Stellen Sie sich vor, in einer Hochhaussiedlung kommt es zu einem verheerenden Einsturz zahlreicher Wohnblocks. Tausende Menschen verlieren alles. Den Einsatzkräften bietet sich ein Bild des Grauens. Die Zahl der Todesopfer klettert innerhalb von Stunden in den dreistelligen Bereich. Hunderte werden Tage später noch vermisst. Verzweifelte Angehörige graben teils mit bloßen Händen im tiefen Krater, den der Einsturz hinterlassen hat, doch für die Vermissten gibt es kaum noch Hoffnung auf Rettung. Der Grund für die Katastrophe ist rasch ausgemacht: Der Boden hat nachgegeben. Rechtzeitig hatten aufmerksame Beobachter vor drohendem Unheil gewarnt, weil sie an mehreren Stellen Absenkungen gesichtet hatten. Die Behörden hatten dies ignoriert und auch keinen Anlass gesehen, die Bewohner zu informieren. Nicht nur deswegen kam das Desaster keinesfalls aus heiterem Himmel. Jahrzehnte zuvor war es zu einem ähnlichen Unglück an gleicher Stelle gekommen. Mehrere Einfamilienhäuser waren damals sprichwörtlich im Erdboden versunken. Dennoch entschied die verantwortliche Politik, eine neue Siedlung errichten zu lassen, diesmal mit noch größeren, noch höheren Wohngebäuden. Ein Jahrhundertereignis wie der seinerzeitige Einsturz könne sich nicht so schnell wiederholen, so die Überzeugung. Und überhaupt sei man technisch inzwischen viel weiter, die Bausubstanz viel besser. Unmittelbar nach der Tragödie werden erste Stimmen laut, die das Nachgeben des Untergrunds als Folge des menschengemachten Klimawandels werten. Wegen des aus dem Gleichgewicht geratenen Grundwasserspiegels sei der Boden nicht nur hier, sondern überall im Land instabil geworden.
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