Dienstag, 3. August 2010

Bahnchef Grube stürzt in seine eigene Grube

Die Fahrgäste, die auf Grund technischer Unzulänglichkeiten bei der Bahn bei Temperaturen von möglicherweise über 70°C schmoren und darüber hinaus eine ärztliche Behandlung wegen "ernster Gesundheitsprobleme" beanspruchen mussten, bekommen nun eine Entschädigung von 500 T€uronen ausgezahlt. Das ist verhältnismäßig wenig Geld, vergleicht man dies mit anderen Entschädigungen, bei denen die Gesundheit von Menschen nicht derart bedroht wurde (z.B. harmlose Urheberrechtsansprüche) oder die Entschädigungen, die die Bahn verlangt, wenn beispielsweise ein Jugendlicher mit Filzstift eine Scheibe bereits geringfügig beschmiert, was gewiss nicht schön, aber schnell zu reinigen ist.
Zuvor wollte die Bahn lediglich Reisegutscheine bereitstellen. Erst durch bahnexternen Druck gelangte man zur obigen Zahlung.
Die Bahn wies einen ZDF-Bericht zurück, wonach die Temperaturen im Bielefelder ICE auf mehr als 70 Grad gestiegen seien. Diese Behauptung sei "in keiner Weise nachvollziehbar". Eine interne Analyse habe bis zu 61 Grad im Energieversorgungsblock der Klimaanlage festgestellt. "Dieses Aggregat befindet sich jedoch außerhalb des Fahrgast-Innenraums an der Unterseite des Zuges", so die Bahn.
Tagesspiegel
Wenn außerhalb der Fahrgasträume bis zu 61°C gemessen wurden, ist dies allerdings "in keiner Weise nachvollziehbar", weshalb die Bahn den ZDF- Bericht zurückweist, da diese Messung nichts über die Temperaturen in den Fahrgasträumen aussagt. Und selbst 61°C sind nicht ohne, zudem entscheidend ist, daß Menschen "ernste Gesundheitsprobleme" bekamen. Von den unzumutbaren Strapazen aller ganz zu schweigen.
Diese ewigen Ausflüchte der Bahn- Elite (u.a. wurde für diese chronischen Pannen der "Klimawandel" verantwortlich gemacht - bei sommerlich ungewohnten Außentemperaturen von lächerlichen 32°C!) zeigt nur, welches Menschenbild bei diesen Kreaturen in den "Chefetagen" vorherrscht und was die unter Service und Qualität verstehen: Profit, Profit, Profit. Vom geistigen Zustand gar nicht erst zu reden.
Bislang hat die Bahn von einem neuen Phänomen gesprochen, das es in dieser Häufung zuvor nicht gegeben habe. Die Klimaanlagen des ICE 2 seien bis zur vorvergangenen Woche "völlig unauffällig gewesen", sagte [betonte!]Bahnchef Grube in einem Interview.
In dieser Häufung hat es dies noch nicht gegeben, aber bis zum schwerwiegendsten Vorfall vor wenigen Tagen seien die Züge "völlig unauffällig" gewesen"? Weiß der Grube überhaupt, welchen widersprüchlichen Nonsens er da von sich gibt? Das ist nicht nur auf eine geistige Kurzschlusshandlung des Grube zurückzuführen, sondern auf seinen IQ und seiner Geisteshaltung. Grube lügt und das auch noch billig und schlecht. Er weiß nicht mehr, was er wem erzählt. Der Mann ist in seiner Position schier überlastet und gehört abgesägt. Wie sein Vorgänger. Es kann doch kein Zufall sein, dass diese inkompetenten Herren allesamt aus bahnfremden und z.T. konkurrierenden Branchen stammen.
Mir tun dabei besonders die letzten alten Mohikaner bei der Bahn leid. Diejenigen, die schon als Kinder davon träumten, Lokführer zu werden, sich in Jahrzehnten hochdienten und immer mit dem Herz bei ihrer Bahn waren. Es soll sie noch geben. Wie müssen die Herzen dieser Bahner beim Zerfall und der Zerstörung ihrer Bahn bluten?
Nach der Hitze-Pannenserie hat Bahn-Chef Rüdiger Grube die Hersteller der ICEs erneut wegen der schlechten Qualität der Fahrzeugflotte kritisiert. „Wir haben von der Industrie bislang fast nie Züge geliefert bekommen, die auch das geleistet haben, wofür wir bezahlt haben", sagt Grube dem Magazin „Stern". Bahnkunden machte der Konzernchef wenig Hoffnung auf eine baldige Verbesserung der Situation. „Wir setzen alle Züge ein, die wir haben", sagte Grube: „Früher konnten wir jeden zehnten Zug in Reserve halten. Aufgrund der zehnmal häufigeren Kontrollintervalle [die die Bahn zuvor eigenmächtig rationalisierte, bis nach dem Unglück von Eschede die alten Sicherheitsvorschriften wieder eingehalten werden mussten!] ist die Reserve jedoch geschmolzen." Wenn heute ein Zug ausfalle, „haben wir bei den ICEs eben kaum noch Ersatz".[...]„Wir fahren in den Werkstätten einen Drei-Schicht-Betrieb. Keine Frage, die sind stark ausgelastet", sagt Grube. 
Drei- Schicht- Betrieb. Ach was?! Und wie viele Arbeiter wurden an der falschen Stelle eingespart und einfach wegrationalisiert? Die jetzt, und nicht erst seit jetzt, fehlen? Wie viele Ausbesserungswerke wurden dicht gemacht? Ich erinnere an den Vorfall in Saarbrücken, als ein Zug (gefüllt mit Menschen) 3,5 Stunden abfahrbereit auf das entsprechende Signal warten musste, weil der einzige Mitarbeiter auf dem Stellwerk einen Herzinfarkt erlitt. Früher saßen dort mehrere Arbeiter, da war die notwendige Sicherheit garantiert. Das nenne ich Freiheitsberaubung aus niederen Beweggründen (Grund Profit) und zwar unter Vorsatz begangen. Ein Glück, daß nicht schlimmeres passiert war.
Oder die ständigen Pannen und Ausfälle bei der Berliner S- Bahn, die ebenso durch unvernünftige Rationalisierungsmaßnahmen bewußt herbeigeführt wurden.
Ganze Bücher ließen sich mit diesen DBahnpannen füllen, die nicht bei Nacht und Nebel plötzlich und unerwartet vom Himmel flogen (siehe z.B. analog dazu die Privatisierungsarie der englischen Bahn).
Abschließend möchte ich stellvertretend einen Leserbrief zitieren, der klar aufzeigt, daß Grube und Co. lügen.
Das Klimaanlagenproblem in den ICE existiert bereits so lange, wie diese Züge zum Einsatz gelangen.
Aber zuvor sei noch einmal Grube wiederholt, als er die Wahrheit sagte:
Wir haben von der Industrie bislang fast nie Züge geliefert bekommen, die auch das geleistet haben, wofür wir bezahlt haben.
Leserbrief:
Als Pressevertreter wurde ich eingeladen, im Juni 1991 an der Jungfernfahrt des ICE 1 von Mannheim nach Stuttgart teilzunehmen. Bereits bei dieser Fahrt fiel in einigen Waggons die Klimaanlage aus. Der Tag war heiß, und die Fahrgäste zogen sich sukzessive bis aufs Unterhemd aus. Darüber hinaus schloß eine Außentür nicht, so daß sie ein Zugbegleiter die ganze Fahrt über manuell zuhalten mußte und der Zug langsamer als eine Regionalbahn fuhr.
Zum Fahrtende bekamen die völlig ausgedörrten Fahrgäste von Bahnbediensteten als Trostpflaster je ein Eis am Stil überreicht. 
Die Jungfernfahrt war eine hochpeinliche Blamage für die Bahn. Wie man heute sieht, haben die Verantwortlichen nichts daraus gelernt.
Hans Dölzer, Hirschberg

Nachtrag:

Intercity zu 200 Prozent belegt: 120 Passagiere müssen Zug verlassen
OSNABRÜCK, 2. August (AFP) - Weil ein Intercity zu 200 Prozent besetzt war, haben mehr als 100 Passagiere den Zug am Sonntagmittag in Osnabrück verlassen müssen.
Nach Angaben eines Bahnsprechers war der Zug auf dem Weg von Nürnberg nach Hamburg wegen des Ferienendes in Niedersachsen bereits gut ausgelastet, als in Osnabrück zahlreiche weitere Passagiere einstiegen. Daraufhin habe sich das Personal entschieden, mit dem überfüllten Zug nicht mehr weiterzufahren.
Den Passagieren wurde angeboten, auf einen Regionalzug oder drei Ersatzbusse umzusteigen. Insgesamt 120 Passagiere, die meisten aus Bremen, entschlossen sich laut dem Sprecher für den langsameren Regionalzug. Erst nach 51 Minuten habe der Intercity schließlich seine Fahrt fortsetzen können. Wie viele Fahrgäste insgesamt in dem Zug waren, konnte der Sprecher nicht sagen.

Dies stellt keinen Einzelfall dar. Besonders in „Stoßzeiten“ (Ferien, Wochenende, Feiertage, Großveranstaltungen etc.) sind die Züge oftmals mit Menschen derart überfüllt, dass kein Durchkommen mehr ist.
Zwar finden sämtliche Fahrkartenbuchungen mittlerweile über Zentralrechner statt und die Mehrheit der Bahnnutzer buchen bereits mehrere Tage im voraus (Rabattsystem der Bahn), doch ist es der Bahnführung egal, wie der zahlende Kunde befördert wird. Sonst gäbe es diese Zustände nicht oder nur in Ausnahmefällen, also selten. Weihnachten ist im Dezember, im Juli/August sind Sommerferien,... - dies wird alljährlich von der Bahnführung ignoriert. Wer hierbei von Qualität redet, und das machen Bahnfunktionäre permanent, beweist einmal mehr, welch Geistes Kind er ist.

Aber dafür existiert eine ganz bahneigene „Qualität“. Kaufen sie sich eine Fahrkarte bei der Bahn, egal wie teuer diese auch ist, bekommen sie von der Bahn, falls sie aus irgendeinen Grund die Reise nicht antreten, 15 T€uro von ihrem Geld zurück. Das heißt, ab Geltungstag wird der gesamte Geldbetrag von der Bahn einbehalten. Für eine nicht erbrachte Dienstleistung.
Beispiel: Sie wollen in 14 Tagen ihre Großmutter in Amsterdam besuchen und buchen deshalb über Internet ihre Fahrkarte. Einfache Fahrt, 2. Klasse, ohne Bahncard, Berlin - Amsterdam. Das kostet sie (Stand 3.8.10) 134,50 T€uronen. Brechen sie sich z.B. bis zu einen Tag vor Abfahrt ein Bein und können deshalb die Fahrt nicht antreten, behält die Bahn 119,50 T€uronen ein und sie bekommen, ohne eine Dienstleistung in Anspruch genommen zu haben, 15 T€uronen zurück. Gerne zahlt die Bahn das Geld ihrer Kunden in „Reisegutscheinen“ aus. Das heißt, in diesem Fall hätten sie dann die 15 T€uro für ihre nächste Fahrt bei der Bahn hinterlegt. Auf die Frage, wie diese eigenwillige Regelung zu Stande kommt, wird ihn dann der nette Bahnbedienstete ihres Vertrauens antworten, dass sie doch froh sein können und sich nicht auch noch die Rückfahrkarte gebucht haben. Denn dann wären sie noch ärmer und die Bahn noch reicher gewesen. Haha, witzig, nicht wahr? Sie lachen ja gar nicht. Haben sie keinen Humor?

Und brechen sie sich das Bein nicht ab Abfahrtstag, denn dann müssen sie auf die witzigen Kommentare ihres lustigen Bahnbediensteten ganz verzichten. Denn dann ist das Geld restlos pfutsch und Nachfragen zwecklos.
So ist das, in einem öffentlichen Dienstleistungsunternehmen, dessen Hauptanteilseigner der Bürger ist. 

2 Kommentare:

  1. Warum Siemens ohne Ausschreibung den ICE Schrott an die Bahn verkaufen konnte, sagt Alles über Deutschland

    AntwortenLöschen
  2. Und das Siemens weitestgehend aus der Schusslinie herausgehalten wird, sagt auch einiges.

    AntwortenLöschen