Was meine philosophische Grundrichtung angeht, so lehne ich den Konstruktivismus ab und bevorzuge die objektivistische Sicht auf die Dinge. Auch in Glaubensfragen. Die gängigen Vorstellungen von Gott - ob nun den aus der Bibel, aus dem Koran oder anderswo - lehne ich entschieden ab. Sie entstammen allesamt den Hirngespinsten einfältiger Menschen und sind so einfältig wie die Menschen, die daran glauben. Sie helfen weder die Welt zu erklären, noch beinhalten sie DIE Wahrheit. Sie sind geradezu lächerliche Konstrukte - wie soll es anders sein? - lächerlich anmutender Menschen. Kurz: Gott ist nicht existent.
Was jedoch existent ist - objektiv betrachtet - ist der Glaube an Gott. Folglich existieren (die jeweiligen) Götter. Jedoch nur solange Menschen an sie glauben. In der Menschheitsgeschichte glaubten Menschen bisher an etwa 2.500 verschiedene Gottheiten. Die meisten von ihnen sind dem Durchschnittsmenschen von heute nicht einmal namentlich bekannt. Demzufolge haben diese Götter aus Sicht der meisten heute lebenden Menschen nie existiert, was übrigens auch auf den Glauben an diese Götter zutrifft.
Selbst wenn ein Mensch nicht an Gott glaubt, so beeinflusst der Glaube an Gott dennoch sein Leben. Ob er will oder nicht. Der Glaube an die heute bekannten Götter mag längst überholt sein, doch bleibt er eine Tatsache, solange Menschen existieren, die an diese Götter noch glauben. Erst mit den jeweiligen Menschen sterben auch die jeweiligen Götter. Götter kommen und gehen. Genauer gesagt, sind es die Vorstellungen von den Göttern, die kommen und gehen.
Der Gott, an dem ich glauben könnte, muss allerdings erst noch geboren werden. Wobei Götter nicht aus dem Nichts entstehen. Götter - beziehungsweise die Vorstellungen über sie - entstehen aus den Leichenteilen vorheriger Gottheiten, zumeist sind sie Kombinationen aus mehreren überholten Vorstellungen. Ein ewiges Kommen und Gehen. Doch nichts ist für die Ewigkeit.
Treffender kann ich es nicht sagen, bestenfalls ergänzend:
AntwortenLöschenDer Vogel - (aculeus)
Die klügsten Menschen wußten schon
zu Zeiten frühester Epochen,
es geht nur über Religion,
willst du die Massen unterjochen.
Kreiere einen Schöpfergott,
und sag, er habe sie geschaffen,
halte sie Dir als Sansculottes,
beherrsche sie durch Deine Pfaffen.
Willst Du erkennen, wer das erfand,
so suche nicht im eignen Land,
such allerorts auf dieser Welt,
suche die Priester und ihr Geld,
suche am Euphrat und am Tiber,
am Kifisos such die Kassiber,
suche nach Eos und Boreas,
dem Ararat, dem Berge Noahs,
am Jordan und auch im Irak,
schau genau hin und hinterfrag:
wie es zu all den Göttern kam,
wo alles seinen Anfang nahm.
Erreichst Du das Ufer am großen Nil,
bist Du noch lange nicht am Ziel.
Schaue dem Menschen auf die Stirn,
such nach dem kranken Teil im Hirn.
Im Präfrontalen wird geglaubt,
dort wird verboten und erlaubt,
dort steuert man das Hirnversagen,
dort wird die Asche aufgetragen.
Dort hat der Mensch im Kopf die Meise,
und schafft sich seine Gottbeweise.
Und irgendwann ist er so weit,
daß er nach Unterwerfung schreit.
Den Vogel wird man nie vertreiben,
so ist der Mensch, so will er bleiben.