Donnerstag, 17. Februar 2022

Wissenschaftler als Wahrsager – Warum Corona-Prognosen so oft falsch liegen

 

In allen Gesellschaften gab es Individuen, denen ein hoher sozialer Status zukam, weil ihnen die Fähigkeit zugeschrieben wurde, die Zukunft vorauszusehen. Diese Leute nannte man Seher, Auguren, Schamanen, Propheten und Orakel. In unseren aufgeklärten westlichen Gesellschaften schreiben wir diese Fähigkeit der „Wissenschaft“ zu. Die Basis der Voraussagen der „Wissenschaft“ sind allerdings nicht Glaskugeln, Eingeweide von Opfertieren, Sternbilder, Träume oder heilige Schriften, sondern Studien.

Prophezeiungen heißen im heutigen Sprachgebrauch Prognosen. Große Enttäuschung löst es aus, wenn diese Prognosen sich als falsch erweisen. Das kann fairerweise aber nicht der Wissenschaft angelastet werden. Die Enttäuschung folgt einer weit verbreiteten falschen Vorstellung von der Unfehlbarkeit wissenschaftlicher Voraussagen, gerade, was die Entwicklung der Corona-Epidemie, aber auch wirtschaftliche Entwicklungen und den Klimawandel angeht.

Die Autorität der Wissenschaft in der Gesellschaft beruht wesentlich auf den Erfolgen der Naturwissenschaften. Der Erfolg der Naturwissenschaften beruht auf zwei wesentlichen Elementen: Experiment und Reproduzierbarkeit. Das heißt, in einem Experiment können Wissenschaftler bestimmte Faktoren isolieren, was es möglich macht, den Einfluss des einen Faktors auf den anderen zu messen. Wenn dieser Zusammenhang sich immer auf dieselbe Weise darstellt, egal ob sie das Experiment zehnmal, hundertmal oder tausendmal wiederholen, entsteht ein großes Vertrauen in die Verlässlichkeit des Zusammenhangs zwischen diesen Faktoren.
Die Sozialwissenschaftler sind auf die Naturwissenschaftler wegen der großen Autorität ihrer Aussagen stets ein wenig neidisch gewesen. Darum gab es unter Sozialwissenschaftlern immer wieder den Versuch, sich methodisch an die Naturwissenschaften anzunähern, um für sich eine ähnliche Autorität in Anspruch zu nehmen. Daran sind sie gescheitert, denn anders als in den Naturwissenschaften wie Physik und Chemie – schon bei Biologie hört die Eindeutigkeit der Ergebnisse auf – lassen sich ökonomische, soziologische und historische Zusammenhänge nicht in einem Experiment isolieren, und eine bestimmte Anordnung von Faktoren ist auch nicht wiederholbar.

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