4. Oktober 2009, 13:30
Sehr geehrter Herr zu Guttenberg,
für Hapag-Lloyd aktuell bereitgestellt werden sollen, möchte ich
Sie auf die ausgesprochen kriminelle Historie der Muttergesellschaft
TUI AG - vormals Preussag AG - hinweisen.
Als Vorstand der Preussag AG weigerte ich mich im Januar 1998
ausdrücklich, die gefälschte Bilanz der Preussag AG zu unterschreiben
und forderte schriftlich eine Sonderprüfung durch einen zweiten,
unabhängigen WP. Es handelte sich damals um Bilanzmanipulationen
in Höhe von 2,5 Milliarden DM - insbesondere im Anlagenbau.
Die Sonderprüfung wurde formal tatsächlich durchgeführt, nicht
jedoch durch einen zweiten WP sondern durch die WP-Gesellschaft,
welche die gefälschte Bilanz zuvor aufgestellt hatte.
Dabei handelte es sich um C&L in Deutschland und Pw in den USA.
Die Firmen fusionierten kurze Zeit später zu PwC. PwC ist heute
noch WP der Preussag/TUI AG, obwohl sich später sogar herausstellte,
dass Mitglieder des Vorstands von C&L wie auch von Pw von der Preussag
aktiv bestochen worden waren.
Als Folge meiner Weigerung, die gefälschten Zahlen auch nach dieser
"Sonderprüfung" zu unterschreiben, wurde ich am 4. Februar 1998 vom
Aufsichtsrat abberufen, der sodann die gefälschte Bilanz offiziell
absegnete.
Am 16. November 2000 informierte ich die Staatsanwaltschaft Hannover
detailliert über die Betrugsvorgänge. Die Staatsanwälte wurden jedoch
nicht tätig. Als Folge dieser Untätigkeit kollabierte nicht einmal
zwei Jahre später die Babcock Borsig AG.
Die Preussag/TUI AG hatte das Unternehmen in Oberhausen als Müllhalde
für ihre kranken Tochterfirmen missbraucht. Der Finanzschaden allein
dort betrug 5 Milliarden Euro. Zehntausende von Mitarbeitern verloren
zudem ihre Arbeitsplätze.
Die Betrugsvorgänge hatte ich auch bei der Bundesanwaltschaft zur
Anzeige gebracht. Wie sich später herausstellte, ist die deutsche
Justiz jedoch komplett gelähmt, da es der WestLB als Muttergesellschaft
der Preussag TUI AG gelungen war, hochrangige Vertreter beider großen
Parteien in schmutzigste Abhängigkeiten zu bringen.
Als Folge der nicht gestoppten Wirtschaftskriminalität bei der
Preussag/TUI AG ist mittlerweile nicht nur das ehemalige Bundesvermögen
der staatlichen Salzgitter AG in Höhe von 15 Mrd. DM vollständig
vernichtet worden. Wie der Fall Hapag Lloyd zeigt, werden weitere
Milliarden den bereits verbrannten öffentlichen Finanzmitteln folgen.
Von den Schäden werden - wie im Fall VW/Porsche - mittlerweile auch
andere Staaten schwer in Mitleidenschaft gezogen.
Da mit einem korrekten Einschreiten der deutschen Justiz nicht zu
rechnen ist, habe ich die relevanten Dokumente inzwischen den
Botschaften der von der offenen Wirtschaftskriminalität in Deutschland
betroffenen Länder in vollem Umfang übersandt.
Mit freundlichen Grüßen
Hans-Joachim Selenz
P.S. Im Zusammenhang mit der Bürgschaft fuer Hapag Lloyd möchte
ich Sie auf das Gutachten von Cleanstate e. V. zur finanziellen
Situation der HSH Nordbank hinweisen - vorgestellt zusammen mit
Herrn Dr. Marnette im Rahmen einer PK am 21. September in Hamburg.
Sie finden es auf der Homepage des Vereins.
Prof. Dr. Ing. Hans-Joachim Selenz ist Wirtschaftsethiker und
1. Vorsitzender der Initiative CLEANSTATE e.V.
Für Recht und Gerechtigkeit in Politik, Staat und Wirtschaft.
- Hans-Joachim Selenz zu Gast bei Johannes B. Kerner
Verweise:
- Interview mit Prof. Dr. Hans-Joachim Selenz:
Polit-Eingriffe in unser Rechtssystem gefährden die Demokratie
- Spiegel-Artikel vom Juni 2003: "Größter Betrugsfall der deutschen Wirtschaftsgeschichte"
- Mitschnitt (YouTube): Regierungskriminalität und das Ende des Rechtssystems der BRD
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