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Kalter Kaffee – Der Nescafé-Plan
(c)
konsumpf
Regelmäßigen Lesern meines Konsumpf-Blogs erzähle ich nichts Neues, wenn ich schreibe, dass ich den Großkonzern Nestlé für eines der bekämpfenswertesten Unternehmen überhaupt halte. Der langen Liste an Verfehlungen und Beispielen für deren schädliche und gefährliche Geschäftspolitik muss ich nun einen weiteren Punkt hinzufügen: Kaffee. Dass Nestlé zu den weltweit größten Röstfirmen und internationalen Kaffee-Handelskonzernen gehört, war mir schon irgendwie klar, aber welche Folgen dies konkret für die Menschen in den Anbaugebieten (und letztlich auch für uns hier) hat, hat mir erst die neue und wieder einmal hochinformative und lesenswerte Broschüre „Kalter Kaffee – Der Nescafé-Plan: Wer profitiert?“ der Schweizer Erklärung von Bern (EvB) klar gemacht. Das Heft kann man für einige wenige Euro bei der EvB bestellen, was ich nur jedem empfehlen kann, der entweder selbst noch Nescafé o.ä. tirnkt oder Leute in seinem Umfeld aufklären möchte. Denn Nestlés Firmenpolitik geht noch weit über die viel zu eng gefasste Kritik hinaus, die neulich in Bezug auf das Nicht-fair-Handeln des Nespresso-Cafés geäußerte Kritik angeht („Sorry George – no Nespresso“).
Einige der Eckpunkte der Broschüre, die sich auf die Auswirkungen der Nestlé-Pläne auf Mexiko als einem der größten Anbauländer konzentriert, möchte ich an dieser Stelle besonders hervorheben und herausgreifen. Zunächst einmal: Was ist der Nescafé-Plan? Nun, im Grunde wieder einmal eine Art Augenwischerei und Grünfärberei eines Weltkonzerns, der damit das soziale und ökologische Gewissen der Kunden beruhigen und einlullen will.
Zentraler Bestandteil des Konzepts: der Nescafé-Plan. 500 Millionen Franken will Nestlé weltweit in Kaffee-Projekte investieren. Das Geld soll helfen Anbaumethoden zu verbessern, Erträge zu sichern und die Einkommen der Bauern zu steigern.Was ist wirklich davon zu halten? Will Nestlé tatsächlich als grosser Wohltäter die Bauern aus der Armut führen oder ist der Nescaféplan bloss eine mit schönen Worten geschmückte Strategie zur Gewinnsteigerung?In der Dokumentation „Kalter Kaffee“ analysiert die EvB den Nescafé-Plan, deckt auf, wie sich Nestlé in die mexikanische Politik einmischt und fragt bei den direkt vom Plan betroffenenen, lokalen Kaffeebäuerninnen und Kaffeebauern in Mexiko nach, was sie von Nestlés sozialem Engagement halten.
Tatsächlich sieht der Plan nämlich vor, vor allem (u.a. mit staatlicher Hilfe) die in Mexiko übliche hochwertige Arabica-Bohne durch die sehr viel günstigere und schlechtere Robusta-Sorte zu ersetzen, um damit den billigen Nescafé herzustellen. Gleichzeitig setzt man damit die traditionellen Kleinbauern in Mexiko unter Druck und schwächt auch den in diesem Land vorsichtig aufblühenden Fairtrade-Markt, weil es letztlich wieder nur um die Profitoptimierung des Konzerns geht.Und dies geht am Ende auch zu Lasten der Qualität des Produkts, sprich, der Kunde bekommt minderwertigen Kaffee, den er teuer bezahlt:
Alvaro Aguilar Ayon, Berater der Kooperative Tosepan, Puebla: „Wir verkaufen unseren guten Kaffee an unsere Kunden aus dem fairen Handel, den unbrauchbaren an Nestlé. Schlechter Kaffee oder solcher, der durch unsorgfältige Herstellung verunreinigt oder beschädigt ist und den die Bauern billig verkaufen müssen, wird von Nestlé durch technologische Raffinessen trinkbar gemacht und mit cleverem Marketing verkauft.“ Angeles Marsical, Journalistin bei La Journada: „Um die Armut in Mexiko zu bekämpfen, will die Provnz Chiapas die Bauern in die freie Marktwirtschaft zwingen. Das bedeutet, dass sie Unterstützungsgelder beommen, wenn sie ihre kleinen Maisfelder aufgeben und stattdessen auf dafür vorgesehenen Großflächen Exportprodukte anbauen. So wird beispielsweise der Anbau von Palmöl sehr gefördert. Hauptabnehmer des Palmöls ist Nestlé, die es für ihre frisch renovierte Coffee-mate-Fabrik hier in Chiapas braucht. Denn dieses Pulver besteht hauptsächlich aus Maisextrakten, Palmöl, Milchproteinen und künstlichem Geschmack. Dieser rein kommerzielle Ansatz von Armutsbekämpfung birgt viele soziale Gefahren. Beispielsweise müssen dem Anbau von Exportgütern die Produkte für die Eigenversorgung weichen. Das verteuert die lokalen Lebensmittel und treibt die Menschen in noch größere Armut.“
Wieder einmal bleibt also nur als Fazit: Man kann Nestlé eigentlich nur verachten und sollte diese Firma bekämpfen und boykottieren, wo es nur geht. Wer es noch nicht weiß – Nestlé gehören mittlerweile auch viele, zunächst unverdächtig erscheinende Marken wie Vittel, Maggi, Perrier, Mövenpick, Hertha oder San Pellegrino. Eine ausführliche Aufstellung findet Ihr hier – „Nestlé, die Krake von Vevey“.
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