Freitag, 25. November 2016

Philosophische Betrachtung einer allzu pfäffischen Parabel...

Diese fiktive Geschichte, die sich wahrscheinlich ein Pfaffe ausgedacht hat, erklärt dann wohl auch, warum die Menschen heutzutage eher an ein Auto als ein Volk denken, wenn sie das Wort Cherokee hören. Es erklärt dann wohl auch, weshalb die Cherokee-Indianer weitestgehend ausgerottet wurden und von ihrer Kultur so gut wie nichts mehr übrig geblieben ist. Haben sie nur einen oder gar keinen der Wölfe gefüttert?

Für die, die nur Schwarz-Weiß sehen können, die nur bipolar fühlen können und zum kritischen Denken keinen sonderlichen Zutritt haben wollen. Das (moralische) Gegenteil von Hass ist zwar die Liebe. Nur lässt es sich auch aus Liebe hassen. Umgekehrt mag es schwieriger vorstellbar sein, doch ist auch das nicht unmöglich. Ob nun Liebe oder Hass, beides lässt sich nicht immer getrennt voneinander betrachten. Sie sind Bestandteile ein und desselben Kreislaufs und schließen sich nicht unbedingt einander aus.
Hierzu fallen mir die weisen Worte Marie von Ebner-Eschenbachs ein (zuzüglich aller folgenden Zitate):
Wer an die Freiheit des menschlichen Willens glaubt, hat nie geliebt und nie gehasst.
Das Misstrauen ist das Gegenteil von Vertrauen. Doch wo kämen wir hin, wenn wir bedingungslos und blind allem und jeden vertrauen würden? Wo kämen wir hin, wenn wir niemandem vertrauen könnten? Glücklich ist der, der vertrauen kann. Doch hat ein gesundes Misstrauen noch niemanden geschadet. Es ist viel mehr die Grundlage des Vertrauens. Ohne Misstrauen lässt es sich nicht (über)leben, ohne Vertrauen lässt es sich nicht besser leben. Misstrauen schützt vor Gefahren. Vertrauen bewahrt uns vor Einsamkeit.
Ein jeder schaue auf sein Leben zurück und beantworte sich folgende Frage: Wurde ich öfter durch mein Vertrauen als durch mein Misstrauen enttäuscht? Wie gesagt, glücklich ist der, der vertrauen kann.

Kommen wir zum nächsten Punkt. Zwischen Feindschaft und Freundschaft befindet sich eine Kategorie, in der sich wohl die meisten Menschen (die wir kennen) einordnen lassen. Ich lehne es schon deshalb ab, in dieser primitiven und lebensfernen Freund/Feind-Schiene zu denken, geschweige denn, auch noch danach zu handeln.
Das Freund-Feind-Schema ist im Krieg hilfreich, in Friedenszeiten jedoch leistet es dem nächsten Krieg Vorschub. Das ist einer der Gründe, weshalb die Frommen jeglicher Couleur die Menschen nur in Gläubige und Ungläubige einzuteilen vermögen.
Nichts macht uns feiger und gewissenloser als der Wunsch, von allen Menschen geliebt zu werden.
Kommen wir nun vom philosophischen zum pfäffischen Aspekt der Cherokee-Parabel, aber nicht, um auf die philosophische Betrachtung zu verzichten.

Hoffnung ist nicht das Gegenteil von Angst. Das Gegenteil von Hoffnung ist Verzweiflung, das der Angst ist der Mut. Sind nicht diejenigen, die Angst vor den Wahrheiten des Lebens haben, zu denen nun einmal auch der Tod gehört, zugleich auch diejenigen, die auf ein Leben nach dem Leben hoffen? Diese rhetorische Frage verdeutlicht, dass die Grundlage dieser Hoffnung die Angst vor dem Tod ist. Es handelt sich um eine Angst, die aus Verzweiflung über die Wahrheiten des Lebens entstanden ist und absolut nichts mit Mut zu tun hat, eben diese Wahrheiten anzuerkennen.
Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.
Kampf ist nicht das Gegenteil von Frieden. Das Gegenteil von Frieden ist der Krieg.
Der Kampf hingegen ist nicht nur auf den Krieg zu begrenzen. Es gibt schließlich auch den sportlichen Wettkampf und der hat mit den Krieg nichts gemeinsam. Das ganze Leben ist ein einziger Kampf. Selbst um den Frieden gilt es ständig zu kämpfen. Lehrt doch schon der unbestechliche Volksmund, dass niemand in Frieden leben kann, wenn das dem Nachbarn nicht gefällt.
Überlege einmal, bevor du gibst, zweimal, bevor du annimmst, und tausendmal, bevor du verlangst.
Darüber hinaus kennen wir den Rechtsfrieden. Ist dieser aber nicht das in Paragraphen niedergeschriebene Resultat eines stetigen Kampfes der Interessen, auf dessen Allgemeingültigkeit man sich geeinigt hat, um Krieg zu vermeiden?

Frieden ist nicht zu verwechseln mit dem Erdulden (Toleranz) von Dingen, die innerlich abgelehnt*, aber durch Ohnmacht bedingt ertragen werden. Frieden bedeutet Sicherheit und wird vom althochdeutschen Fridu abgeleitet, was Schonung bedeutet. Frieden bedeutet nicht Selbstaufgabe und es bedeutet auch nicht totaler Verzicht.
Es gibt Fälle, in denen vernünftig sein, feig sein heißt.
Wer sich eine einfängt, um anschließend gleich noch die andere Wange für den nächsten Schlag hinzuhalten, lebt nicht in Frieden, noch wird er dadurch Frieden ernten. Der ist allenfalls ein dämlicher, ohnmächtiger Schwächling, der sich kampflos aufgegeben hat, um fortan in Unfrieden zu leben. Das mag zwar im Interesse all der weltlichen und geistlichen Pfaffen sein, doch haben die mit dem Frieden so viel gemeinsam wie der Papst mit dem Kinder gebären.

Frieden kann nur dort bestehen, wo sich das Geben und Nehmen die Waage halten. Es erfordert also eines beständigen Kampfes um den Ausgleich der Interessen. Sollten sich aber die jeweiligen Interessen einander ausschließen, kann es (auf Dauer) keinen Frieden geben, sondern dann wird der Ausgang eines unausweichlichen Krieges über den weiteren Verlauf der Geschichte entscheiden.
Was andere uns zutrauen, ist meist bezeichnender für sie als für uns.
* Sonst würden wir von Akzeptanz oder Respektanz sprechen.

1 Kommentar:

  1. https://www.facebook.com/andreas.hahle/posts/1693544004005199 Hier macht sich jemand Gedanken zum Thema Vertrauen: "Ist vertrauen nicht etwas Schlichtes?", "Schnee über´n See"

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