Jede Volkspartei braucht von Zeit zu Zeit einen populistischen Hetzer, um die Randbereiche politischer Spektren für künftige Wahlen abzufischen. Ob Oettinger, Möllemann oder Sarrazin: Das Prinzip hat sich bestens bewährt und gilt durch fast alle politischen Lager als unverzichtbares Instrument zum Stimmenfang an Deutschlands Stammtischen.
Die Grünen haben erst seit diesem Jahr das Zeug zur Volkspartei. Von daher sind ihnen populistische Werkzeuge noch neu. Gut, dass Boris Palmer, Oberbürgermeister von Tübingen und grüner Spitzenpolitiker, sein Handwerk so blendend beherrscht und damit den Boden für künftige Wahlergebnisse jenseits der 25 Prozent bereitet.
Jacob Jung BlogSie beackern die "Randbereiche politischer Spektren", um den "Boden für künftige Wahlergebnisse jenseits der 25 Prozent" zu "bereiten"?
Obwohl landauf und landab als Gebetsmühlenmantra gepredigt und von der oberflächlichen Masse gedankenlos wiederholt, beinhaltet dieses politisch korrekte Dogma keinen logischen Sinn. Nur die "Randbereiche", also die extremistischen Minderheiten, sollen größere Wahlergebnisse garantieren können. Wenn ich mich auf die Meinung eines Extremisten vom Rand fixiere, also einer einzigen Person auf 10.000 Wähler bezogen, wählen mich von den 10.000 nicht nur 12 Wähler, sondern schlagartig mindestens 2.500 Wähler? Nur, weil ich die von der öffentlichen Meinung abweichende Meinung eines Einzelnen vertrete? Mit anderen Worten: Wenn ich heute nur von einer echten Randgruppe gewählt werde und mein Wahlanteil bei < 5% angesiedelt ist, werde ich mein Wahlergebnis deutlich steigern (> 25 %), wenn ich fortan die abweichende Meinung einer vermeintlichen Randgruppe übernehme? Also auch noch die Meinung meiner bisherigen Wähler missachte...
Das ist absoluter Blödsinn.
Ein Blödsinn, der sich bereits in der orwellschen Verwendung des Begriffes "Populismus" verdeutlicht. Orwellsche Verwendung, weil dieser zum Schimpfwort umgedeutete Begriff die Grundlage jeder Demokratie bedeutet und keinesfalls ein Begriff darstellt, der sich nur auf Randgruppen bezieht.
Gerade die "Linke" verwendet den Begriff "Populismus" abwertend. Und das, obwohl sich "linke Politik" in der Eigenreklame bzw. im Selbstverständnis der "Linken" immer als "volksnahe Politik" bezeichnet. Eben als Politik im Sinne der Massen. Wie man volksnahe Politik im Sinne der Massen zu gestalten gedenkt und gleichzeitig den Sinn (Wille) dieser Massen aus ideologischer Überzeugung heraus fürchtet, fragen sie besser den nächstbesten überzeugten "Linken". Ich möchte mich jedenfalls an dieser Stelle nicht weiter mit dieser Idiotie beschäftigen.
Zur "Volkspartei" wird nur diejenige, die sich auf die Randgruppen fixiert, um dadurch erfolgreich bei den Nichtrandgruppen abzusahnen?
Demokratische Politik ist jedenfalls immer auch populistische Politik.
Nur eine Randgruppe?
Entfernt man diese Widersprüche aus den Text des JJ- Blogs, dann stellt sich die Frage nach der wahren Randgruppe nicht. Denn egal, wie man zum Thema Einwanderung und Multikultur eingestellt ist. Die Befürworter der jetzigen Politik stellen eine Randgruppe dar. Eine Randgruppe, die "Volksnähe", ebenso wie der Teufel das Weihwasser, fürchtet und dennoch beansprucht, die einzig "Volksnahen" zu sein.
Herr Jung, die Grünen hatten einst das Zeug dazu, eine Volkspartei zu werden. Die grüne Realität lässt diesen Zustand in absehbarer Zukunft nicht zu. Sie brauchen sich also um "ihre" Grünen keine weiteren Sorgen machen.
Populistisch motivierter Sarkasmus oder Paranoia einer Randgruppe?
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