicht wahr haben will. Nicht wahr haben, nicht etwa, weil diese Widersprüche nicht existieren, sondern lediglich, weil sie nicht existieren dürfen. Das nenne ich unwissenschaftlich, weil es eine Scheinwelt propagiert. Wir leben aber in keiner Scheinwelt und werden dies auch in Zukunft nicht tun.

Beste Grüße

Lux
Es steht zudem jeden frei, diesen Diskussionsbeitrag (wissenschaftlich) begründet zu widerlegen. Sollte Unwahres im Diskussionsbeitrag behauptet worden sein, dann dürfte eine Widerlegung nicht schwierig sein.

Freitag, 23. Oktober 2009

Wilfried Schmickler - Ihr!

Was macht ein Staubsaugervertreter? 
Er verkauft Staubsauger.
Was macht ein Versicherungsvertreter? 
Er verkauft Versicherungen.
Und was macht ein Volksvertreter?
  

Donnerstag, 22. Oktober 2009

Rechtsprechung in einer Banananrepublik

Werner Pirker schreibt in der Jungen Welt:
Um mehr oder weniger spitzfindige juristische Begründungen für der sozialen Gerechtigkeit Hohn sprechende Urteile sind deutsche Gerichte nie verlegen. Soziale Ungerechtigkeit walten zu lassen, scheint vielmehr zur vordringlichsten Aufgabe der Gerichtsbarkeit geworden zu sein. Zwei Arbeitsgerichtsurteile dieser Woche legen diesen Verdacht nahe. In Radolfzell befand das Gericht, daß die fristlose Kündigung einer Altenpflegerin, die sechs Maultaschen mit nach Hause nahm, rechtmäßig gewesen sei. Und in Frankfurt am Main hat ein Richter der Klage eines für Milliardenverluste verantwortlichen Investmentbankers auf Zahlung einer Abfindung von 1,5 Millionen Euro stattgegeben.
Da werden in Hessen Finanzbeamte schikaniert und herabgewürdigt, weil sie bei amtlich geschützten Steuerbetrügereien (im großen Stil) nicht mitmachen wollen, da werden in...
Dicke Bände liessen sich damit füllen, doch geht das organisierte Betrügen und dessen juristische Daseinsberechtigungspropaganda fromm weiter. Die verblödete Masse schaut (noch) zu und läßt sich weiterhin und zunehmend ausbeuten und zeichnet dafür in eigenem Namen.
Demokratie ist ein Verfahren, das garantiert, daß wir nicht besser regiert werden, als wir es verdienen.  - Shaw

Mittwoch, 21. Oktober 2009

(Nichts)Neues aus der Bananenrepublik

Nicht nur der Vorstandschef der HSH Nordbank trägt die Verantwortung für die Verlustgeschäfte. 

 Werner Marnette (CDU) leitete bis 2007 die Norddeutsche Affinerie, Europas größten Kupferproduzenten. Von Juli 2008 bis März 2009 war er Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein

Der Aufsichtsratsvorsitzende der von Skandalen gezeichneten HSH Nordbank, Hilmar Kopper, hat sich hinter Vorstandssprecher Dirk Jens Nonnenmacher gestellt. Dieser habe von den verlustreichen Omega-Geschäften nur am Rande Kenntnis gehabt. Ist das glaubwürdig?


Herr Nonnenmacher hat im Oktober 2007 bei der HSH Nordbank als Vorstand für Finanzen und Risikomanagement angefangen. Die Unterschriften für die Omega-Transaktionen wurden nur wenig später von den wichtigsten Vorstandsmitgliedern abgezeichnet. Obwohl die Geschäfte in sein Ressort fielen, kann man Nonnenmacher zugute halten, daß er als Neuling gegengezeichnet hat. Allerdings hätte er viel früher als im November 2008 den Aufsichtsrat über die Risiken von Omega informieren müssen. Schließlich brachte der Deal 500 Millionen Euro Verlust ein.

Wurde der Aufsichtsrat bewußt umgangen oder war er in die diversen Skandale eingeweiht?


Der Vorstand führt die Geschäfte, und der Aufsichtsrat kontrolliert. Das ist die Regel, die ich selbst als Vorstandsvorsitzender einer Aktiengesellschaft über 20 Jahre einhalten mußte. Bei der Nordbank hat der Aufsichtsrat aber genau diese Kontrollpflicht systematisch verletzt. Der damalige Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Peiner (CDU) hat diese Woche bekundet, erst am 4. November 2008, also ein Jahr später, von Omega erfahren zu haben. Der schleswig-holsteinische Finanzminister Rainer Wiegard (CDU) und sein Hamburger Kollege Michael Freytag (CDU) wurden am 4. November ebenfalls informiert. Dennoch verschwiegen HSH-Vorstandschef Hans Berger und Wiegard bei einer Sitzung des schleswig-holsteinischen Kabinetts am selben Tag die prekäre Lage der Bank. Das war ein schweres Vergehen des Finanzministers. Es reicht also längst nicht aus, nur Nonnenmacher für das Vertuschen der Nordbank-Krise verantwortlich zu machen.

Dennoch wird Nonnenmachers Rücktritt gefordert. Stimmen Sie dem zu?


Er sollte seinen Hut nehmen. Am 15. und 16. November 2008 wurde im Kieler Kabinett über die Nachfolge des am 10. November zurückgetretenen HSH-Vorstandschefs Berger beraten. Um Nonnenmacher als neuem Bankchef zuzustimmen, stellte ich eine Bedingung: Er sollte erklären, seit seiner Bestellung zum Finanzvorstand keine bankschädigenden Geschäfte getätigt zu haben. Finanzminister Wiegard und Staatskanzleichef Heinz Maurus (CDU) schlugen mir diese Maßgabe regelrecht aus der Hand. Wiegard wußte spätestens seit dem 4. November, daß Nonnenmacher daran beteiligt war, den Omega-Deal in den Sand zu setzen.

Und warum lehnte der Leiter der Staatskanzlei die Ehrenerklärung ab? Wußte etwa Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) von den Omega-Geschäften?


Die Staatskanzlei bearbeitete meine Maßgabe und war für die Information des Kabinetts verantwortlich. Insofern wußte Carstensen von meinen Bedenken. Ich habe erst später mit ihm persönlich darüber sprechen können. Ob Carstensen damals schon von Omega wußte, entzieht sich meiner Kenntnis.

Sie traten im April dieses Jahres als Wirtschaftsminister zurück. Welche Entwicklungen haben Ihre Entscheidung beeinflußt?

Schon im Februar 2008 wurde der Börsengang der HSH Nordbank abgesagt. Im April letzten Jahres bat ich Ministerpräsident Carstensen, auf eine Kapitalerhöhung zu verzichten. Mir war bekannt, daß die Bank in erheblichen Schwierigkeiten steckte. Im September 2008 gab das Kreditinstitut bekannt, daß keine Dividende ausbezahlt würde. Die Probleme bestanden also schon vor dem Crash der US-Bank Lehman-Brothers. Weil die schleswig-holsteinischen Sparkassen ihre Unternehmenskredite über die Landesbank refinanzieren, meldete ich mich als Wirtschaftsminister zu Wort. Seit dem Streit um die Berufung Nonnenmachers machte man mir Schwierigkeiten. Als Hamburg und Schleswig-Holstein gegen meinen Rat beschlossen, der HSH Nordbank im April erneut mehrere Milliarden Euro zuzuschießen, trat ich schließlich zurück.

Die Bank zu retten bedeutet auch in diesem Fall eine Sozialisierung. Doch sollte die Last nicht allein auf die Bürger Hamburgs und Schleswig-Holsteins übertragen werden. Vielmehr müßte der Bund über seinen Rettungsschirm SoFFin einspringen.


Quelle: JungeWelt 
 

Montag, 19. Oktober 2009

Kreationisten widersprechen jeden gesunden Geist

Kreationismus-Kampagne: 95 Thesen gegen Evolution und Wissenschaft

In den USA sind Kreationisten Alltag. In Deutschland stellen die Fundamentalisten glücklicherweise nur eine kleine Minderheit dar. Wenn es aber nach den Machern der Homepage "95 Thesen" bzw. den Autoren des gleichnamigen Buches geht, dann soll sich das bald ändern...

Hinter 95 Thesen steht "ProGenesis" ein "Schweizerisches Initiativkomitee gegen das naturalistische Weltbild"; das sind anscheinend die folgenden Leute: Dr. jur. Dieter Aebi, Dr. med. Markus Bourquin, Prof. a.D. Dr.-Ing. Werner Gitt, Dr. chem. Ruedi Hartmann, Dipl.-Ing. Kai-Uwe Kolrep, Roland Schwab, Dipl.-Ing. Hansruedi Stutz, lic. theol. Marcel Wildi. (Was ist denn ein "lic. theol"?)

In ihrem Eröffnungsstatement werden die üblichen falschen Vorstellungen, Behauptungen und Vorurteile gegenüber der Wissenschaft nochmal schön zusammengefasst;

Zwar sind seit der Erstveröffentlichung von Charles Darwins Buch "Von der Entstehung der Arten" am 24. November 1859 unzählige Fakten bekannt geworden, die ganz klar gegen die Evolutionstheorie sprechen, doch der Glaube an Evolution, Urknall und eine viele Millionen Jahre alte Erde hat sich tief in das Bewusstsein der modernen Gesellschaft eingeprägt. Dabei hat diese Weltanschauung allmählich einen fundamentalistischen Charakter angenommen. In keinem anderen Bereich der Wissenschaften werden kritische Stimmen so unsachlich und vehement attackiert wie auf diesem Gebiet der Forschung. Wer zweifelt, wird aus der Debatte um die Ursprungsfragen ausgeschlossen und nicht selten bekämpft.

Jaja - die bösen Wissenschaftler, die dogmatisch auf ihrer Meinung beharren und keinerlei Widerspruch zulassen... Ich wünschte, ich würde jedesmal nen Euro bekommen, wenn ich mir diesen Unsinn anhören muss.

Das lässt jedenfalls nichts Gutes für die Qualittät der "95 Thesen" gegen die Evolution hoffen. Und natürlich findet man dort nur die üblichen "Argumente" der Kreationisten (irreduzible Komplexität, "halbfertige" Organe, fehlende Zwischenstufen bei den Fossilien, usw.)

Ich hab mir natürlich besonders den Abschnitt "Kosmologie und Urknall" angesehen. Dort findet man so tolle Thesen wie die Nr. 53 die in ihrer Gesamtheit folgendermaßen lautet:


Die Entstehung der Galaxien kann im Rahmen der Urknalltheorie nicht erklärt werden.

und natürlich ebenfalls unsinnig ist. Weitere "Thesen", in denen völliges Unverständnis der Wissenschaft sichtbar wird lauten zum Beispiel:

Die unterschiedlichen Oberflächen von Planeten und Monden lassen Zweifel an der Theorie aufkommen, dass alle diese aus einer homogenen Gas- und Staubwolke entstanden sein sollen.
Ein 4,5 Milliarden Jahre altes Sonnensystem ist schwer denkbar, da einige Planeten "bereits" nach 10 Millionen Jahren in chaotische Bahnen geraten können.

Dann findet sich dort noch unverständliches wie z.B. These Nr. 80

Der Mensch ist in der Lage, sinnvolle Informationen zu kreieren, da diese Informationen nicht-materieller Natur sind, können sie nicht von unserem materiellen Teil (Körper) stammen.
 oder These Nr. 81
Die Behauptung, dass das Universum allein aus einer Singularität hervorgegangen sei (wissenschaftlicher Materialismus), steht im Widerspruch zu der nicht-materiellen Größe der Information.
Und These 83 behauptet gar, man könne aus der Bibel einen Beweis für Gott ableiten...

ProGenesis ruft für den 24. November zu Kundgebungen und Versammlungen in allen großen deutschen Städten auf. Da bin ich ja schonmal sehr gespannt ob sich wirklich so viele Fundamentalisten finden. Ich hoffe jedenfalls, dass diese seltsame Weltanschauung in Deutschland weiterhin nur eine Randerscheinung bleibt...


Anmerkung von Luzifer:

Wenn christliche Fundamentalisten solche Cartoons veröffentlichen,...


...dann fällt mir dazu spontan ein weiteres groteskes Cartoon ein, welches den Charakter und den Geist dieser Christfundamentalisten ebenso verdeutlicht. Stellt euch einen Juden in einem Keller vor. Vor dem Keller stehen vier SS-Wachleute, darunter befindet sich eine Sprechblase mit folgenden Inhalt:
 "Er leugnet den Talmud"
 und hinzugefügtem Kommentar "Keine Angst, vergast wird heute niemand...
Laßt es niemals zu, daß solche Fanatiker Macht erhalten! 

Sonntag, 18. Oktober 2009

Von der Erhöhung des »Schonvermögens« Arbeitsloser profitieren die Hauptspender der FDP.

Ein Gespräch zwischen G. Düperthal (Junge Welt) und Christoph Butterwegge. Christoph Butterwegge ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität Köln und Verfasser des Buches "Armut in einem reichen Land".

Das Boulevard-Blatt Bild bejubelt schwarz-gelbe Koalitionsbeschlüsse wie die Erhöhung des »Schonvermögens« bei Arbeitslosen von 250 auf 750 Euro pro Lebensjahr. Wo ist der Pferdefuß, wenn die Springer-Presse derartige Maßnahmen lobt?
 
Es geht dabei nur um das Schonvermögen zur Altersvorsorge, beispielsweise Kapitallebensversicherungen – nicht etwa darum, seinen Besitz allgemein vor dem staatlichen Zugriff zu schützen. In Ostdeutschland besitzt die Hälfte aller Betroffenen ohnehin kein Vermögen. Verdreifacht man den Betrag, den man für das Alter ansparen darf, kommt das vor allem Menschen im Westen zugute, die sich eine private Altersvorsorge leisten konnten, als sie noch Arbeit hatten – aber gerade die ärmsten Schlucker haben nichts davon.

Die eigentlichen Profiteure der Maßnahme sind Versicherungen und Banken – übrigens die Hauptspender der FDP. Gleichzeitig ist die neue Regelung kaum mehr als ein Trostpflaster für Hartz-IV-Betroffene, es soll Kürzungen an anderer Stelle lindern und Menschen beruhigen, die Union und FDP als Parteien der sozialen Kälte erleben. Denen will man suggerieren, der Sozialstaat werde nicht abgebaut, sondern nachgebessert. Hartz IV kann man aber nicht weiterentwickeln, man muß das Gesetz überwinden.


Inwiefern profitieren Versicherungen und Banken?

 
Wenn die Menschen nicht befürchten müssen, daß ihre Kapitallebensversicherungen wertlos werden, falls sie in Hartz IV abrutschen, sind sie eher geneigt, derartige Verträge abzuschließen. Das belebt also die Geschäfte der privaten Versicherungen. Die breite Masse der Hartz-IV-Bezieher kann sich den »Luxus« gar nicht leisten, darüber nachzudenken, was ihnen im Alter droht. Weil das nur wenige betrifft, ist diese Lösung billig: 300 Millionen Euro. Zur Erinnerung: Für die maroden Banken wurden 480 Milliarden bereitgestellt!

Die FDP beabsichtigt, Mieten von Hartz-IV-Beziehern direkt an Vermieter überweisen zu lassen, damit keine Zweckentfremdung stattfindet. Ist das sinnvoll?
 
Dahinter steckt das übliche Mißtrauen gegenüber sozial Benachteiligten. Unterstellt wird, sie könnten oder wollten mit Geld nicht umgehen. Im Hinterkopf lauert der Gedanke, daß irgendwann Gutscheine oder Sachleistungen vergeben werden. Darauf weisen Äußerungen diverser Politiker hin. Beispielsweise hat Philipp Mißfelder, Vorsitzender der Jungen Union und Mitglied des CDU-Präsidiums, erst im Frühjahr kundgetan, die Regelsatz-Anpassungen von wenigen Euro hätten einzig zum Boom der Tabak- und Spirituosenindustrie geführt.

Wahrscheinlich wird das soziale Klima im Zeichen der Weltwirtschaftskrise erheblich rauher – noch sind deren schlimmste Folgen ja kaum spürbar. Ich gehe davon aus, daß Union und FDP deshalb nicht alles in den Koalitionsvertrag hineinschreiben, was sie vorhaben. Sie sind sich politisch näher als die Partner der Großen Koalition und werden sich freie Hand lassen. Erst nach der Nordrhein-Westfalen-Wahl am 9. Mai 2010 wird die Koalition zum sozialen Kahlschlag ansetzen.


Was müßte dringend verändert werden?

 
Die Lebensstandardsicherung ist aufgegeben worden. Selbst für Menschen, die besser dagestanden haben, geht es schnell abwärts auf Sozialhilfeniveau. Das größte Problem ist jedoch die Lohndrückerei durch Hartz IV. Man schickt bewußt hochqualifizierte Leute in Ein-Euro-Jobs, etwa um Parks zu fegen. Durch Abschreckung soll die Bereitschaft gefördert werden, untertariflich bezahlte Jobs anzunehmen.

Der früher geltende Berufs- und Qualifikationsschutz muß wiederhergestellt werden; Ein-Euro-Jobs sind abzuschaffen. Die willkürlich vom Erwachsenen-Regelsatz abgeleiteten Kindersätze sind deutlich zu erhöhen. Die Politik sollte reagieren, bevor das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe am 20. Oktober darüber verhandelt. Der Erwachsenenregelsatz muß auf wenigstens 450, besser 500 Euro angehoben werden.

Ein FDP-Politiker hatte vor einiger Zeit empfohlen, Hartz-IV-Empfänger könnten sich als Sammler von toten Ratten betätigen – pro Ratte einen Euro ...
Sozial-Zynismus legen vor allem Leute an den Tag, die selber über immenses Einkommen verfügen. Bestes Beispiel dafür ist Bundesbank-Vorstandsmitglied Thilo Sarrazin, der ein Jahreseinkommen von mehreren hunderttausend Euro hat und sich Gedanken macht, wie Hartz-IV-Bezieher mit Bratwurst und Kartoffelbrei über die Runden kommen.

Samstag, 17. Oktober 2009

Armin Fiand schreibt Offenen Brief an Bundespräsident Köhler

* Der Hamburger Rechtsanwalt Armin Fiand hat sich nach der »Leipziger Rede« von Bundespräsident Horst Köhler mit einem offenen Brief an das Staatsoberhaupt gewandt:

(…) Ich verstehe nicht, wie die Abteilung in Ihrem Hause, die Ihre Reden vorbereitet, dazu kommt, Ihnen falsches oder unvollständiges Material vorzulegen. Sicherlich sitzen dort hoch bezahlte Leute, die eigentlich über ein Niveau verfügen sollten, das über das der politischen Kampfschreiber bei der Bild-Zeitung hinausgeht. Warum haben Ihre Redenschreiber nicht sorgfältiger recherchiert? Es dürfte doch nicht so schwer sein, nachzulesen, was beispielsweise der letzte Staatsratvorsitzende der DDR, Egon Krenz, er war zu jener Zeit Stellvertreter des Vorsitzenden des Staatsrats und Mitglied des Nationalen Verteidigungsrats – zu den Ereignissen in Leipzig am 09. Oktober 1989 gesagt oder geschrieben und was das Landgericht Berlin in seinem Urteil vom 25.08.1997 hierzu festgestellt hat. (...)

Im Urteil des Landgerichts Berlin vom 25.8.1997, das gegen Krenz und andere ergangen ist, heißt es: »… im Herbst 1989 trug der Angeklagte Krenz maßgeblich zur Deeskalation der damaligen Situation bei, die ohne weiteres zu einem Bürgerkrieg mit unabsehbaren Folgen hätte führen können … Der Angeklagte Krenz sorgte sowohl in den Oktobertagen des Jahres 1989 mit den zahlreichen Großdemonstrationen in verschiedenen Großstädten der DDR als auch im November 1989 nach Öffnung der Mauer aktiv und initiativreich dafür, daß es zu keinem Blutvergießen kam. Die Kammer hat insoweit als wahr unterstellt, daß er im Zusammenhang mit einer für den 9. Oktober 1989 geplanten Großdemonstration in Leipzig dem Zeugen Prof. Dr. Friedrich, Direktor des Instituts für Jugendforschung der DDR, versicherte, er werde alles in seiner Macht stehende tun, um ein Blutvergießen zu verhindern. Über dieses Gespräch informierte er den Zeugen Dr. Herger, Leiter der Abteilung für Sicherheitsfragen des Zentralkomitees, und ordnete an, durch die Abteilung für Sicherheitsfragen des Zentralkomitees der SED alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um die Gewaltanwendung durch Sicherheitskräfte in Leipzig zu verhindern. Der Zeuge Herger schickte daraufhin zwei Mitarbeiter der Abteilung nach Leipzig mit dem Auftrag, die dortige SED-Bezirksleitung dabei zu unterstützen, die Linie der Gewaltlosigkeit unbedingt einzuhalten. Dabei stand Herger in einem ständigen Kontakt mit dem Minister des Innern Dickel. Der Angeklagte Krenz stand zugleich in ständiger Verbindung mit den Zeugen Keßler, Mielke und Hackenberg, letzterer Vorsitzender der Bezirksleitung in Leipzig, um sicherzustellen, daß diese ihm auf der Linie der Gewaltlosigkeit folgen würden.«

Hiernach ist es auch (aus meiner Sicht: sogar hauptsächlich) das Verdienst der DDR-Führung – so ungern man das hierzulande auch hören mag, weil es nicht in das übliche politische Schema paßt –, daß es am 9. Oktober 1989 zu keinem Blutbad gekommen ist. Keineswegs ist dieser Erfolg, wie Sie es darstellen, nur den Leipziger Montagsdemonstranten, der Kirche, den von ihr veranstalteten Friedensgebeten und dem Aufruf der »Sechs« zu verdanken. Und das alles wäre gar nicht möglich gewesen, wenn nicht der Zufall mitgewirkt, nämlich die Sowjetunion, warum auch immer, die DDR nicht schon damals »innerlich« abgeschrieben hätte.

Sie, sehr verehrter Herr Bundespräsident, tun in Ihrer Rede so, als würden die Sicherheitskräfte unseres Staates mit 70000 Menschen, die, weil sie mit ihrem Staat unzufrieden sind, auf die Straße gehen und »Wir sind das Volk« rufen, ganz anders umgehen. Das ist sicherlich richtig, aber nicht so, wie Sie das offensichtlich verstanden haben möchten. (...)


 

Freitag, 16. Oktober 2009

Klatsch und Tratsch - heute: Depeche Mode



In Peru verabschiedet sich Grahan mit "Danke Chile" (Thank you, Chile). Freunde der Band und notorische Optimisten werden dies mit "überhöhter Tourbelastung" (Welche Ursache hat diese Belastung? Weshalb passiert dies bei hoher Tourbelastung fast nur Rock- und Popgladiatoren und nicht den wesentlich musikalisch anspruchsvolleren Symphonieorchestern? Weshalb haben solche Ausfälle nicht Fliesbandarbeiter, die eine weit höhere Belastung durchleben?) bewerten. Ein Schelm hinterfragt und deutet unter youtube dieses Geschehen:
Wie peinlich. Ist Gahan wieder auf Heroin oder gehört das zu den Folgen seines Mißbrauchs? Welcher Zombie- Cocktail entleerte diesmal sein Gehirn? Oder ist er einfach nur desinteressiert gegenüber seinem Publikum und dazu noch höchst ungebildet?
Ring frei zur Diskussion oder haben wir keine lebensnahen und wichtigen Probleme zu bewerkstelligen?

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Hört eine Lüge auf, Lüge zu sein, wenn sie anders bezeichnet wird?

Es geht um eine Festrede Köhlers, in der er laut "Welt" (Springer) "einige tatsächlich sachlich unzutreffende Sätze" gesagt hat. Köhler (bzw. sein Redenschreiber) erfand für seine Rede "Tatsachen", die zwar in sein ideologisches Weltbild passen, aber in keinster Weise den historischen Tatsachen entsprechen. Es hilft dabei auch wenig, wenn die "Welt" in ideologisch korrekter, aber dafür lächerlicher Weise schreibt: "aber sie [die Lügen Köhlers] entsprachen den Befürchtungen, die in Leipzig bei den Menschen vorherrschten, die dennoch am 9. Oktober 1989 an der Montagsdemonstration teilnahmen." Gehören solche "Mißverständnisse" ("Welt") nicht zum Geschäftsalltag dieses Bundespräsidenten? Nun könnte ich zum Thema Köhler, Lüge und Leipzig schreiben, doch interessanter scheint es mir zu sein, einige grundlegende Gedanken über diese "Wendezeit" darzulegen.
Was tat ich damals am 9. Oktober 1989? Ich saß in der Erfurter U-Haftanstalt des MfS ein.
Was tat Köhler damals am 9. Oktober 1989? Wie war sein Verhältnis zur Bürgerrechtsbewegung in der DDR und vor allem, wie nutzte er seine bereits damals gehobene Stellung im Verhältnis zu dieser Bürgerrechtsbewegung? Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, weil ich nicht so vergesslich bin, wie der große Rest des Volkes, daß die Partei Köhlers, namentlich die CDU, die Bürgerrechtsbewegung in der DDR erst sehr spät entdeckte. Faktisch erst, als das Ende der DDR sich bereits unausweichlich abzeichnete. Kein Schelm, wer dabei logisch denkt. Zuvor wurde jahrelang das Bemühen der SPD, mit der SED zu verhandeln, um Erleichterungen für die Deutschen in Ost und West durch Annäherung zu erreichen, in aller Öffentlichkeit diffamiert, denunziert und getadelt. Strauß, zwar jederzeit öffentlich gegen das Regime in Ostberlin und die SPD- Ostpolitik hetzend, sorgte als Lobbyist der BRD- Wirtschaft für eine Verlängerung des Ostberliner Regimes, als er Milliarden nach Ostberlin transferierte. Zum Zweck, weiterhin Qualitätsprodukte zum Schleuderpreis für den westlichen Markt einkaufen zu können und westliche Produkte wegen bestehender Embargopolitik zu überhöhten Preisen auszuführen. Für dieses Profitinteresse war die Mauer ein willkommenes Instrument, in die eigene Tasche wirtschaften zu können. Auch Kohl, der sich gerne als "Kanzler der Einheit" feiern läßt, sprang erst sehr spät auf den Zug auf. Zuvor tat er alles, um die Gleise zu blockieren. Geißler, der sich heute, da er nicht mehr an den Trögen sitzt, zu Attac bekennt, bezeichnete damals die SPD wegen ihrer Ostpolitik als "die fünfte Kolonne Moskaus". Zu alldem sagte Köhler verständlicher Weise nichts in seiner Festrede. Für diese Tatsachen war kein Raum in seiner Rede, dafür aber für seine erfundenen "Tatsachen", für seine Lügen.
Köhler sprach auch kein einziges Wort darüber, welche Rolle er damals als höchster Regierungsbeamter, nämlich als zuständiger Staatssekretär für die sog. Treuhandanstalt*, spielte. Er war maßgeblich am organisierten Raub, an Milliardenbetrügereien zum Schaden der Deutschen in Ost und West beteiligt. Er war dafür zuständig, daß Millionen ihre Arbeit verloren, die funktionierende Wirtschaft vernichtet wurde, ja selbst ernstzunehmende westliche Unternehmer keinen Zugang zu Treuhandgeschäften erhielten, zum Zwecke, daß diese Geschäfte der menschlichen Heuschreckenplage, der Profitgier, allein zu dienen hatten. Es war nicht allein die Profitgier, sondern auch das ideologische Ansinnen, daß NICHTS, aber auch gar nichts von dem übrigbleiben durfte, für das die Menschen in Leipzig auf die Strasse gegangen sind! Die Menschen in Leipzig wollten keine BRD, sie wollten eine lebenswertere DDR. Darüber verlor Köhler kein Wort, er hätte sich selbst anklagen müssen! Wir zahlen heute noch dafür und das nicht wenig, demzufolge ist dieses Thema nach wie vor aktuell. Das sei besonders denjenigen in ihr Buch geschrieben, die meinen, es sei doch alles nur Schnee von gestern. Es wird Zeit, daß dieser Schnee endlich abtaut, um den Boden darunter bestellen zu können. Ohne all die Köhler, die man dann mit dem sichtbar werdenden Dreck im Nirwana der Geschichte entsorgen wird. An den Taten werdet ihr sie erkennen oder etwa nicht, Christ"demokrat" Köhler? Köhler verlor auch kein Wort über seine Parteifreundin Merkel und ihre Rolle in der DDR. Dabei wäre es doch interessant gewesen, zu hören, welche Rolle die bis zur Wende überzeugte Stalinistin Merkel in diesen Tagen noch spielte. Auch die Merkel fand dafür in ihrer Festrede kein einziges Wort, auch keins über ihre vermeintliche MfS- Tätigkeit als IM Erika und die Überwachung des Bürgerrechtlers Habermas. Dafür fanden sie aber "mißverständliche" Worte...
Was danach aus Köhler wurde, wissen wir. Er wurde zum Chef des IWF befördert und später Bundespräsident der BRD.


* u.a. lesenswert hierzu "Raubzug Ost: Wie die Treuhand die DDR plünderte" von Klaus Huhn
** unter NetNewsGlobal wurde der Verweis zu meinem Artikel unter dem Vermerk "Zur Sache" verlinkt. "Zur Sache" bezieht sich dabei nicht auf die Aussage meines Artikels, sondern lediglich auf meine Buchempfehlung in Sachen Verbrechen der "Treuhand" bzw. auf den Autor des Buches K. Huhn. Der Link verweist auf eine "Focus"- Meldung, in der ohne Quellenangabe auf eine MfS- Tätigkeit des Huhn hingewiesen wird. "Fakten, Fakten, Fakten"- Focus liefert hierbei keine Fakten, sondern lediglich Behauptungen, die nicht nachprüfbar sind.  Desweiteren ist der Verfasser des Focus- Artikels ungenannt. Kenner der Szene wissen derartige Medienberichte einzuschätzen. Es liegt mir fern, eine (mutmaßliche) MfS- Tätigkeit des Huhn zu decken bzw. zu verteidigen, doch selbst, wenn die Focus- Anschuldigungen den Tatsachen entsprechen, stellt sich die Frage, inwieweit dadurch die Aussagekraft des Huhn- Buches bzw. dessen Wahrheitsgehalt darunter leiden soll? Eine Stasie- Nähe würde eher für eine erhöhte Sachkenntnis stehen und im Gegensatz zum Focus, bleibt Huhn keine Quellenangabe schuldig und bezieht sich in seinem Buch bevorzugt auf "unverdächtige" Quellen gegenüber seiner eigenen ideologischen Einstellung (Regierung, Spiegel usw.). Ich kann dieses gut zu lesende Buch nur weiterempfehlen. Es behandelt zwar die Verbrechen der Treuhandanstalt, doch ist es in unseren Tagen fortführend lehrreich, weil es zeitgleich und ungewollt die Vorgänge um die sogenannte Banken"krise" (Krise = altgriech. für Gericht, doch wie wird Gericht gehalten, wenn die Täter allein in der BRD, ohne Verhandlung 500.000.000.000 €  zusätzliche Einnahmen erhalten?) für den Normalbürger beleuchtet. Einige Mittäter werden benannt (z.B. Köhler), sind identisch und ihre Gaunereien von heute nur eine Fortsetzung ihrer alten Gaunereien. Die Gaunereien wären einen Focus- Artikel wert? Nein, dafür ist der Focus nicht geschaffen worden...
*** Offener Brief des Hamburger Rechtsanwaltes Armin Fiand
**** aktueller Huhn- Kommentar zum Thema

Sonntag, 11. Oktober 2009

Internetzensur: Ein Zukunftszenario

Gorbatschow hätte fast die Stasi übernommen?

Zwanzig Jahre ist es her, daß die unsägliche Mauer niedergerissen wurde. Allerdings wird man heute und dies zunehmend, mit Schwachsinn konfrontiert. Doch im Gegensatz zum Dritten Reich leben noch zu viele aus der Erlebnisgeneration, um nicht der knoppschen Manipulation die Stirn bieten zu können. Gorbatschow hätte die Staatssicherheit fast übernommen? Das Flagschiff der imperialistischen Propagandaschmiede, auch als "Spiegel" bekannt, vermeldet derlei Blödsinn und beruft sich dabei auf den BND. Der BND, eine unmündige Tochterorganisation im Dienst der letzten Besatzungsmacht, war stets unfähig, selbst die einfachsten Areale abzusichern. Fehlender Idealismus und fehlende Motivation der Agenten? Der BND öffnet seine Akten für den Spiegel. Die Akten über das Leipziger Kinderbordell gelten allerdings weiterhin als verloren und die Akten über die RAF sind auch zukünftig "top secret", weil man nicht will, das Tatsachen an die Öffentlichkeit geraten. So viel Demokratie ist nicht gut für die BRD- Demokratie. Der Heiligenschein würde sich auflösen und das Wesen einer Diktatur wäre selbst für Blinde erkennbar. Aber aus welchem Grund sollte der Ex- KGB Führer Gorbatschow das MfS übernehmen? Das MfS gehörte als Tochterorganisation zum KGB, genauso, wie der BND ein Tochterunternehmen der amerikanischen Sicherheitsdienste ist. Wozu eine Übernahme? Wie kann man etwas übernehmen, was man längst besitzt und dazu ohne den wahren Besitzer funktionsunfähig wäre? Laut einem Gutachten der CIA war das Ministerium der Staatsicherheit der DDR der effektivste Geheimdienst in der Zeit des Kalten Krieges. Nicht etwa, weil ich eine Einmannzelle im Headquarter bewohnen durfte, sondern weil es in 40 Jahren keinen amerikanischen Dienst (nebst Tochterdienste - u.a. BND) gelungen war, auch nur einen einzigen Agenten zu installieren, der nicht zeitgleich, und etwas mehr, für die Staatssicherheit tätig war.
Sicherlich ist folgender Vorschlag nicht im Interesse der Spiegel- Redaktion, doch den Lesern würde es interessieren: weshalb veröffentlicht der Spiegel nicht DIE relevante Übernahme?* Weshalb veröffentlicht der Spiegel nicht eine namentliche Liste aller Stasie- Agenten, welche vom BND und der befreundeten Dienste übernommen wurden? Doch nur aus dem einfachen Grund, weil die "Haltet den Dieb"- Botschaft beim Volk immer gut ankommt und nicht auf die eigenen Verbrechen hingewiesen werden muss.

* Marcus Wolf, bis zu seinem freiwilligen Rücktritt 1986 Chef der Auslandspionage der DDR, wurde nach der Wende ein Beraterdienst beim CIA angeboten. Für eine Jahresgage von 1.000.000 $. Als sein Name damals durch die Medien ging, demonstrierte man ihm die Macht des neuen vermeintlichen Arbeitgebers. Wolf lehnte dieses Angebot aus Gewissensgründen ab, doch viele seiner ehemaligen Genossen hatten keine Eier in ihren Hosen.
** um der Berichterstattung der Systemmedien etwas entgegenzusetzten, hier ist ein Gespräch mit Egon Krenz nachzulesen. In diesem Gespräch verweist Krenz darauf, daß die DDR als einzigster deutscher Staat in der Geschichte der deutschen Staaten, sich angeblich niemals militärisch auf fremden Hoheitsgebiet betätigte. Hierbei irrt Krenz, meines Erachtens wissentlich, da fernmeldetechnische Armeeeinheiten der DDR 1968 zur Unterstützung der Sowjetarmee in die CSSR gesendet wurden. Oder hatte Krenz dabei im Hinterkopf, daß die "sudetendeutschen Gebiete" nur "zwangsverwaltet" wären und Böhmen und Mähren sowieso Reichssache darstellen würden? :-)
Nichtsdestotrotz sind die weiteren Aussagen des Krenz lesenswert.

Präventiver Friedensnobelpreis



Den Friedensnobelpreis haben bereits äußerst dunkle Gestalten erhalten, deren Namen für alles andere, aber garantiert nicht für den Frieden stehen. Ich erinnere nur an Kissinger, den "Ozean der Weisheit", Arafat oder Peres. Ein Preis ist nur soviel wie seine Träger wert und der Friedensnobelpreis wurde stets überbewertet.
Obama fällt in dieser Riege nicht sonderlich auf. Was aber auffällt, ist die Verleihung dieses Preises nicht wegen irgendeiner erbrachten fadenscheinigen Leistung, sondern lediglich für vollmundige Phrasendrescherei (Versprechungen), denen aber bisher nur Taten gefolgt sind, die wiederum im Gegensatz zu diesen Versprechungen stehen.
Kein Präsident der USA wurde zuvor so erbärmlich deklassiert, wie jüngst Obama, als er die Israelis und Palästinenser zu Friedensgesprächen einlud. Die Truppenstärke im Irak und in Afghanistan wurde erhöht. Der Krieg in Pakistan heimlich weitergeführt. Die Rüstungsausgaben erhöht, das KZ Guantanamo nicht aufgelöst und so weiter und so fort.


Aber der "heilige Obama" hat doch das geplante Raketenschild in Polen*...? Obama hat einen Scheissdreck getan. Wer so naiv ist, zu glauben, daß eine einzelne Person, noch dazu eine politische Marionette, ein Imperium ganz allein regiert, ist dumm genug, an eine Jungfrauengeburt und an den Weihnachtsmann zu glauben.
Selbst der Gedanke, gewisse Kreise hätten durch diese Preisverleihung einen gewissen Druck auf Obama ausüben wollen, in der Hoffnung, er würde sich wenigstens dann an seine Versprechungen halten, ist absurd. Absurd, weil dieser Gedanke jegliche vorherrschende Machtstrukturen, ein komplexes System, die politische Figur Obama und auch die Aussagen der Nobelpreisjury völlig verkennt.
Die Massenmedien versuchen derzeit, die Kritik bezüglich dieser Preisverleihung herunterzuspielen und auf ein Minimum einzugrenzen. Ein betrügerischer Versuch und dabei ist ihnen nichts zu peinlich. Sie servieren beispielsweise ein altes Negermuttchen, angeblich die Oma dieses Obama, in dem Versuch, das Image Obamas aufrechtzuerhalten. Obama kam nicht von "unten", wie sie es vorgaukeln wollen. Obama wuchs bei seiner schwer reichen und auch einflußreichen Oma in Hawaii auf, nicht bei dieser sympathischen Dame in Afrika. Obama ist kein Malcom X, kein Martin Luther King und, für die Fernsehgeneration, auch kein Kunta Kinte. Ach, die alte Fernsehserie "Roots". Sie mußte mit Serien wie "Dallas" konkurrieren. Der virtuelle Kunta Kinte hatte Erfolg, doch es reichte bereits damals nicht an die Einschaltquoten eines J. R. Ewing heran. Das Volk entscheidet; die Masse entscheidet, was sie sehen will - woran sie glauben will. Wer darauf Einfluß haben will, braucht und benutzt heutzutage die Medien. Die Konzentration auf dem Mediensektor ist dafür bestens geeignet. An der Wirklichkeit ausgerichtete Kreationen, fernab der Wirklichkeit, manipulieren und betäuben jeglichen Geist. Das Fernsehgerät mutierte zum orwellschen Wahrheitsministerium. Ich kenne die Welt, ich bin im Kino gewesen. Die einen verteufeln es, aber für mich bleibt es eine vortreffliche Erfindung, obwohl ich mein Gerät vor ca. acht Jahren verschenkte, weil mich das Programm (!) anwiderte. Dies ist analog zu Nietzsches Werk zu betrachten. Er war auch zu früh, doch nur die Wenigsten wußten damit etwas anzufangen, was zwangsläufig den Menschen geistig noch weiter von seinen Mitgeschöpfen getrennt hätte. Allerdings zum Positiven, bezüglich der Natur, deren Gesetze der Mensch auf Ewig unterworfen bleibt. Die Allmacht des einen "Gottes", dessen Ebenbild scheitern muss an der Wahrheit. Wäre ich ein Außerirdischer, dann würde ich all dies nicht schreiben. Ich würde über euch sprechende Nacktaffen lachen. Doch ich bin leider kein Außerirdischer. Ich lebe in meiner Welt und egal wieviel ich mich herausziehe, es ist immer auch eure Welt. Eine Welt, die mich geistig befremdet - eine Welt, zu der ich nur wirklich Zugang erhalte, wenn ich mich betäube und mein Inneres abtöte. Mich kotzen eure verlogenen und heuchlerischen Weltsichten an. Eure Witzfiguren ala Obama oder Merkel stellen eine unmissverständliche Beleidigung dar. Die Propagandaabteilung in Oslo hat sich zwar entschieden, doch darf ich getrost auf ihre Vorgänger verweisen. Während des Weltkrieg I und Weltkrieg II wurden aus nachvollziehbarem Grund keine Friedenspreise verliehen (jeweils einmalige Ausnahme war das Rote Kreuz). Weltkrieg III (welches Land der Erde ist nicht am imperialistischen Krieg, so oder so, beteiligt?) hatte die Oslo- Kommission zur Einsicht gebracht, DEN Kriegspräsidenten überhaupt, Obama bin Staaten den Preis zu verleihen, weil es angeblich keine anderen Anwärter geben würde. Eine armselige Jury beweihräuchert ihre Ohnmacht oder doch nur ihr opportunistisches Gehabe? "Hängt den Adolf Hitler, hängt den Adolf Hitler, hängt den Adolf Hitler den Nobelpreis um!" forderte einst eine deutsche NeoNaso- Band ein. Ich kenne keine linke Band, die daraufhin "Hängt den Joseph Stalin, hängt den Joseph Stalin, hängt dem Joseph Stalin den Nobelpreis um" gefordert hat. Der Giftzwerg aus Braunau und der georgische Priesterbruder wollten doch auch nur das Beste. "Frieden, Freiheit, Brot für alle" versprach der eine, der andere wollte die Menschheit "vom Joch der Tyrannei" entgültig befreien. Reichten ihre Parolen etwa nicht für den Friedensnobelpreis? Immerhin klammert die Jury 2009 offiziell die Taten aus, orientiert sich nur noch an Phrasen. Und behauptet, es würden derzeit keine anderen (wirklichen) Anwärter für den Preis existieren. Ich sitze nicht in der Jury, doch hätte ich, wie einige meiner Vorgänger, mein Amt aus Protest niedergelegt. Hugo Chavez hätte diesen Preis verdient, vielleicht auch ein Fidel Castro für sein Lebenswerk (glaubt ihr nicht? dann fragt die Millionen Latinos!) Und, wem das politisch nicht korrekt genug ist, einem Häuptling eines friedlichen Amazonasstammes oder dem Oberhaupt eines friedvoll lebenden Südseevolkes hätte dieser Preis würdiger zugestanden. Doch was bedeutet schon Würde in unserer Zeit? Entstammt dieser Begriff aus einem Märchen der Gebrüder? Würde, ein Ideal aus der Heimat der Helden. Würde, eine Phrase, die man besser nur heimlich lebt. Denn sonst gibt es keine Preise zu gewinnen. Heute versteht man unter Würde, wenn sich das menschliche Schaf bereitwillig die Wolle rasieren läßt und dabei glücklich blökt. Würdelos...bis zur Schlachtbank...

Freitag, 9. Oktober 2009

Nachhilfe für U. Hammann (Grüne)

Ursula Hammann (Grüne): "Biblis muss vom Netz!"

Laut Hammann ist es die Regierung, welche seit angeblich zehn Jahren die Menschen hinter's Licht führt.
Hammann ist seit 1995 für die Grünen im hessischen Landtag vertreten und kann dadurch unmöglich wissen, dass der einstige hessische Umweltminister Joseph "Joschka" Martin Fischer (Grüne) für die Aufrechterhaltung eines der Biblis- Reaktoren politisch verantwortlich ist. Biblis wurde selbst von den "Experten" als kritisch eingestuft. Damals setzte sich Fischer nicht nur gegen die eigene Parteibasis, sondern auch gegen die Stimmen der hessischen CDU durch (ein endlos beliebtes Spiel der Blockflötenparteien, wenn sie in der Opposition sind). Frau Hammann, zunächst an die eigene Nase fassen ist immer tugendhafter als ein nackter Fingerzeig auf andere.
Nebenbei bemerkt. Fischer, die Hämorrhoide am Hintern einer Petra Kelly, vollzog in Deutschland eine einzigartige Karriere. Die eigentliche Karriere dieses ehem. (Möchtegern-)Rebellen begann in der Mitte der 70iger Jahre. Spätestens zu diesem Zeitpunkt geriet Fischer ins Interesse staatlicher oder "befreundeter" Institutionen. Anders ist seine fehlende Strafverfolgung, die seitdem beginnende politische Karriere, die Vernichtung seiner Akten und der Aufstieg bis hin zum Außenministeramt nicht erklärbar. Fischer, der keinen Schulabschluss besitzt, über keinerlei besondere intellektuelle Fähigkeiten verfügt und dessen ursprüngliche Sozialprognose nicht einmal für die Eignung zum Briefträger (damals noch Beamte!) gereicht hätte, wird Aussenminister. Oh,Wunder! Wunder??? Es mangelt dabei stets nur an Erklärungen!
War es etwa die rhetorische Kunst eines Fischers, welche zum Aufstieg führte? Das behaupten viele. Viele der Grünen- Wähler, die sich heutzutage ohnehin fast nur aus naiven Einfalltspinseln, politischen Analphabeten, weichgespülten Christen, Esoterik-, Horoskop- und Dalai Lama- Freunden zusammensetzen. Der unaufgeführte Rest der Grünen wartet scheinbar nur auf seine Chance, nach vier Jahren Politikerdasein in Rente gehen zu können, um dann in intellektuell bescheidenster Ruhe sein Leben wie der Rest der Grünen- Wähler gestalten zu dürfen. Fischer und Rethorik? Das Wort Rethorik im Zusammenhang mit Fischer setzen zu wollen, würde bedeuten, den bayrischen Schöngeist Stoiber auf eine Ebene mit von Goethe zu setzen. Fischer's Reden im Bundestag waren wie Stoibers Reden eine Freude für jeden Germanistikfreund: " Ich würde, äh äh, ja, man müßte, äh äh, die Mehrheit auf unsere äh äh Seite äh äh bringen. Dann äh äh hätten wir äh äh die ähäh Mehrheit". Fischer, als in der BRD über mögliche "Rot Kreuz Einsätze" der Bundeswehr debattiert wurde, meinte: "Deutsche Helden müßte die Welt, tollwütigen Hunden gleich, einfach totschlagen; dies zeigt unsere Geschichte ganz sicher." 1999 erfand dann dieser Fischer sogar ein neues Auschwitz, um deutsche Soldaten in seinen Krieg zu schicken.


Satire auf Fischer, der einen unzulässigen Vergleich gezogen hatte und dadurch die Einzigartigkeit des Holocaust leugnete.

Er wurde aber daraufhin nicht von der Justiz und den Medien verfolgt und auch nicht gesellschaftlich geächtet. Nicht nur er benötigte einen Grund, um das unabhängige Jugoslawien unterwerfen zu helfen. Von einer strafrechtlich verbotenen Gleichsetzung (des Holocaust) keine Spur, da Gesetze stets nur bei Bedarf Anwendung finden sollen. Fischer ist übrigens vom obersten Gerichtshof Jugoslawiens als Kriegsverbrecher zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Der Haftantritt erfolgt hoffentlich bald...

Nun gäbe es noch so viel mehr zu erzählen, aber Fischer war nicht das Thema...

Es werde Licht - Die Energiesparlampe soll der guten alten Glühbirne an den Kragen: Was steckt hinter der Stromsparhysterie?

von Helmut Höge

Die Glühbirne im schattenarm gewordenen Zimmer hat die Anfechtungen des Nachtgrauens weit gründlicher geheilt als etwa Voltaire.« (Ernst Bloch)

In der Lichttechnik, die zur Strahlenphysik gehört, hat man es mit Strahlen im sichtbaren Bereich zu tun: »Alles wird grundsätzlich von der Augenempfindlichkeit aus bewertet (in Lumen),« so der stellvertretende Leiter des Instituts für Lichttechnik an der TU. Vor der Tür steht dort ein Siemens-Denkmal, damit man sofort weiß, daß dieser laut Süddeutsche Zeitung mafia-ähnliche Konzern, zu dem Osram gehört, auch hier seine Finger mit drin hat. Und tatsächlich hat der mindestens bis 1989 im Elektrokartell IEA führende »Global Player« durchgesetzt, daß weltweit seit etwa 1910 sukzessive die Brenndauer von Glühbirnen herabgesetzt wurde: auf bis jetzt 1000 Stunden. Den Lichttechnikern kam nur zu, diese Reduzierungen jedesmal als »optimal für den Verbraucher« darzustellen. Als die Ostberliner Narva-Ingenieure 1981 auf der Hannover-Messe eine neue »Langlebensdauerglühlampe« vorstellten, die 5000 Stunden brannte, meinten die Osram-Kollegen abschätzig: »Ihr wollt euch wohl arbeitslos machen …« »Im Gegenteil,« erwiderten die Narva-Leute, »wir wollen und müssen Ressourcen schonen.« In sibirischen Arbeitslagern, wo im Winter besonders viele Glühbirnen verbraucht werden, gab es sogar mal ein Werk zur Wiederaufbereitung ausgebrannter Glühbirnen. Zwar hatte Rathenaus AEG zuvor mitgeholfen, Glühlampenfabriken in der Sowjetunion aufzubauen, gleichzeitig hatte jedoch das Elektrokartell, in dem die AEG vertreten war, ein Wolfram-Embargo gegenüber der Sowjetunion verfügt. Noch 1990 bat der »AEG-Milchbruder« – das Moskauer Werk »Elektrosawod« – die Bevölkerung, kaputte Glühbirnen zwecks Wiederverwertung abzuliefern. Das Ostberliner Narva-Werk hatte 1988 bei Osram für sechs Millionen DM eine Energiesparlampen-Fertigungsstrecke bestellt. Sie wurde kurz vor der Wende geliefert und kostete schließlich 21 Millionen DM, denn es handelte sich dabei um ein Embargo-Gut, dessen Erwerb im Osten (die KoKo-Firma F.C.Gerlach) wie im Westen (Heinz Pietsch) Zwischenhändler erforderte. Zynischerweise gehörte Pietsch dann zu dem Immobilien-Konsortium, das 1992 Narva erwerben wollte – und obwohl es versprochen hatte, die »Arbeitsplätze im Licht« zu erhalten, bot es sogleich Osram heimlich den Rückkauf der neuen Fertigungsstrecke an: Nach Meinung des Betriebsrates die einzig profitable im Werk. Drüben, bei Osram in Spandau, mußten sich die Beschäftigten immer wieder von der Geschäftsführung sagen lassen: »Wir produzieren hier nur noch Glühlampen, damit ihr einen Arbeitsplatz habt, verdienen kann man damit bloß noch Pfennigbeträge«. 2005 wurde die Produktion ins Elsaß verlegt, wo man nun, weil das Werk vor allem 100-Watt-Glühbirnen herstellt, die seit dem 1. September verboten sind, 100 Leute entlassen will. Die großen Elektrokonzerne haben dafür gesorgt, daß sukzessive alle Glühbirnen verboten und durch Energiesparlampen (ESL) ersetzt werden sollen, mit denen sehr viel mehr Geld zu machen ist, überhaupt wenn man sie in China produzieren läßt – bis jetzt 80 Prozent. In der Nanhai-Feiyang-Lampenfabrik z.B. wurde gerade festgestellt, daß 68 von 72 untersuchten Arbeiterinnen so mit Quecksilber vergiftet waren, daß sie ins Spital mußten. Vergiften kann man sich auch, wenn die ESL zu Hause zerbrechen; zu ihrer Entsorgung bedarf es eines gesonderten Kreislaufs. Osram und Philips gründeten dafür zwei Firmen, die sie analog zu »Fanny Mae« und »Freddy Mac« »Olav« und »Lars« nannten.

Ob ihnen damit das Einsammeln der kaputten Lampen gelingt, darf man bezweifeln. Die ESL bereiten aber noch andere Probleme: Ihrem Licht fehlt der für den Melatoninhaushalt lebenswichtige, sozusagen von innen und außen wärmende Infrarotanteil. Das Leuchtstofflampenlicht besteht aus UV-Strahlung: heimtückische Lichtwellen, die durch Leuchtstoffe in sichtbare Spektren transformiert werden. Im Gegensatz zu den guten alten Glühbirnen ist das ESL-Licht kalt. Englische Lichtforscher befürchten deswegen, daß die Nutzer die gefühlte Kälte dadurch kompensieren werden, daß sie die Heizung hochdrehen, wodurch der ESL-Energiegewinn wieder verlorengeht. Kürzlich hat das bayrische Umwelt-Landesamt zudem festgestellt, daß die meisten ESL »unnötigen Elektrosmog erzeugen«. Das Gasgemisch in den Glasröhren wird zwischen 30000 und 60000 mal pro Sekunde gezündet und sendet deswegen mit 30 bis 60 Kilohertz. »Die Lampen im normalen Haushalt wirken so, als ob Sie zehn DECT-Basisstationen [die Sendeteile von schnurlosen Telefonen] in der Wohnung stehen haben.« Die ESL-Strahlung ist nicht nur schädlich, sondern, anders als bei Funktelefonen, auch nicht ihr Zweck. Und dann gibt es auch noch wirtschaftliche Argumente – im kleinen: In Privathaushalten beträgt der Anteil des Lichts am Gesamtstromverbrauch nur noch sieben Prozent: Was will man dabei groß sparen?! Und im großen: »Wer Strom spart, sorgt dafür, daß weniger Kohlendioxid entsteht. Leider nicht!« So der SZ-Wirtschaftskommentator, denn »wenn die Haushalte in der EU weniger Strom brauchen, dann ändert sich an der Gesamtzahl der Zertifikate für Emissionen nichts. Der Schadstoffausstoß verlagert sich lediglich. Davon profitieren insbesondere energieintensive Industrien wie die Stahl- oder Aluminiumindustrie.« Dabei kommt noch etwas zum Tragen: ESL beziehen Energie nicht nur über die Phase, sondern auch über den Nulleiter. Vattenfall hat bereits angekündigt, daß sie den Strompreis erhöhen werden, falls dieser Effekt in der Stromerzeugung spürbar wird. Der Wirtschaftskommentator des Standard schreibt dazu: »Und so haben wir dann alle schöne, teure Sparlampen daheim, die Einsparung bei der Stromrechnung schmilzt aber dahin, weil der Strom schon wieder teurer wird.« Da es in der Lichttechnik wie erwähnt grundsätzlich nach »Augenmaß« geht, ist das stärkste Argument gegen die ESL ihr schlechtes Licht – im Vergleich zur normalen Glühbirne, deren Licht dem natürlichen, dem Sonnenspektrum, am nächsten kommt. Die Glühbirne ist quasi eine Sonne im kleinen. Und wie diese wandelt sie auch nur sieben Prozent der Energie in Licht um, den Rest in Wärme. Beim Licht der Glühwürmchen ist es genau umgekehrt.

In den Internet-Foren der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau artikuliert sich bereits der Zorn über den vermeintlich ökologisch motivierten ESL-Kaufzwang. Daneben horten die Bürger Glühbirnen wie verrückt: Die nocherlaubten Birnen sind jetzt schon fast doppelt so teuer wie 2008. Auf der Gegenseite wurden die Zöllner an den EU-Außengrenzen angewiesen, Glühlampen, die bei Reisenden gefunden werden, zu beschlagnahmen. Und Händler, die sich erfrechen, verbotene Glühbirnen auch weiterhin zu verkaufen, müssen bis zu 50000 Euro Strafe zahlen. Das Glühbirnenverbot ist ein Konjunkturprogramm auf Kosten der Bürger.

Donnerstag, 8. Oktober 2009

Linke- Abgeordneter fordert Sklavenlohn

Würde in der BRD ein gesetzlicher Mindestlohn wie in Frankreich eingeführt werden, dann läge das entsprechende Nettoeinkommen unter 1000 €. Dies fordert der stellvertretende Linke- Vorsitzende der Berliner Schwatzbude. Gleichzeitig fordert Herr Ernst auch eine "deutliche" Erhöhung der Hartz IV- Zahlungen, erklärt aber nicht, wie sich dann noch Arbeit (Vollzeit) lohnen soll.

Bei den jetzigen Lebenshaltungskosten ist jeder Nettolohn unter 1200 € unterhalb der absoluten Schmerzgrenze. Und selbst dann würde ein Arbeitnehmer, zöge man die Leistungen ab, die er sowieso vom Staat erhalten würde, effektiv für ca. 400 € (geschätzt) im Monat Vollzeit arbeiten.
Nur, wer vergleichen kann, kann auch bewerten. Herr Albrecht zum Beispiel, Besitzer der Ladenkette Aldi, erhält allein durch diese Ladenkette einen Nettostundenlohn von 400.000 € und kann sich sogar auf Grund der Steuergesetze von seinen Fiskusbeiträgen befreien. Das kann der Lohnsklave nicht. Dafür hat der Gesetzgeber keinerlei Hintertore vorgesehen.
Herr Klaus E., betreiben sie Realpolitik im Sinne ihrer Wähler und tragen sie mit ihren Vorschlägen nichts zur unwürdigen Ausbeutungspolitik bei! Sozialistische Politik betreiben sie jedenfalls nicht, wenn sie sich weiterhin als Flickschuster des kapitalistischen Systems betätigen.

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Gegen den Strom

Ulrike Meinhof 1960 als Chefredakteurin der Zeitschrift Konkret. Foto: Ullstein Bilderdienst

Ulrike Meinhof wäre heute 75 Jahre alt geworden. Erinnerungen an ihre Stiefmutter
Von Anja Röhl

Ich schwimme gegen den Strom, da dreht sich der Strom um, schwimmt mir nach …, diesen Satz schrieb mir Ulrike Marie Meinhof, als ich elf Jahre alt war, in mein Poesiealbum. Und seriöse Journalistin, die sie war, gab sie auch die Quelle an: …von Heike Dotiné. Ich habe das Buch längst nicht mehr, aber ich sehe den Satz glasklar vor mir, klein, kurz und beinahe unbedeutend. Etwas darin klang befremdlich für mich, kann ein Strom nachschwimmen?

Von klein auf hatte mich Unrecht empört, mich zum Nachdenken gebracht und zum Handeln gezwungen. Fieberhaft hatte ich mir Lösungen ausgedacht und durch den Kopf gehen lassen. Es war so vieles, was ich als ungerecht empfand: was Menschen weh tat, was Schwächeren angetan wurde, was Kinder zum Weinen brachte. Ich konnte das Gefühl, machtlos zu sein, nicht ertragen.

Meine Mutter weinte durch die Zimmertüren, und ich lief hinüber und wollte ihr helfen. Nachbarskinder schrien jämmerlich neben meiner Kinderzimmerwand, und ich hörte über Stunden das Klatschen der Schläge, das sie doch nicht beruhigen konnte. Ich lief zu meiner Mutter, ob sie nicht rübergehen könnte und führte lange Diskussionen mit ihr darüber, daß man doch helfen müsse. Der Junge, mit dem ich auf unserem Hof immer spielte, ließ sich für seinen kleinen Bruder verprügeln, er meinte, das müsse er aushalten, ich war dagegen.

Die Nachbarsfrau weinte über viele Stunden, ihr Mann brüllte sie laut und wütend an, und wenn ich an der Tür klingelte und nach ihrem Sohn fragte, ob der rauskäme, machte sie die Tür nur einen Spalt auf. Ein Junge wurde im Kindergarten gehänselt, weil er ein Angeber war. Er war mir nicht sympathisch, aber ich ging mit ihm zusammen nach Hause, weil ich es gemein fand, daß alle gegen einen allein waren. Und als ich mich mit ihm angefreundet hatte, konnte ich den anderen sagen, daß er bei sich Zuhause ganz anders sei. Er lebte wie ich allein mit seiner Mutter und nahm mich einmal mit zu seiner Großmutter, die in Trittau in einem alten Häuschen wohnte, mit hohem Gras, was mir unvergeßlich geblieben ist.

Im Kindergarten mußten wir dickbreiige Linsensuppe essen, in der harte Speckschwarte schwamm, die sich nicht runterkauen ließ, egal wie lange man es versuchte. Das fand ich ungerecht, denn man konnte es nicht essen, es ging einfach nicht, aber wir bekamen keinen Nachtisch, wenn wir nicht aufaßen und mußten schummeln, aber ich wollte nicht schummeln. Ein Mädchen mußte allein schaukeln und spielen, weil es stank und sich bepinkelt hatte, vor ihr hatten wir alle Angst und musterten sie aus der Ferne. Ich fragte mich, wenn ich nun dieses Mädchen wäre? Die Tanten im Kindergarten meckerten, daß wir gefälligst schlafen sollten, doch wir konnten nicht auf Befehl schlafen. Das müssen die Erwachsenen doch auch nicht, warum dann die Kinder? Ein dickes Mädchen wurde auf der Klassenfahrt geärgert, ich konnte das nicht aushalten und lief zur Lehrerin, nicht um zu petzen, sondern zu diskutieren, was man da machen könne.

Ein Mädchen hatte taubstumme Eltern, die immer zu zweit kamen und die keiner verstand, einmal sah ich sie mit ihren Eltern ohne Worte ganz viel »sprechen«, ich fand das bewundernswert. Es war gemein, daß keiner mit ihr spielen wollte und sie immer die schlechtesten Noten bekam, als sei sie dumm, wo sie doch augenscheinlich sehr klug war.

Mein Vater hatte Geld und gab immer ganz viel davon aus, für neue Autos, für teure Urlaube, für gute Jacketts, er prahlte damit vor mir und sagte immer: »Was willst du haben, ich kaufe es dir!« Ich fand es gemein, daß er meiner Mutter nichts davon abgab und nahm nur Eisbecher und Kinobesuche an. Daß er ständig neue Autos fuhr, war mir peinlich.

Meine Mutter sagte, sie verdiene nur 300 Mark im Monat und mußte doch den ganzen Tag bis abends um sechs dafür arbeiten, mein Vater sagte, für ein gutes Mittagessen müsse man mindestens 50 Mark hinlegen, sonst tauge es nichts, aber er stand meist erst gegen Mittag auf.

Meine Mutter erzählte mir, daß mein Vater nur unregelmäßig 150 Mark im Monat für mich zahlte und es oft »vergesse«. War ich ihm nicht mal drei Mittagessen wert?

Die Amerikaner warfen mit Napalm auf Kinder. Was ist Napalm, fragte ich meine Mutter und sie erklärte, daß es ein Feuer sei, das auf der Haut nicht aufhöre zu brennen, auch wenn man es mit Wasser löschen würde. Was konnten die Kinder dafür?

Manche Kinder hatten beide Eltern, und die Mutter erwartete sie an der Tür, wenn sie aus der Schule kamen. Sie aßen jeden Mittag zu Hause mit Vater und Mutter. Bei meiner Freundin Susann und mir war es so, daß wir immer mit unseren Vätern irgendwohin gingen und dann warten mußten, bis sie uns abholten. Oft kamen sie nicht, obwohl sie es versprochen hatten. Und oft sagten größere Jungen, Mädchen können das nicht, aber warum sollten wir etwas nicht ebenso gut können? Frauen sind dümmer als Männer, sagte mein Kunstlehrer, als ich nach einer Steckdose fragte. Neger sind dümmer als Weiße, sagte ein Weißer zu James Baldwin, und sie spuckten sein Mädchen an, da sie eine Hure sei, wenn sie mit ihm ginge. Die Indianer bei Karl May wurden ermordet, nur weil sie so gutgläubig waren und der weiße Mann ihr Gold wollte. Du bist ein widerliches, dummes Gör, sagte meine Mutter, als ich eine andere Meinung vertrat als sie, obwohl ich doch immer zu ihr gehalten hatte.

Als ich beim »Mensch ärgere dich nicht« weinte, weil ich gegen meinen Vater und sie verloren hatte, stand die unbekannte Frau mit der dunklen Stimme auf und sagte, ein Kind könne unmöglich gegen zwei Erwachsene gewinnen, und das sei ein ganz dummes Spiel. Auf den langen Autofahrten, wenn mich Ulrike Meinhof nach Hause fuhr, nachdem ich bei meinen Geschwistern gespielt und eingehütet hatte, erklärte sie mir, daß meine Mutter nicht böse sei, wie ich beklagte, sondern arm dran, da mein Vater zu wenig Geld für sie zahle und sie ruhig zum Gericht gehen solle, er hätte genug Geld.

Als ich mit elf Jahren einen Tag ganz starkes Bauchweh hatte, bettete sie mich auf ihr Sofa und deckte mich mit ihrer weichen Decke zu, und als mein Vater kam und mich auslachte, weil ein deutsches Mädchen nicht weinen dürfe und Tageschmerzen keine Krankheit seien, fuhr sie ihn an und sagte, daß er das wohl kaum beurteilen könne. Als sie mit ihm Streit hatte, sagte sie, daß es seine Erziehung sei und er nichts dafür könne, da sein Vater ihn in seiner Kindheit schlecht behandelt hätte, er das auch wisse und sich meist bald wieder beruhige und sie das schon mit ihm hinkriegen würde.

Wenn im Fernsehen Flugzeuge gezeigt wurden, die krachende Bomben abwarfen über Hütten, die in Flammen aufgingen und Kinder, die aus diesen Hütten liefen, weinten und schrieen, sagte Ulrike, man müsse verhindern, was da geschehe. Einmal erlebte ich, wie alle lachten, weil sie zum Scheren eines Schafes gedrängt, die Schere unglücklich angesetzt, das Schaf ein wenig verletzt und darüber zu weinen angefangen hatte. Dann wurde sie allerdings wütend und sagte, sie habe ja gleich gesagt, daß sie das nicht könne. Ich wollte die anderen anschreien, aber sie konnte sich selbst gut wehren.

Als sie einmal im Fernsehen auftrat, blieb sie ruhig, auch als ihr die anderen die Worte im Mund verdrehen wollten, und sie überzeugte durch Vernunft und Argumente.

Als ich verzweifelt war und einsam, in Schule und Internat von schreiendem Unrecht umgeben, schrieb sie mir tröstende Worte und sagte, daß ich mir Freunde suchen müsse, denn nur so könne man sich wehren.

Dann kam Josi Hubalek, mit der zusammen ich immer meine Briefe gelesen hatte, in den Speisesaal und fragte, ob ich es noch nicht wüßte, Ulrike würde wegen Mordes gesucht und ich schrie und dachte, sie habe meinen Vater umgebracht und was meine Geschwister machen würden. Aber dann erklärte sie mir, daß es etwas Politisches sei und es nur ein Plakat gäbe und keinen Beweis und daß sie nur aus einem Fenster gesprungen sei. Und daß es ungerecht sei, daß nur nach ihr gefahndet wurde, das fanden wir beide, und dann beruhigte ich mich wieder, denn nun glaubte ich gar nichts mehr, wer weiß, dachte ich, wie sie alle wieder lügen, wie sie schon immer und ewig gelogen haben. Erst mal abwarten, dann will ich mir eine eigene Meinung bilden.

Und als mich die Tanten zu sich riefen und fragten, in welchem Verhältnis ich zu ihr gestanden hätte, da sagte ich, Ulrike Meinhof sei die Mutter meiner Geschwister. Und als sie mir erklärten, um so einen Menschen lohne es sich nicht zu weinen, da schwieg ich eisern und dachte: Die wissen nicht, was ich weiß. Mir kann keiner was über Ulrike erzählen, ich habe meine eigene Meinung.


(Quelle: Junge Welt)