Dienstag, 3. August 2021

Die sexuelle Revolution entlässt ihre Enkel

 

Eine ARTE-Hommage an den legendären Softporno „Emmanuelle“ von 1974 erinnert auch daran, wie spießig das erotische Klima inzwischen geworden ist. Das „gesunde Volksempfinden“ der muffigen Fünfziger firmiert jetzt unter #metoo.

Eine konventionelle Sexbombe war sie nicht. Kein Kurvenstar wie Marilyn Monroe, Sophia Loren, Jayne Mansfield, Anita Ekberg oder die Lollo. Weder besaß sie den Schmollmund einer Brigitte Bardot noch deren meterlange Mähne. Nicht mal ein echtes Vollweib war sie, wie Silvana Mangano es im neorealistischen Italo-Klassiker „Bitterer Reis“ von 1950 verkörpert, wo sie mit strammen Hot-Pants in den Nassreisfeldern der Po-Ebene steht.

Und doch war diese Emmanuelle, die ab 1974 die Kinos füllte, ein Knaller. Kurzhaarig, blauäugig, Perlenkette über den perfekt geformten, nicht sehr voluminösen Brüsten, lässig eingeschmiegt in den Rattansessel einer exotischen Location, so wurde sie für Millionen der feuchte Traum gepflegter Erotik.

Auch für Frauen übrigens, die vor Pariser Kinos genauso Schlange standen wie Männer. Masturbationsszenen im Flieger und eine Portion Liebe unter Frauen bedienten auch weibliche Voyeure. Alles ästhetisch inszeniert und gefilmt, kein stumpfes Gerammel fürs Bahnhofskino. Emmanuelle, dargestellt von der 23-jährigen Holländerin Silvia Kristel, zog den Sexfilm aus der Schmuddelecke klitorisker Grotesken wie „Deep Throat“ oder „The Devil in Miss Jones“.

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