Mittwoch, 21. September 2011

Spontanprotest in der S- Bahn

Wie oft hat man den Eindruck, dass die Lethargie im Lande einen zum Verdruss wird?
Vorhin bin ich S- Bahn gefahren - die Strecke zwischen HH- Harburg und HH- Hauptbahnhof - der Zug war gut gefüllt und die Reisenden in unserer Waggonhälfte wurden unfreiwillig Zuhörer eines Gespräches zweier Enddreißiger.
Der eine von ihnen hatte kurz zuvor "inside job" gesehen und erzählte von seinen Eindrücken über diesen Film. Er machte sich auch Luft über die Lügen unserer Politiker. Und als er sagte, "das kann doch nicht stimmen, dass wir nur 3 Millionen Arbeitslose haben" und dabei in meine Richtung schaute, fragte er mich - obwohl ich sicher bin, dass ich nicht stutzig geguckt hatte - "oder nicht?"

Das kann nicht stimmen, wenn wir allein schon 7 Millionen Hartz IV- Empfänger haben - wie sollen wir da nur 3 Millionen Arbeitslose haben, entgegnete ich ihm.
Ein lebhafter Gedankenaustausch begann, an dem sich auch noch ein älterer Mann beteiligte, der den Eindruck erweckte, als sei er Beamter oder Lehrer (gewesen).
Da wir in unterschiedlichen Sitzabteilen saßen, mussten wir uns so laut verständigen, dass alle Mitreisenden unseren Ausführungen lauschen konnten.
An den Gesichtern der Leute konnte ich erkennen - und das ist das wirklich erfreuliche an dieser Begebenheit - dass die Leute interessiert zuhörten. Es gab viele zustimmende Kopfbewegungen, besonders wenn ich präzise formulierte Sätze von mir gab, die an Lothar Dombrowski erinnern mussten.
So etwas erlebt man nicht alle Tage, schon gar nicht im "unterkühlten Norden".
Und auch die mitreisenden Ausländer, von denen man oft genug den Eindruck hat, die Probleme ihres Gastlandes gingen ihnen nichts an, brachten ihre zustimmenden Gesten ein.
Vielleicht ist es auch wichtig zu betonen, dass sich keiner der beteiligten Redner zuvor Mut antrinken musste.
Heute brach der Nebel der vermeintlichen "Lethargie" auf. Heute erlebten wir, dass die Menschen im Lande unzufrieden³ sind und sie nur auf die passende Gelegenheit - das Ventil - warten, um ihren berechtigten Zorn zum Ausbruch zu bringen.
Ich möchte hier nicht alle Satzbeiträge von uns wiedergeben, aber als ich in die Runde warf, dass "wir uns doch alle an diese Sauereien - die auf unsere Kosten stattfinden - mitbeteiligen, weil wir es sind, die den Hut vor Leuten ziehen, die drei Ferraris vor ihrer Tür stehen haben und meinen, die hätten es geschafft, die wären besonders clever und schlau, anstatt endlich zu fragen, woher sie das viele Geld dafür haben, solange wird sich auch nichts ändern. Wir sollten anstatt zu staunen, sofort die größten Betrüger von ihnen in ein Flugzeug packen und mitten über'm Meer die Luken aufmachen", da konnte ich niemanden beobachten, der diese Meinung nicht sichtbar teilte bzw. nicht mit ihr sympathisierte.
Das macht Mut.
Dieses Land lebt und es wird erwachen.
Dabei bin ich mir sicher.
Die da oben schaufeln mit jeder weiteren Lüge, mit jeder ihrer niederträchtigen und geheuchelten Taten ihr eigenes Grab. Noch ist alles wieder zurück zum Boden gelangt...

1 Kommentar:

  1. Danke für diesen Beitrag.
    Da mein( unbestritten schönes) Leben auf dem Lande den Nachteil mit sich bringt dass man sich nur im Netz und im kleinen Freundeskreis artikuliert hat man manchmal das Gefühl der Daseinsform einens Aliens.
    Dieses Bewegen unter " Verschwörungstheoretikern" und die deutliche Negation durch " Normale"( MSN-Nutzer)bei der kleinsten tiefergehenden Meinungsäusserung führt zeitweise zu einer-- mir widerstrebenden-- Lethargie.
    Die Aufmunterung mit diesem Beitrag war mal wieder nötig-- Danke und mach weiter so! :-)

    boro

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