Dienstag, 29. November 2011

Russischer "Cyberangriff auf amerikanisches Unternehmen" entpuppt sich als böswillige Lügenkampagne

Vor etwa einer Woche verbreiteten die Qualitätsmedien die Desinformation, "russische Hacker" hätten ein US- amerikanisches Wasserwerk im Bundesstaat Illinois angegriffen und dabei eine Pumpe zerstört.
Nur, dass das von den Qualitätsmedien anders in Szene gesetzt wurde.

Die Netzseite "intern.de" setzte sich bereits zu diesem Zeitpunkt kritisch mit dieser Horrormeldung auseinander.
Sogar die deutsche Tagesschau beschäftigte sich mit dem Vorfall, der "den Sicherheitsbehörden große Bauchschmerzen" bereitet und möglicherweise den "ersten zerstörerischen Cyberangriff auf ein US-Unternehmen" darstellt. Das aber nur, wenn man hunderte von Vorfällen der vergangenen Jahre ignoriert.
Es handelte sich bei dem Angriff auf das Wasserwerk keineswegs um eine Ausnahme und es ist im Grunde auch nicht nötig, die Schuldigen jetzt in der "ehemaligen Sowjetunion" zu suchen. Die Angriffe auf SCADA-Systeme (Supervisory Control and Data Acquisition) wie im Fall des Wasserwerks in Illinois sind leider so einfach möglich, dass sie ohne spezielle Kenntnisse von einem Kleinkind durchgeführt werden könnten.
intern.de (Auszug)
Eine Woche später berichtet "intern.de" erneut über diese böswillige Desinformation, die von den Qualitätsmedien in gewohnt willfähriger Zusammenarbeit Bereitschaft multipliziert wurde.
Die Richtigstellungen werden bestimmt nicht das Verbreitete gerade rücken können. Schon aus dem Grund, weil es sie nicht geben wird. Falls doch, dann wie gewohnt und als Bestätigung der Regel in Kleindruck unter'm Wetterbericht abgebildet.
Inzwischen hat das für industrielle Kontrollsysteme zuständige ICS-CERT des Ministeriums ein Bulletin (PDF-Dokument) zu dem Vorfall veröffentlicht. Laut dieser Stellungnahme ist an der gesamten Meldung nur Eines zutreffend: Im Wasserwerk in Illinois ist eine Pumpe ausgefallen.
Ansonsten weist das Bulletin des CERT alle Details, die in diesem Zusammenhang über den Ticker gingen, als frei erfunden zurück.
intern.de
Als Urheber der Falschmeldung wird das US- amerikanische Heimatschutz- Ministerium benannt.
Was dieser gezielte Akt aus der Rubrik psychologische Kriegsführung mit dem Schutz der Heimat zu schaffen hat, wird spätestens dann klar, wenn man weiß, zu welchen Zeck diese Behörde geschaffen wurde. Dabei sollte man sich nicht vom Namen täuschen lassen, sondern sich die Aktivitäten dieser Behörde ins Gedächtnis rufen.
Man stelle sich auch vor, die Russen hätten die Amerikaner oder gar Israelis eine solche Handlung unterstellt.
Das Geschrei wäre groß gewesen und gewisse Kreise hätten in diesem Zusammenhang selbst noch die Menschenrechte in China bemängelt. Russland und China? Ist eh ein und derselbe Aufwasch, würden die Kriegstreiber meinen...
Strafgesetze wie dasjenige der "Volksverhetzung" gelten ohnehin nicht für diese Volksverhetzer.
Aber das muss und soll nicht so bleiben.
Wir arbeiten daran.
Immerhin werden die Medien bei dieser Darstellung nicht als Erfinder dieser Nachricht belastet. Ein voreiliger Bericht des "Statewide Terrorism & Intelligence Center" (STIC) des Bundesstaates ist demnach für die Berichte verantwortlich, laut denen russische Hacker nichts Besseres zu tun wussten, als die Pumpe in dem weit entfernten Wasserwerk durch mehrfaches Ein- und Auschalten zu demolieren.
Die russischen Hacker haben sich nun nach dem Bulletin des CERT in Luft aufgelöst und nur eine Pumpe hinterlassen, die auch einen ehrenvollen Alterstod gestorben sein kann. Übrig bleibt auch der Widerspruch zwischen dem STIC-Bericht und dem Bulletin des CERT, der größer nicht sein könnte. Beide Darstellungen weichen so stark voneinander ab, dass man darin schon fast wieder Futter für konspirative Theorien finden kann: "Was hat das Heimatschutzministerium zu verheimlichen?" Bleibt nur zu hoffen, dass die Berichterstattung über die Euro-Krise nicht den gleichen Mustern folgt. 
intern.de
Zu hoffen bleibt nichts mehr. Die Erkenntnis lässt dies nicht zu.

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