Montag, 31. Juli 2023

Wie bestellt so geliefert

 

Man spricht in Deutschland so diskret darüber wie über Fußpilz oder die Miesen auf dem Girokonto. Halb flüsternd und nur, wenn man sich sicher ist, dem Gegenüber absolut vertrauen zu können. Am liebsten würde man noch den Wasserhahn aufdrehen oder sonst etwas unternehmen, das man in einem Thriller gesehen hat, um nicht abgehört zu werden: Wenn es um die Nachteile der Migration geht, dann halten sich die Deutschen in der Öffentlichkeit zurück - vor allem, wenn sie im sozialen Bereich tätig sind oder einen links-grünen Bekanntenkreis haben. Wo nur die Zuckerseite des Multikulturalismus gesehen werden darf, ist es gefährlich, über seine diesbezüglichen negativen Wahrnehmungen zu sprechen. Vielmehr muss man sie schlucken wie eine kostbare Delikatesse, die man im Grunde absolut eklig findet - schließlich will man nicht als unkultivierter Hinterwäldler gelten. 
Denn Einwanderung gibt es für diese Kreise nur im Gesamtpaket. Es reicht nicht aus, gut integrierte Migranten willkommen zu heißen. Oder vielleicht auch noch diejenigen, die sich gesetzeskonform und einigermaßen ruhig verhalten. Vielmehr ist Toleranz für Verhaltensweisen gefragt, für die man seinen deutschen Nachbarn längst bei den Behörden angezeigt, entfreundet oder bis in die Steinzeit verklagt hätte. Die Forderung nach Gleichbehandlung war gestern, heute gilt es, Verständnis aufzubringen. Ich wage zu behaupten, dass wir weniger Probleme hätten, wenn wir zum Prinzip der Gleichbehandlung zurückkehrten: Wer Mist baut, muss die Konsequenzen unabhängig von seiner Herkunft tragen. Die Bürger sollten einfach ehrlich zu sich selbst sein - und ihren Ärger über schlechtes Benehmen oder gar Straftaten nicht länger herunterschlucken. Ob mich nun Klaus oder Ahmed beim Einstieg in die Straßenbahn wegrempelt - der blaue Fleck ist der gleiche. Und wenn mich Ahmed offensichtlich häufiger wegrempelt als Klaus, ist auch das unter Erfahrung zu verbuchen und nicht unter Rassismus. Die "Guten" erlauben uns längst nicht mehr, zwischen positiven und negativen Eindrücken zu differenzieren - alles muss durch die rosarote Brille betrachtet werden. 
Viele Deutsche wissen das - und handeln dennoch nach dem St.-Florians-Prinzip: Solange die neue Erstaufnahmeeinrichtung für Migranten in der Nachbarstadt gebaut wird, kann man weiterhin wie gewohnt Rot-Grün wählen und sich gut dabei fühlen. In der kleinen Ortschaft Upahl kam dann aber das große Erwachen: Das Flüchtlingsheim rückte vor die eigene Haustür. So nahe wollte man es dann doch nicht haben - auch Gutsein stößt an Grenzen. Unter der Hand werden nämlich sehr wohl Erfahrungen ausgetauscht, sei es über den Umgang mit Müll oder auch das fragwürdige Verhalten einiger Migranten beim Besuch der Stadt. Denn auch die Behörden sind restlos überfordert, die Zahl der freiwilligen Helfer ist zurückgegangen und es scheint sich niemand wirklich für die Zustände in den Heimen zu interessieren. Dort etwas Ordnung einkehren zu lassen, würde schließlich im grünen Elfenbeinturm sofort als Rassismus verurteilt. 
Was also tun? Sicherlich kann man den Einwohnern ein herzhaftes "geliefert wie bestellt" entgegenschleudern. Unberechtigt ist das nicht, auch weil sie die Folgen ihres Gutseins bislang auf andere abgewälzt haben. Um 2015 herum hieß es noch, es würde niemandem etwas weggenommen, aber auch das war schon rein rechnerisch eine Illusion. Egal, ob man nun für oder gegen die Aufnahme von Migranten ist, kostet es nun einmal Geld, so viele Menschen unterzubringen, ihnen Sozialleistungen zu zahlen und sie medizinisch zu versorgen. Von den Kosten für die Integrationsdienste, die überall wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, einmal ganz zu schweigen. 
Man klammert sich an die wenigen Einzelfälle, welche diese Integrationsprogramme erfolgreich durchlaufen haben. Migranten also, gegen deren Aufenthalt in Deutschland auch sogenannte "Rechte" nichts einzuwenden haben, weil man ihnen den guten Willen anmerkt. Ansonsten heißt es für viele Bürger "wasch mich, aber mach mich nicht nass". Flüchtlinge ja, aber bitte nicht hier. Man will, dass etwas unternommen wird, aber die Maßnahmen sollen auch nicht zu hart sein - schließlich möchte man sich nicht mit "Nazis" gemein machen. So kann man noch nicht einmal einen Kompromiss erzielen, indem man etwa das Asylrecht bei denen anwendet, die es grob missbraucht haben oder mehrfach straffällig geworden sind. Eine Maßnahme, die uns allen etwas Luft und Ruhe verschaffen würde. 
Die Wunde juckt, und das wissen viele. Aber der Leidensdruck scheint noch nicht groß genug zu sein, um sich vom Image des guten und toleranten Menschen zu verabschieden. Selbst dann nicht, wenn es schon an die eigene Substanz geht. Da flüstert man lieber weiter hinter vorgehaltener Hand, als zuzugeben, dass wir es eben nicht schaffen. Und der Staat gibt sich weiter seinen Illusionen von der unbegrenzten Aufnahmefähigkeit hin, schafft böses Blut und verschiebt die Verantwortung nach unten. So, als wollte man einen Aufnahmerekord brechen, koste es was es wolle. Solange die Bürger das an der Wahlurne durchwinken, senden sie einfach die falschen Signale nach oben zurück. 
Mirjam Lübke

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