Mittwoch, 9. Juni 2010

Ein weiterer Kandidat für DSDB- Joachim Gauck

Gauck, bekannt als ehem. oberster "Stasiejäger" im Lande, hatte, wie es viele gar nicht wissen, seine eigenen Erfahrungen mit dem MfS (Staatssicherheit) gemacht. Gauck zählt als "Stasie- Opfer", ob zu Recht oder Unrecht bleibt an dieser Stelle unkommentiert.
Erwähnt sei lediglich, dass ich unter der Leitung von "Stasiejäger" Gauck nicht meine kompletten Stasieakten einsehen durfte. Diese waren ausschließlich zu meiner Person angelegt. Die Fotokopien, die ich mir von der "Gauck- Behörde" bezüglich der Seiten, die ich einblicken durfte, anfertigen ließ, waren zum Teil dermaßen geschwärzt worden, das ganze Textpassagen bzw. Sachverhalte unkenntlich gemacht wurden. Diese Maßnahme der "Gauck- Behörde" entbehrte jeder gesetzlichen Grundlage, da nur die Namen Dritter geschwärzt werden durften und fand somit widergesetzlich (widerrechtlich) statt.
Der Unterschied zwischen Gott und den Historikern besteht hauptsächlich darin, dass Gott die Vergangenheit nicht mehr ändern kann.
Samuel Butler
Es geht in den Medien nicht um umfassende, also kritische Berichterstattung, sondern um einseitige "politisch korrekte" bzw. "politisch gewollte" Instrumentalisierung.
Aus diesem Grund soll an dieser Stelle ein Interview aus der JW veröffentlicht werden, in welchem ein "Gauck- Opfer" zu Wort kommt. Sozusagen der medialen Ausgeglichenheit wegen und was dem demokratischen Rechtsstaatsgedanken nicht abträglich sein sollte. Darüberhinaus kann es keineswegs schaden, sich zu vergegenwärtigen, wie unterschiedlich diese Medien die Vorwürfe gegen beispielsweise Gysi und Gauck verwerten.
»MfS gewährte Gauck viele Vergünstigungen«
Jetziger Bundespräsidentenkandidat wurde vom DDR-Geheimdienst eine Zeitlang gehätschelt. 
Gespräch mit Arthur Amthor
Interview: Peter Wolter
Oberst a.D. Artur Amthor war letzter Chef der Rostocker Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR
Der ehemalige Pfarrer Joachim Gauck, den SPD und Grüne für das Amt des Bundespräsidenten nominiert haben, kommt wie Sie aus Rostock. Sie kennen ihn aus der Zeit vor 1989. Sie waren zuletzt im Range eines Oberst der lokale Chef des Ministeriums für Staatssicherheit, MfS. Hatten Sie persönlichen Kontakt zu Gauck?
Ich erinnere mich an eine Begegnung, das war nach der Auflösung 1990 in einem Gebäude, das von Bürgerrechtlern genutzt wurde. Er sagt u.a. zu mir: Herr Amthor, Sie haben Ihr ganzes Leben lang die Schuld abzutragen, die Sie auf sich geladen haben. Und auch Ihre Enkel werden davon betroffen sein. 
Hat er das mit der »Schuld« begründet?
Er meinte wohl, daß wir als verantwortliche Mitarbeiter des MfS nicht für, sondern gegen die Menschen gearbeitet sowie Christen verfolgt hätten. Seine Grundeinstellung war gegen alles gerichtet, was mit der DDR zu tun hatte. 
Aber solche Vorwürfe werden ja heute von vielen geäußert …
Die sind heute genau so falsch, wie sie es damals schon waren. Wir haben ausschließlich auf Basis der DDR-Gesetze gehandelt. Die und nichts anderes waren unsere Grundlage für Ermittlungsverfahren und sämliche damit zusammenhängende Untersuchungen. 
Gauck war schon Anfang der 80er Jahre ins Blickfeld des MfS geraten. Warum?
Er wurde überwacht, verantwortlich dafür war die Kreisdienststelle Rostock, die am 24. März 1983 über ihn einen »operativen Vorgang« unter dem Decknamen »Larve«[*siehe Anmerkung von Lux u.] angelegt hatte. Gauck hatte immer wieder öffentlich so feindselig über die DDR hergezogen, daß gegen ihn wegen des Verdachts der staatsfeindlichen Hetze (Paragraph 106 Strafgesetzbuch) und der staatsfeindlichen Gruppenbildung (Paragraph 107 Strafgesetzbuch) ermittelt wurde. Später gab es auch persönliche Kontakte Gaucks mit Mitarbeitern der Staatssicherheit. 
Stimmt es, daß das MfS Gauck Vergünstigungen gewährt hat?
Das ist richtig, das war von uns als Vorleistung, als vertrauensbildende Maßnahme gedacht, um ihn auf eine Werbung als Inoffiziellen Mitarbeiter (IM) vorzubereiten. Er kam in den Genuß zahlreicher Sondererlaubnisse, die kaum einem anderen DDR-Bürger gewährt wurden. Z.B. durften seine Söhne in die BRD übersiedeln, sie konnten auch jederzeit zu Besuchen wieder in die DDR einreisen. Aus Anlaß dieser Übersiedlung durfte Gauck per Sondergenehmigung sogar mit in den Westen fahren. Ferner kamen wir seinem Wunsch nach, für seine privaten Zwecke den Import eines VW-Transporters zu ermöglichen. 
Die Werbung als IM ist aber offenbar schiefgelaufen …
Das stimmt, es war ein grober Fehler unserer Dienststelle, anzunehmen, Gauck könnte geworben werden. Er ist immer ein erbitterter Gegner des Sozialismus geblieben – eine Zusammenarbeit schied daher für uns aus. 
Hat Gauck früher eine andere politische Motivation erkennen lassen als den Haß auf das MfS?
Ich will es mal so sagen – in den Gruppen, mit denen er Kontakt hatte, hat er sich durchaus für Soziales, Friedenspolitik und Umweltprobleme eingesetzt. Der Haß auf das MfS hatte aber eindeutig den Vorrang.  
Das MfS hat über Gauck eine Akte geführt. Was ist aus der geworden?
Als Gauck schon Bundestagsabgeordneter war, hat er die Gelegenheit genutzt, in unserer ehemaligen Dienststelle mehrere Stunden lang unbeobachtet seine Akte einzusehen. Das ist nachgewiesen, auch wenn Gauck gerichtlich versucht hat, dem Rechtsanwalt Peter-Michael Diestel eine entsprechende Äußerung untersagen zu lassen. Gauck ging es wohl darum, sich zu vergewissern, daß keine belastenden Tatsachen in der Akte stehen.  
Sie haben sich früher schon intensiv mit Gauck befaßt – können Sie sich ihn als Bundespräsidenten vorstellen?
Es wäre ein großer Fehler für diese Republik, wenn er gewählt würde. Ich habe Gauck als wandelbaren Menschen in Erinnerung, als jemanden, der sich sehr gut verstellen kann – so haben wir ihn nämlich erlebt. Einerseits gibt er sich freundlich – andererseits kann er gehässig, rücksichtslos und hundsgemein sein. Er würde das Amt des Bundespräsidenten schonungslos und hemdsärmelig ausnutzen, um alles auszuräumen, was ihm nicht gefällt.
* Geheimdienste gehen bei der Benennung operativer Vorgänge oftmals kreativ zu Werke und nicht selten erhält der Vorgang einen Namen, den sich der Vorgangsbearbeiter bezüglich den Eigenschaften der Zielperson ausgedacht hat. Das ist sicherlich subjektiv zu betrachten, doch zeitgleich auch interessant.
Andere kreative Namen, die sich bekannte Personen zum Selbstschutz gegeben haben, aber ebenso auf ihre Eigenschaften (Vorlieben) bezogen waren, sind zum Beispiel:
  • Otto Rehhagel - auf dem Türschild seiner Münchener Wohnung stand der Name "Schiller". Rehhagel versuchte sich dadurch von unerwünschten Besuchern fernzuhalten. 
  • Michel Friedman - dieser nannte sich für seine Bestellungen von Drogen- und Zwangsprostituierten "Paolo Pinkas", was sicherlich mit dem eigenen Rechtsempfinden seiner Bedürfnisse zu tun hatte.
     

3 Kommentare:

  1. Ich halte Gauck für die falsche Wahl, wie jeden anderen auch.
    Ich brauche kein Staatsoberhaupt, so wie ich überhaupt keinen Staat brauche und ebensowenig das (verschleiernd als "Wirtschaft" bezeichnete) Kapital.
    Daß hier aber anscheinend dem Kommentar eines MfS-Offiziers, eines Staats-Extremisten par excellence, irgendwelche Beweiskraft zugesprochen werden kann, halte ich für ein Mißverständnis.
    So wie die politischen Parteien heute Feinde der menschlichen Freiheit sind (so wir sie denn ernst nehmen), so waren es die SED-Funktionäre von damals erst recht. Menschen wie Oberst a. D. Amthor haben mit großem Engagement die Freiheit bekämpft. Sie mögen in Frieden ihre Rente genießen. Aber die noch Lebendigen in Ruhe lassen.

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  2. Daß hier aber anscheinend dem Kommentar eines MfS-Offiziers...irgendwelche Beweiskraft zugesprochen werden kann, halte ich für ein Mißverständnis.

    Ein Mißverständnis? Bezogen auf was?

    Bleiben wir aber bei der "Beweiskraft", so können wir uns die Aussage des MfS- Offiziers auch als eine Zeugenaussage vor Gericht vorstellen.
    Welcher rechtschaffende Richter würde eine Zeugenaussage prinzipiell ablehnen?

    Welcher Gerechte würde sich nicht alle Seiten anhören?
    Welcher Wahrheitssuchende würde die Aussagen eines Zeitzeugen von vornherein als unbrauchbar/unglaubwürdig ablehnen?

    Wer ist der Narr?

    Ich halte nichts davon, mich einseitig oder eingegrenzt weiterzubilden.

    Und was die Beweiskraft dieses Stasi- Offiziers* angeht, so werden seine Aussagen durch vorhandene Dokumente und Zeugenaussagen bekräftigt.
    Kein einziges Wort seiner Aussage widerspricht dem tatsächlichen Zeitgeschehen.

    * Ich halte nichts davon, "alle über einen Kamm scheren zu wollen". Wäre das etwa Deine Vorstellung von Freiheit?
    Wobei Freiheit nur eine leere Phrase ist. Freiheit bedeutet ich kann/er kann/wir können/...
    Hat die Stasi demzufolge nicht ihre und die Freiheit ihrer Geistesbrüder verteidigt bzw. durchgesetzt?
    Die Freiheit des Einen kann die Unfreiheit des Anderen bedeuten.
    Menschliche Freiheit ist nichts Allgemeingültiges oder Universelles. Jedenfalls nicht außerhalb bedruckten Papiers...

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  3. Nachtrag:

    Eigenzitat: "Kein einziges Wort seiner Aussage widerspricht dem tatsächlichen Zeitgeschehen."

    Und auch nicht den Aussagen der gegenerischen Seite, was die "Beweiskraft folglich nicht mindert.

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