Sonntag, 31. Januar 2010

Die Narrenkappe 04/10

Während sich die Manager der HSH Nordbank, trotz vorheriger reumütiger Versprechen, ihre Gehälter in dreister Weise erneut hochgeschraubt haben und der parlamentarische Untersuchungsausschuss zum kriminellen Verhalten dieser Banker noch tagt, schwappt aus Übersee die nächste Flutwelle (in Höhe von bis zu 300 Millionen T€uro) auf den Steuerzahler zu. Den Staatsbankern der HSH stört dies nicht. Ihr kriminelles und unverschämtes Verhalten äußert sich vielmehr dahingehend, dass sie die Arbeit des Untersuchungsausschusses be- und verhindern. Dies geschieht wiederum nicht, ohne ihr Vertrauen auf die nötigen Schutzmechanismen des Systems.

Die Merkel erhält den "Deutschen Medienpreis" für nicht erbrachte Leistungen im Bereich Medien. Die Marktforschungsfirma "MediaControl" stiftet diesen "Medien"-Preis, den zuvor Medienschaffende wie Helmut Kohl, François Mitterrand, Boris Jelzin, Bill Clinton, Gerhard Schröder oder Königin Silvia erhielten.

Irakische Bauern dürfen nur noch industriell entwickeltes, gentechnisch verändertes, patentiertes Saatgut benutzen.
Die AG Friedensforschung an der Uni Kassel meint dazu: "Die "Order 81" wurde vom US-Beauftragten für den Wiederaufbau des Irak, Paul Bremer, erlassen. Sie hat zum Ziel, dass die irakischen Bäuerinnen und Bauern zukünftig daran gehindert werden, ihre uralten Saaten und Kulturpflanzen anzubauen. Die Bäuerinnen und Bauern werden dazu gezwungen, nur noch industriell entwickeltes, gentechnisch manipuliertes und von Unternehmen patentiertes Saatgut zu verwenden." Dabei stützt sich die AG Uni Kassel auf eine Resolution, die von mehreren Trägern des alternativen Nobelpreises ergangen ist.

Oettinger, seines Zeichens neoliberale Marionette des Imperiums (allerdings zweiter Klasse), fordert zwar von jedem, (amerikanisches) Englisch ein, kann aber selbst nicht einmal einfachste Wörter ablesen. Verständlich, dass er dafür im Netz Hohn und Spott geerntet hat. Oettinger meinte nach der Netzschellte, in Brüssel nachzubessern und "Fachbegriffe vertieft zu lernen". Weiterhin meinte er: "Ich habe damit kein Problem. Es sollen alle machen, was sie wollen." Er sei „von keinem Kollegen darauf angesprochen worden. Ich glaube, dass die mediale der objektiven Bedeutung nicht entspricht." Wenn er mit dem Spott kein Problem hat, weshalb macht er (und die Propagandamedien) dann geläufige Englischwörter zu "Fachbegriffen"? Das er von keinen Kollegen darauf angesprochen wurde, kann am Opportunismus der Kollegen und/oder der Wahrscheinlichkeit liegen, dass niemand dem täglichen Blablabla zugehört hatte. Was die "objektive Bedeutung" angeht, so ist darin kein Unterschied zur "medialen Bedeutung" zu sehen. Egal, wo sich der eigene Standpunkt befindet. Egal, wie man zu Oettinger steht. Sein miserabel vorgelesenes Englisch verändert sich dadurch nicht. Man kann es allerdings als solches bewerten ("mediale Bedeutung") oder Schönreden bis ignorieren ("objektive Bedeutung").

Der chinesische Volksgerichtshof schmettert erneut eine Klage der westlichen Musikindustrie ab. Andere Länder, andere Sichtweisen. In diesem Fall bewerten die chinesischen Richter das Menschenrecht auf Informationsfreiheit höher, als die Profitinteressen der Konzerne. Angesicht der westlichen Propagandamaschinerie ist dies kaum zu glauben und dennoch wahr. China verteidigt gegenüber dem Westen das Menschenrecht.

Google Toolbar - Datenübertragung auch nach Deaktivierung? Bisher geschah dies, meint jedenfalls der Harvard- Jurist Ben Edelman. Ich kann die neueste Entdeckung Edelmans bestätigen. Vor Monaten hatte ich das damals von mir benutzte Sicherheitsprogramm (Kaspersky) auf die höchste Sicherheitsstufe gesetzt und musste anhand der Meldungen feststellen, dass die Firma "google" im Hintergrund permanent Daten ausspioniert. Und zwar ohne Einladung.

Staatliche Neugier machte Hacker-Angriffe erst möglich? Hört, hört...
Der Sicherheitsexperte Bruce Schneier sieht die chinesischen Hacker-Angriffe als eine Folge der staatlichen Gier nach Kontrolle und Daten. Schneier ist der allzu berechtigten Ansicht, die Hacker haben lediglich die in Programmen (und Geräten) eingebauten Hintertüren benutzt, die es ansonsten staatlichen Schnüffeldiensten ganz offiziell erlauben soll, ihr Berufsdenunziantentum heimlich ausleben zu können.
Macht der CCC etwas anderes, wenn er gelegentlich derartig auf Sicherheitsrisiken hinweisen will? Welchen Bürger schaden diese Hinweise wirklich? Oder ist es gar für den "user" gut, dass es diese Leute vom Fach gibt?

Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat entschieden: Der von der Deutschen Post, dem von ihr dominierten Verband Postdienste und der Gewerkschaft Ver.di ausgehandelte Mindestlohn für Post-Beschäftigte von bis zu 9,80 T€uro ist rechtswidrig. Damit geben die Richter privaten Konkurrenten der Post Recht. Bis zu 9,80 T€uro die Stunde sind eindeutig zu viel, schliesslich ist das Wachstumsbeschleunigungsgesetz nicht für schnöde Postboten erdacht worden. Die Richter mussten ein Machtwort sprechen, obwohl sich diese Kaste für derartige Stundenlöhne noch nicht einmal den Wecker stellen würde. Im Namen der freien Lohnabsprachen, im Namen der freien Marktwirtschaft. Im Namen der Ausbeutung und Sklavenhaltung.

Die Narrenkappe ist kein umfassender, sondern ein beliebiger Rückblick auf die jeweils vergangene Woche. Die Narrenkappe nimmt keine Rücksicht auf eine sog. "political correctness", sondern ist vielmehr als bescheidenes Sprachrohr der Aufklärung anzusehen.
Die Narrenkappe dient der kritischen Meinungsbildung und versteht sich als Gegengewicht zur Propagandaindustrie, aber auch als Anregung für umfassende und differenzierte Debatten.

2 Kommentare:

  1. Hallo ihr Luzifers,
    eure Seite gefällt mir und deshalb auch gleich die Frage, kann man die Narrenkappen
    in der Faschingsbütt verwenden oder kriegt man
    von euch auch gleich einen Anwalt auf den Hals gehetzt?

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  2. Hat nicht jeder seine Narrenkappe?
    Narrenkappen sind für alle da!

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