Freitag, 13. August 2021

Das Schreiben fällt mir immer schwerer

 Mir ebenfalls. Wobei die Wut wächst und der Verstand erfahrungsgemäß geschärft wird.

Vielleicht, weil ich denke, diesen Unrat rieche doch ohnehin jeder, und jeder müsse mittlerweile merken, dass er seine Füße nicht mehr sauber und selbstbestimmt voreinander setzen kann.
Das Schreiben fällt mir immer schwerer. Anfangs habe ich das für ein Zeichen von Urlaubsreife oder Schreibblockade gehalten. Doch sobald ich mich auf eher kleine, scheinbar nebensächliche Begebenheiten stürzen kann und dorthin blicke, wo sich der riesige Berg aus Ideologie und falscher Politik am Rand nur langsam in die wehrlose Realität hineinfrisst, fällt mir das Schreiben seltsam leicht. Nur dort, wo der Berg schon zu hoch für einen Wanderer und der Gestank zu groß ist, misslingen mir neuerdings Versuche der Beschreibung und Einordnung. Ich kann mit Spaß und Sarkasmus über die Speisekarte bei VW oder den Versuch berichten, ein Straßenschild in Garching von Erich Kästner zu befreien, wenn es jedoch um die großen politischen Anmaßungen und Zumutungen geht, erlahmt mir die Hand. Vielleicht, weil ich denke, diesen Unrat rieche doch ohnehin jeder, und jeder müsse mittlerweile merken, dass er seine Füße nicht mehr sauber und selbstbestimmt voreinander setzen kann. Wozu also beschreiben, was jeder sieht? Wozu vor etwas warnen, was verloren und begraben scheint und offenbar nur von wenigen vermisst wird? Wozu überhaupt noch über Freiheit nachdenken…?
Nur hier und da ist vielleicht noch einiges zu retten, wenn man nur entschlossen dagegen ankämpft… und dann ist die Gelegenheit vorbei, die nächste seltsame 16+1‑Konferenz der Granden dieser Republik vorüber, der Kater gekämmt, das Kind im Brunnen, das nächste Stückchen Freiheit unter Schlamm begraben, der schnell trocknet und zu Gewohnheit und Stumpfsinn aushärtet. Die Hoffnung liegt nur noch in den Rissen, die sich immer deutlicher auf der Kruste zeigen und im Verborgenen wachsen. Die Flexibilität des „Flusses“ Politik mit all den Wirbeln und Schleifen, über welche die Wasser der jüngeren Geschichte in diesem Land verfügten, ist endgültig einem zähen Einheitsbrei gewichen, der sturheil in eine Richtung fließt.
Selbst die geschicktesten politischen Wellenreiter sind mit wenigen Ausnahmen zu Prinzipienreitern geworden. Hindernisse und Widersprüche werden zugedeckt und begraben, wenn sie klein sind oder nachdem sie zu Kleinholz gemacht wurden. Unterdessen steigt der politische Schlamm an den großen Widerständen hoch, unfähig, die Richtung zu ändern oder an den Seiten nach neuen Wegen zu suchen. Man. Will. Da. Durch! Hinter sich das zerstörte Flussbett des Vertrauens und des Gemeinschaftsgefühls, vor sich ein Problem, mit dem fertig zu werden man nicht in der Lage ist. Und doch rennt man immer weiter an gegen die Realität, der man nicht ausweichen kann, weil man sie für eine Illusion hält. Vorneweg: Markus Söder, der Märchenkönig, dem wohl als erstem überhaupt ein Prinzipienreiterstandbild errichtet werden wird. Die Corona-Politik der Bundesregierung versucht, ein Land zu retten, indem sie alles, was es zusammenhält, zugrunde richtet.

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