Montag, 15. November 2021

Corona: Der Propaganda auf die Finger geschaut

Alles Wichtige in einer Tabelle zusammengefasst, in der ich [Lewin Berner] den Stand 12.11.2021 mit dem 13.11.2020 verglichen habe.*)

Die Zusammenfassung vorab für all diejenigen, die sich nicht durch die folgenden 16 Punkte durcharbeiten wollen.
  • Die Inzidenzwerte sind in der Tat deutlich gestiegen (+88%), aber sie allein sind dimensions- und aussagelos. Es werden m.E. überdies Äpfel mit Birnen verglichen. Vor einem Jahr war die Alpha Variante dominant (weniger ansteckend, wesentlich gefährlicher), heute die Delta Variante. Es gibt u.a. unterschiedliche Testzahlen und Testregimes.
  • Was medial komplett unter den Tisch gekehrt wird, ist dass die absolute Anzahl von Corona-Patienten auf Intensiv entgegen der journalistischen Schreckensbilder unter Vorjahr liegt (-13%), die Anzahl derer, die beatmet werden (-21%) sogar noch deutlicher. Mit anderen Worten: Bei viel mehr Infizierten befinden sich (im Verhältnis) deutlich weniger Patienten auf intensiv (-44%) oder müssen beatmet werden (-49%). Das sind an sich sehr gute Nachrichten, die aber leider nirgendwo zu lesen sind.
  • Mit Corona-Patienten sind aktuell nur rund 13% der Intensivbetten belegt (Vorjahr 12%). Das klingt widersprüchlich, weil ja absolut gesehen deutlich weniger Corona-Patienten auf intensiv liegen, hat aber damit zu tun, dass über 6.000 Intensivbetten "abgebaut" wurden (besser: Im DIVI Register nicht mehr als betreibbar ausgewiesen werden). Was aktuell deutlich zugelegt hat, ist die Belegung durch Nicht-Corona-Patienten. Auch hierüber kein Sterbenswörtchen in den Medien
  • In jedem Krankenhaus mit Intensivstation liegen in Deutschland im Schnitt lediglich 1,2 Beatmungspatienten mit positivem Corona-Test (nicht 12, nicht 120). Hieran kann man erkennen, dass das medial gezeichnete Schreckensbild nicht stimmen kann. Es wird wie immer einzelne Krankenhäuser geben die vollgelaufen sind, in anderen wird gar nichts los sein.
  • Die maximale Zahl (Peak-Wert) der beatmeten Patienten mit positivem Corona-Test lag bei 3.211 (04.01.2021). Im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass das medizinische System zu keiner Zeit überfordert war und auch mit diesem Peak gut zurecht kam. Aktuell liegt die Zahl der beatmeten "Covid-Patienten" bei 1.472, das ist weniger als die Hälfte als im Peak (!).

Es ist m.E. verantwortungslos von Medien und Politik, nun erneut ausschließlich auf der Inzidenz-Zahl herumzureiten. Uns wurde im Sommer von der Politk zugesagt, dass die umstrittenen Inzidenz-Zahlen aufgrund ihrer inhaltlichen Schwächen keine Rolle mehr spielen sollen in der weiteren Pandemie-Bewältigung, sondern zukünftig auf die Hospitalisierungsrate und auf die Belegungssituation der Intensivstationen abgestellt werden soll. Das war im Sommer. Jetzt ist Winter. Und alles scheint vergessen.
Mit alarmistischen Meldungen und BIldern versetzen uns die Medien ein weiteres Mal in Angst und Schrecken, treiben die Politik vor sich her und wir Bürger werden auf neue drakonische Maßnahmen vorbereitet.
Dabei hat sich herausgestellt, dass die Situation 2020/2021 nie so kritisch war, wie uns das dargestellt wurde. Das DIVI war mehrfach zu Zahlenkorrekturen und zu Revisionen gezwungen, es gab eine massive Rüge durch den Bundesrechnungshof.
Eine richtige Aufklärung gab es allerdings nie. Es gab keine Überprüfungen der Maßnahmen, weder auf Kosten / Nutzen bzw ihre Wirksamkeit hin, noch auf ihre Rechtmässigkeit. DIe sozialen und wirtschaftlichen Schäden der bisherigen Politik sind gigantisch; die Maßnahmen haben scheinbar epidemiologisch auch so gut wie nichts bewirkt, sonst stünden wir nicht jetzt wieder dort wo wir stehen.. Es darf m.E. daher kein "more of the same" geben, sondern neue Wege und Konzepte. Wie das geht, macht uns Skandinavien vor.
Nun zeichnet sich ab, dass die alten Fehler unbeirrt genauso wiederholt werden. Die Medien als Korrektiv fallen ein weiteres Mal aus, ganz im Gegenteil, sie gießen immer weiteres Öl ins Feuer mit Halbwahrheiten und das Weglassen von wichtigen Aspekten.
Am Ende werden wir, wenn wir nicht aufpassen, erneut mit Schulschließungen und Lockdownmaßnahmen dastehen, weil das die Maximalforderung ist, den Handelnden nichts anderes einfällt und nichts, aber auch gar nichts dazugelernt wurde. Es ist wirklich zum Haareraufen.

  1. Die Inzidenz ist in der Tat im Vergleich zum VJ von 140 auf 264 gestiegen. Um zwei Indizenzzahlen zutreffend vergleichen zu können, so müsste das Testgeschehen vergleichbar sein. Ferner war vor einem Jahr die Alpha-Variante dominierend, nun ist es die Delta-Variante. Dass ein positiver PCR-Test auch nichts über eine akute Infektion aussagt, ist inzwischen auch allgemeiner Wissensstand. Lassen wir diese Punkte einfach dahinstehen, die Inzidenz ist jedenfalls im Vergleich zum VJ um 88% gestiegen.
  2. Das RKI gibt jeden Tag im Tagesbericht die Zahl der aktiv an Covid-19 Erkrankten an ("aktive Fälle"). Dies ist eine durch ein RKI-Modell berechnete Zahl, die aus den übermittelten Positiv-Fällen über eine Algorithmus errechnet. Die Zahl der aktiv Erkrankten liegt aktuell bei knapp 400k, vor einem Jahr lag diese Zahl bei knapp 260k. Die Anzahl der aktiv Erkrankten liegt also 54% höher (das ist wichtig für die nachfolgenden Ziffern 5 und 7)
  3. Nach wie vor ist Corona eine seltene Krankheit bzw. Infektion. . Trotz im Vergleich zum Vorjahr höherer Verbreitung und intensiveren Testung (d.h. höherer Inzidenz) gelten aktuell lediglich 0,48% als Infiziert (99,5% nicht), vor einem Jahr lag dieser Wert bei 0,3% (d.h. 99,7% der Einwohner galten damals als nicht infiziert). Bekanntermassen verlaufen bis zu 90% der Infektionen milde bzw. symtomlos. Es ist auf das (irreführende) Inzidenzmass (pro 100.000) zurückzuführen, dass einem die aktuell publizierten Inzidenzen so hoch vorkommen. Corona war, ist und bleibt selten.
  4. Von den Intensivstationen in der gesamten Bundesrepublik Deutschland befinden sich aktuell 2.863 Patienten mit positivem Corona-Test in Behandlung. Vor einem Jahr waren es 3.299. Die Anzahl hat sich also um 13,2% reduziert. Und das, obwohl die Inzidenz 88% bzw. die Anzahl der aktiven Fälle rund 54% höher liegt als vor einem Jahr. Dazu nachfolgend mehr.
  5. Wenn man nun betrachtet, wie viel % der aktiven Fälle (Ziffer 2) intensivmedizinische Behandlung benötigt, so zeichnet sich eine phänomenal gute Entwicklung ab: Während vor einem Jahr noch 1,3% der vom RKI ermittelten Infizierten (aktive Fälle) sich zu der Zeit in einer intensivmedizinischer Behandlung befanden, so sind es aktuell nur noch 0,7%, das ist ein Rückgang um satte 44% (!)
  6. Betrachtet man nun die Untergruppe der invastiv beatmeten Patienten mit positivem Corona-Test auf Intensiv, so sind dies aktuell 1.472, vor einem Jahr waren es aber noch 1.859. Wir sprechen also um einen Rückgang um 21%.
  7. Während vor einem Jahr rund 0,72% der aktiven Fälle (aller "Infizierten") auf einem Beatmungsbett behandelt wurden, sind es dieses Jahr nur noch 0,37%. Die Zahl hat sich annähernd halbiert! Die Erkenntnisse aus den Ziffern 4,5 und 6 bedeuten also, dass die Verläufe im Vergleich zum Vorjahr deutlich milder sind, dies mag verschiedene Ursachen haben (Delta Variante vs. Alpha Variante, verbesserte Behandlungsmethoden, die eine intensivmedizinische Behandlung vermeiden, Erfolg der Impfkampagne). Genaues wissen wir leider nicht, weil es hierzu keine systematischen Erhebungen gibt. Aber eigentlich ist dies eine super positive Nachricht, welche die Medien leider nicht transportieren.
  8. Hier kommt ein relativ interessanter Punkt: Während vor einem Jahr insgesamt noch 28.346 betreibbare Intensivbetten zur Verfügung standen, sind es nunmehr nur noch 22.040, es gibt also einen "Bettenschwund" in Höhe von 6.306 Betten bzw. 22%. Natürlich wurden diese Betten nicht physisch abgebaut, sondern diese sind aus dem DIVI-Register verschwunden, weil sie offenkundig nicht mehr mit den (mittlerweile verschärften) Personalschlüsseln betrieben werden können. Ein jeder möge sich hier seine eigenen Schlussfolgerungen ziehen. Ein (Noch-) Industriestaat wie der unsrige bekommt es offenkundig nicht hin, dieses Bottleneck zu entschärfen. Er gibt Abermilliarden fürs Testen und fürs Impfen aus. Für dieses Thema fehlt aber scheinbar der Weitblick bzw. der politische Wille. Eigentlich eine relativ brisante Frage, warum hier von der Politik einfach nichts gemacht wurde. Zugespizt könnte man die Frage auch so formuliere: Warum wird überall brachial und oft völlig kopflos in individuelle Freiheits- und Vermögensrechte eingegriffen, in diesem (recht simplen) Punkt wird den Dingen aber ausgerechnet ihren Lauf gelassen. Das passt für mich überhaupt nicht zusammen.
  9. In den Kategorien Low Care (ohne invasive Beatmungsmöglichkeit) und High Care (Betten mit invasiver Beatmungsmöglichkeit) sind in Summe aktuell 19.562 Betten belegt, nach 21.949 im Vorjahr. Hier geht es um die Gesamtbelegung, also die Belegung durch Patienten mit und ohne positiven Corona-Test. Somit ist also auch die Gesamtbelegung um ca. 11% ggb. dem VJ zurückgegangen. Wir stellen aber gleichzeitig fest: Die Gesamtbelegung ist weniger stark zurückgegangen als wie es vor dem Hintergrund des Rückgangs der "Corona-Patienten" erwartbar gewesen wäre. Des Rätsels Lösung findet sich in Ziffer 12. 
  10. Die Belegungsquote auf intensiv liegt insgesamt aktuell bei 89% nach 77% im Vorjahr, sie ist also um 12% gestiegen. Wie in Ziff. 9 ausgeführt, ist die absolute Belegung gesunken, aber gleichzeitig hat die Gesamtkapazität viel stärker abgenommen. Nur aus diesem Grund ist die Gesamtbelegungsquote deutlich gestiegen. Wenn man noch etwas tiefer bohrt und nur die Beatmungsbetten betrachtet (die für Corona-Patienten ja die relevante Größe darstellen), so liegt die Auslastung nun bei 80% nach 61% im Vorjahr. Wie gesagt hat dies nichts mit einem steigenden Patientenaufkommen zu tun. Das Patientenaufkommen ist gesunken, die Bettenzahl aber noch stärker.
  11. Aktuell sind rund 13% aller Intensivbetten durch Patienten mit positivem Corona-Test belegt. Nach 12% im Vorjahr. Wie in Ziffer 4 herausgearbeitet ist die absolute Zahl dieser Patientengruppe im Vergleich zum Vorjahr ja zurückgegangen. Diese moderate Erhöhung der Belegung kommt daher alleinig durch die Bettenreduktion zustande. Wir nehmen also mit: Rund 87% der Intensivastationen sind NICHT mit Corona-Patienten belegt. In dem Kontext noch zur Erinnerung: Im Gesamt-Jahr 2020 entfielen von den Belegtagen ganze 2% bzw. 4% auf Corona-Patienten. Für 2021 liegt noch keine Statistik vor, wieso sollte das aber anders sein. Diese Zahlen kontrastieren stark vom verbreitete Narrativ von einem kräftezehrenden und erschöpfenden Kampf der Krankenhausmitarbeiter gegen Corona über 18 Monate, ohne Pause so dass die Pflegerinnen und Pfleger schlichtweg nicht mehr können.
  12. Wir kommen zu einem anderen interessantesten Aspekt: Der Anteil der Nicht-Corona-Patienten auf intensiv ist im Vergleich zum Vorjahr stark gestiegen, von 66% auf 76%. Hierüber liest man kein Sterbenswort in den Medien. Stattdessen wird munter auf den Ungeimpften herumgedroschen - was auf intensiv tatsächlich passiert, scheint in Politik und Medien niemanden wirklich zu interessieren. Leider kann ich nicht sagen, was die Intensivbelegung mit Nicht-Corona-Patienten im Moment so treibt. Dazu gibt es keine verlässlichen Daten.
  13. Während es vor einem Jahr noch 1.829 "an das DIVI meldende" Krankenhäuser gab, sind das heuter nur noch 1.266. Hier zeigt sich ein moderater Rückgang an Krankenhäusern mit Intensivstationen. Gleichzeitig zeigt sich an dieser Zahl, auf wie viel Krankenhäuser sich die "Corona"-Intensivpatienten verteilen (Siehe dazu Ziffer 14)
  14. Um eine bessere Vorstellung zu erhalten, habe ich die Gesamtzahl der auf intensiv behandelten Patienten durch die Anzahl der Krankenhäuser mit Intensivstationen geteilt. Hieraus errechnet sich ein Quotient, wie viel Intensivpatienten im Schnitt pro Krankenhaus liegen. Dieser Quotient lag vor einem Jahr bei 2,6 ; aktuell bei 2,3. Nicht pro Zimmer, sondern durchschnittlich pro Krankenhaus (mit Maximalversorgung).
  15. Hier der gleiche Quotient, allerdings nur bezogen auf die invasiv beatmeten Patienten. Hier liegt die Zahl bei 1,2 (aktuell) Patienten pro Krankenhaus, nach 1,4 im Vorjahr. Natürlich gibt es Regionen und Krankenhäuser mit einem höheren Patientenaufkommen und Regionen mit einer höheren Belastung. Irritierend ist allerdings, dass in den Medien scheinbar immer die Ausnahmefälle gezeigt werden, nicht der Regelfall.
  16. Ja, der Peak an Patientenaufkommen (beatmete Intensivpatienten mit positiven Corona-Test) lag am 06.01.2021 bei 3.211 Patienten. Wohlgemerkt hat sich im Nachhinein herausgestellt, dass auch seinerzeit die Kliniken einigermaßen gut mit der Situation zurcht kamen, niemand wurde die Behandlung verweigert etc. Natürlich gab es Verlegungen, wie es in jedem Grippewinter in der Vergangenheit auch der Fall war. Aktuell werden 1.472 Patienten beatmet, das ist weniger als die Hälfte (!) dessen, was im Peak (vor 9 Monaten) kapazitatitv mit Bravour erledigt werden konnte. Es ist daher einfach nicht nachvollziehbar, mit welchen Schreckensbildern die Medien im Moment operieren. Sie entsprechen nicht den Realitäten. 
Das sind eine ganze Menge an Datenpunkten.
Verbesserungsvorschläge, Hinweise auf Fehler oder Missdeutungen meinerseits sind wie immer hochwillkommen.
Es ist schwierig, entspannt zu bleiben, wenn man sich das alles vor Augen führt. Ich wünsche gleichwohl allseits einen gesegneten Restsonntag.
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*) Wer sich wundert, warum ich nicht das exakt gleiche Vorjahresdatum genommen habe, ich habe lieber auf den gleichen Wochentag abgestellt (in diesem Fall: Freitag) da es vor dem Wochenende immer besondere Effekte in den Krankenhäusern gibt.

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