Sonntag, 10. April 2011

Portugal - ein Land in den Fängen der "Neuen Weltordner"

Jetzt werden die Reformen durch die EU-Kommission Portugal aufgezwungen.
...Maßnahmen sind Steuererhöhungen, dann wird bei konsumptiven Ausgaben* gekürzt, also bei Leistungen im Sozialversicherungsbereich wie der Rente. Beschäftigung im öffentlichen Dienst wird abgebaut. Die Arbeitslosigkeit wird...steigen.
...Das nächste Ziel dürfte Spanien heißen.  
news.de, Dr. Torsten Schmidt, stellvertretender Leiter am Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI)
Schmidt zählt ohne Frage zu den akademischen Dienstleistern, die die von Wirtschaft und Politik erwünschten Gutachten erstellen. Dabei bestimmt die Zielvorgabe ihre wissenschaftliche Vorgehensweise oder um es mit anderen Worten auszudrücken, ihre pseudowissenschaftliche Tätigkeit. Ob Gutachten zur Schweinegrippe oder Wachstumsprognosen, ob aus Unvermögen oder Absicht heraus erstellt, in jedem Fall handelt es sich um akademische Willfährigkeit.  
Würden die Maurer derartige "Leistungen" abliefern, stürzte jedes Haus spätestens beim Einziehen der Kellerdecke ein, ohne jegliche Aussicht auf Fertigstellung des Bauvorhabens. 
Leute wie Schmidt liefern das wissenschaftlich angestrichene Rüstzeug ab, um das Wirtschaftsmodell der Neuen Weltordner, also das der  "Chicago School" zu untermauern. 

Wir hängen alle an den Fäden der Finanzdynastien und sind dementsprechend von deren Gunst und Wohlwollen abhängig. Es mag sein, daß Leute wie Schmidt wirklich daran glauben, daß das Finanzgebahren im Kapitalismus Naturgesetzen unterliegt. Derlei Utopisten wären nicht erwähnenswert, wenn sie nicht derart überbewertet und dominant in Erscheinung treten dürften, als hätten sie das system verstanden. Was Schmidt und Konsorten verstanden haben, ist, daß sie mit ihrem Glauben Karriere machen können. Karriere machen, weil sie dem Erhalt des Systems dienlich sind und nicht, weil sie die Zusammenhänge kennen würden.

Der gemeine Bundesdeutsche ist sich dank Schmidt und der gleichgeschalteten Medien, die sich immerhin am selben Trog mästen, sicher, daß Länder wie Griechenland oder Portugal lediglich über "ihr Niveau gelebt", Misswirtschaft betrieben und jetzt ihre Quittung dafür erhalten haben. Das mag in gewisser Hinsicht stimmen, aber nicht in der, wie sie uns von Schmidt und den Medien weisgemacht wird. Denn dann müssten bereits ganz andere Länder schon längst pleite sein. Der internationale Finanzgeier würde sich dann nicht Land für Land vornehmen, sondern hätte es in der gesamten westlichen Welt mit Aas zu tun. Er würde an diesen Leichenberg ersticken. Da er an ihm wie an einen Tropf hängt, würde er mit diesen Berg zu Grunde gehen.

Weil dem nicht so ist, wird die Mär von den faulen Griechen und Portugiesen in die Welt gesetzt. Der dumme, aber neidische Michel ist sich dabei sicher, daß ihn derartiges nicht passieren kann. Deshalb kopiert und verbreitet er in gewissem Gröfaz- Stolz das Lied, das er von Lehrern vom Schlage Schmidt gelehrt bekam. Das seine Großeltern selbiges wie die Portugiesen in bitterem Ausmaß erleben mussten, wird ignoriert. Waren diese nur faul, wie dies heute die Griechen und Portugiesen sein sollen oder wurden sie die Opfer einer menschenverachtenden Geldpolitik? Es ist geradezu bezeichnend, daß dieser Michel an die dämlichsten Botschaften der Bibel (Wunder etc.) festhält, aber das biblische Zinsverbot konsequent missachtet.

Stellen wir uns vor, wir haben es mit 100 Häuserbauern zu tun. Jeder dieser Häuserbauer musste einen Kredit aufnehmen, um sein Vorhaben verwirklichen zu können. Dabei sind alle Häuserbauer an die Grenzen ihrer Zahlungsfähigkeit gegangen. Die Bank, bei der diese 100 Häuserbauer ihren Kredit aufgenommen haben, hat einen neuen Direktor. Dieser Direktor hat vor, nicht nur an den Zinsen zu verdienen, sondern er will die Häuser übernehmen, um dann Zinsen und Pacht zu kassieren. So, wie auch nicht die Portugiesen aus Portugal vertrieben werden sollen, so sollen auch nicht die Häuserbauer aus ihren Häusern verschwinden. Wie wird der Direktor dabei vorgehen? Allen Häuserbauern gleichzeitig das Leben erschweren, könnte für ihn zu unkalkulierbaren Schwierigkeiten führen. Zudem benötigt er für sein Vorhaben auch den Schutz der "besseren" Häuserbauer, da er weiß, daß ein Kampf im Verhältnis 1: 100 seinen Untergang darstellen würde.
So sucht er sich ein Opfer nach dem anderen heraus, erhöht den Zinssatz für diese Häuserbauer und stellt seine Bedingungen. Das ahnungslose Opfer passt sich diesem Diktat an. Aus Angst heraus und wegen mangelnder Visionen.
Nun ist dies eine sehr vereinfachte bildliche Darstellung, doch allein deshalb nicht verkehrt. Sicher ist das Geschäft wesentlich komplexer und die Abhängigkeiten nicht immer so durchschaubar. Doch in jedem Fall ist es der "Hure - Zuhälter"- Komplex. Wobei die Staaten die "Huren" sind und die Banken die "Zuhälter".
Es handelt sich um schwache (sie verfügen nur über bedrucktes Papier und Computergeld), aber intrigante Zuhälter, die sich auch immer eine Armada aus bereitwilligen und starken "Edelhuren" halten müssen, um etwaige Probleme aus der Welt schaffen und das Geschäft in ihrem Sinn gestalten zu können.

Die Misswirtschaft und Verschuldung in Zahlen ausgedrückt.
Die Pro- Kopf- Verschuldung der Portugiesen beträgt (laut Wikipedia) 11.847,8 €uro, die der Deutschen 21.489,8 €uro und die der US- Amerikaner 31.815,5 €uro.
Nun wird gerne mit dem höheren Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Deutschen, also ihrer Leistungsfähigkeit argumentiert. Das zu dieser "Leistungsfähigkeit" ganz besonders auch die Finanzgeschäfte (Zuhälter) gerechnet werden und bekanntlich noch niemand Geld arbeiten sehen hat, ensteht hierbei ein Mißverständnis bezüglich des Leistungsbegriffes. Auch die "deutschen" (irrtümlich für internationale) Konzerne lassen überwiegend in den Niedriglohnländern produzieren, haben also die industrielle "Leistung" großteils in andere Länder ausgelagert. Da dadurch fehlende Kapazitäten entstehen müssen, muss diesbezüglich auch die wirkliche Leistungsfähigkeit zurückgegangen sein. Demzufolge auch das BIP. Das BIP wächst jedoch. Warum? Weil auch Inflation und reine Finanzgeschäfte einfließen, die aber gewiss nichts mit dem Fleiß der Bürger oder ihrer Leistungsfähigkeit zu tun haben.

Es ist doch hannebüchener Unsinn, die Leistungsfähigkeit eines Landes dadurch erhöhen zu wollen, in dem man die Zahl der wahren Leistungserbringer eines Landes veringert und das Heer der unproduktiven Leistungsnehmer (Arbeitslose) erhöht.
So etwas kann nur dort funktionieren, wo es nicht um wirkliche Werte und Leistung geht, sondern um Profite und (leere) Zahlen, also um das einstige Hilfsmittel Geld. Und noch nicht einmal dort funktioniert es, denn sonst würden wir nicht von Krise zu Krise rutschen.
Der Kapitalismus ist ein auf Schulden aufgebautes Schneeballsystem. Wer die stärksten Armeen besitzt oder im Dunstkreis dieser agiert, kann über die Melodie bestimmen. Aber auch nur solange, wie mitgepfiffen werden kann und wird.
Je mehr Geld vorhanden ist, das auf keinen realistischen Gegenwert basiert, desto mehr werden sich die Krisen offenbaren. Wer über das Hilsmittel Geld verfügt, verfügt über Macht. Aber nur, weil wir alle dem Hilfsmittel Geld einen Status verliehen haben, der eine Scheinwelt produzieren muss. Eine Scheinwelt, die weder etwas über die wahre Leistungsfähigkeit der Staaten, noch der ihrer einzelnen Bewohner aussagt.

Denjenigen, die nicht nur über das Geld verfügen, sondern dieses nach ihrem Ermessen erfinden oder auch verschwinden lassen können, überlassen wir somit die Herrschaft über uns und folgende Generationen.
Wir machen uns bereitwillig zu deren Sklaven, denen wir nicht nur unsere Leben in all seinen Facetten zur Fremdbestimmung und grenzenlosen Ausbeutung überlassen, sondern auch für deren parasitäres Dasein bzw. deren darauf begründeten Wohlstand aufzukommen haben. 

Geld ist prinzipiell wertlos. Sie können heute noch über 100.000 €uro verfügen und morgen können bereits diese 100.000 €uro den "Wert" haben, den heute noch 10 Cent darstellen. Geld unterliegt der Willkür, ganz besonders, wenn es keinen Gegenwert besitzt. Und selbst, wenn sie dieses Geld für einen Gegenwert, nämlich ihrer dafür abgelieferten Arbeitsleistung erhalten haben, hatte ihre Arbeitsleistung einen Wert, aber nicht das Geld, das sie dafür erhalten haben. Denn sie haben mit dem Geld nicht die Garantie darüber erhalten, daß dieses Geld auch den Gegenwert ihrer erbrachten Leistung entsprechen wird.

Wenn Geld auch nur annähernd etwas mit Leistung zu tun hat, dann fragt sich, weshalb bisweilen ein Immobilienmakler auf Grund einer einzigen Vermittlung eines Objektes (er besitzt dies nicht) dafür mehr Geld erhält, als eine Krankenschwester dies in ein oder mehreren Jahren erwirtschaften kann.

Portugal ist nicht pleite. Portugal wurde pleite gemacht. Zwar verfügt Portugal noch über seine wahre Leistungsfähigkeit, es soll diese nur nicht nutzen können. Denn es geht um Geld. Vor allem um das Geld und die "Leistungsfähigkeit" anderer. 
In Portugal wird nun alles privatisiert werden, was noch nicht privatisiert wurde. Die Ideologie der "Chicago School" wird gnadenlos durchgesetzt. Während die Portugiesen ihres Volksvermögens beraubt werden sollen und die einzelnen Portugiesen ihrer abgelieferten Leistungen (Rentenraub = Entlohnung als späte Belohnung für geleistete Arbeit), macht sich kaum jemand Gedanken darüber, weshalb nicht vor lauter vorgegaukelter und angeblicher "Sachzwänge" z.B. auch der Rüstungshaushalt privatisiert werden muss und wird?
Warum wohl nicht? Es geht nicht ums "Sparen" oder darum, zukünftig "nachhaltiger und verantwortungsvoller" zu wirtschaften. Es geht darum, zu enteignen, berauben und umzuverteilen. Es geht um Geld. Das Geld der Finanzoligarchen. Es geht darum, Zins und Pacht eintreiben zu können... 
Es geht um die Sättigung der unersättlichen Gier des kapitalistischen Moloch. Und dieser Moloch hat Namen. Denn auch er besteht nur aus Menschen.
 
Wem jetzt diese vereinfachten Darstellungen zu primitiv waren, der sollte dann doch besser BWL studieren und seinem dabei angelernten "Fachwissen" eine religiöse Unfehlbarkeit beimessen.
Hier ging es lediglich darum, stark vereinfacht die systemrelevanten Mechanismen aufzuzeigen.

*konsumtive Ausgaben: alle laufenden Ausgaben für die öffentliche Verwaltung, Infrastruktur, Bauunterhaltung, Kultur, Soziales, Schulen u.a. 

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