Samstag, 13. Mai 2017

Ich glaube eher an die Unschuld einer Hure, als an die Gerechtigkeit der deutschen Justiz

Hamburger Abendblatt, Druckausgabe vom 12. Mai 2017

Ein 46jähriger Lastwagenfahrer geht für zehn Jahre und 6 Monate ins Gefängnis, weil er 250 kg von dem Stoff transportiert hat, den viele Kinderärzte als Wunderwaffe gegen unerzogene, unterforderte und nicht ausgelastete Minderjährige einsetzen.
Zehn Jahre und 6 Monate sind kein Pappenstiel. Besonders dann nicht, wenn man bedenkt, welche Milde Verbrecher erfahren, sobald sie nur als Kulturbereicherungen durchgehen können.
Zweihundertundfünfzig Kilo, die dem Finanzminister ebenso gefallen dürften wie sie dem Wachstum (BIP) dienlich sind. Tacitus schrieb einst, dass der Staat mit den meisten Gesetzen der verkommenste sei. Wenn sich zu dieser Verkommenheit noch Doppelstandards und Artverwandtes gesellen, dann glänzt der Rechtsstaat durch Abwesenheit.
Unterhalb des Artikels über die Speed-Pillen findet sich dann so etwas. Da kommt Freude auf. Und die Frage, warum sich so ein Patient noch frei bewegen konnte, obwohl er bereits 2004 wegen 1.200 nachgewiesener Einbrüche vor Gericht landete? Wie konnte es zu den 900 weiteren Einbrüchen kommen, obwohl die kriminelle Energie des Patienten hinlänglich bekannt war und mit wiederholten Straftaten zu rechnen war? Ich mache jede Wette, dass der Verbrecher keine 10 Jahre und 6 Monate* kassieren wird. Und das, obwohl er im Gegensatz zum Lastwagenfahrer Menschen nachweislich geschädigt hat.

* Schon deshalb nicht, weil die Höchststrafe 10 Jahre beträgt.

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