Sofort war Übereinstimmung hergestellt. Und nun sagte sie etwas, was ich nie vergaß. „Alle diese Untersuchungen“, sagte sie, „die gründliche Erforschung der Stasi-Strukturen, der Methoden, mit denen sie gearbeitet haben und immer noch arbeiten, all das wird in die falschen Hände geraten. Man wird diese Strukturen genauestens untersuchen – um sie dann zu übernehmen.“
Als wir verblüfft schwiegen, fuhr sie fort: „Man wird sie ein wenig adaptieren, damit sie zu einer freien westlichen Gesellschaft passen. Man wird die Störer auch nicht unbedingt verhaften. Es gibt feinere Möglichkeiten, jemanden unschädlich zu machen. Aber die geheimen Verbote, das Beobachten, der Argwohn, die Angst, das Isolieren und Ausgrenzen, das Brandmarken und Mundtotmachen derer, die sich nicht anpassen – das wird wiederkommen, glaubt mir. Man wird Einrichtungen schaffen, die viel effektiver arbeiten, viel feiner als die Stasi. Auch das ständige Lügen wird wiederkommen, die Desinformation, der Nebel, in dem alles seine Kontur verliert.“
Auszug aus Bärbel Bohley: Die Frau, die es voraussah
Ich glaube, die DDR-Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley hatte sich kaum etwas sehnlicher gewünscht, als mit dieser Prognose vollkommen daneben zu liegen. Leider hat sich ihre Prognose bewahrheitet. Der Verfassungsschutz ist zur Staatssicherheit umfunktioniert worden, und auch sonst ähnelt die BRD von heute zunehmend der DDR.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen