Samstag, 13. September 2014

Die Welt der Wikinger - Aufklärung über den Verklärungsversuch eines deutschen Chefredakteurs

Im Berliner Martin-Gropius-Bau ist vom 10.9.2014 bis zum 4.1.2015 die Austellung "Die Welt der Wikinger" zu betrachten. Laut dem Journalisten Detlef Hartlap handelt es sich dabei um "eine der schönsten Ausstellungen, die in diesem Jahr in Deutschland zu sehen ist".
Die Botschaft hör ich wohl, allein, mir fehlt der Glaube.
Goethe, aus Faust 1
Nun kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass ich ein geschichtsinteressierter Mensch bin und die Thematik Wikinger mein altes Berserkerherz schneller schlagen lässt.
Deshalb lohnt es sich, wegen der Ankündigung zur Ausstellung einen Blick auf den Werbetext des Journalisten Hartlap zu werfen. Und da kann ich eins schon vorweg nehmen: Wenn die Ausstellung das einhält, was der journalistische Werbetrommler verspricht, dann lohnen sich weder Zeit noch Kosten die Ausstellung zu besuchen.
Helm eines Wikinger - laut dem Journalisten Hartlap sahen diese Helme "schrecklich" und "elchhelmig" aus.
Offensichtlich kennt der Wikinger-Experte Hartlap nur erfundene Wikinger- Helme aus kitschigen Hollywoodfilmen.
Nun verhält es sich mit Ausstellungen bekanntlich so, dass sie gern mit Klischees aufräumen. Sie wollen zeigen, dass alles anders war, als Legenden und Kinofilme weismachen wollen. Ausstellungen wollen Augen öffnen,...
Detlef Hartlap
Hier erzählt Hartlap schon mal hanebüchenen Unfug, der jeglicher Lebenserfahrung widerspricht.
Erst gestern erzählte mir ein Freund von seinen Besuch einer Ausstellung zum Thema "Leben in der Wüste".
Dieser Freund kann bestimmt nicht nur durch Durchschnittswissen in Sachen Flora und Reptilien glänzen, deshalb ist seinem kritischen Blick aufgefallen, dass in besagter Ausstellung eine Schlangenart genannt wurde, die überhaupt nicht in der Wüste, noch nicht einmal in Halbwüsten vorkommt. Und das war nicht der einzige Irrtum, den mein Freund in dieser Ausstellung entdecken sollte.

Oder nehmen wir, um ein weiteres und krasseres Beispiel zu benennen, die sogenannte "Wehrmachtsausstellung" des nicht an der Wahrheitsfindung interessierten Historikers Hans Georg Heer und des Nervengifthändlers Jan Philipp Reemtsma. Selbst Wikipedia kommt nicht um folgende Bemerkung herum: "Nur zehn Prozent aller damit befassten 800 Fotos zeigten tatsächlich Wehrmachtsverbrechen; die übrigen seien Taten von ungarischen, finnischen und kroatischen Soldaten, „Hilfswilligen“ aus der Ukraine, Russland und den baltischen Staaten oder aber Angehörigen der SS und des Sicherheitsdienstes (SD)."
Wobei die berechtigte Feststellung auf Wikipedia nicht beinhaltet, dass in der Wehrmachtsausstellung sogar das von der Sowjetarmee begangene Massaker von Katyn als "Verbrechen der Wehrmacht" umgebogen wurde. Also ein Verbrechen, mit dem die Wehrmacht rein gar nichts zu tun hatte. Weshalb Heer und Reemtsma es unterlassen hatten, die Atombombenabwürfe auf Japan als Verbrechen der Wehrmacht umzulügen, fragen sie, liebe Leser, dann doch besser bei diesen Herren nach.

Wie war das mit "Klischees aufräumen" und "Augen öffnen"? Eine Verallgemeinerung bezüglich der Qualität von Ausstellungen ist absolut zu verneinen. Weder in positiver, noch in negativer Hinsicht. Weshalb uns Hartlap sein Klischee weiszumachen suchte, ist nicht bekannt, jedoch kann das nur mit Unredlichkeit oder Mangel an Bildung erklärt werden.
Sie waren hungrig, gierig, hinterhältig und für alle, die es mit ihnen zu tun bekamen, eine Heimsuchung. Die Apokalypse kam über's Meer. 300 Jahre lang...
Die Frage ist, warum die Wikinger überhaupt zur Plage werden konnten. Was trieb sie?
D.H. 
Bedient sich hier etwa jemand der Klischees? Die verwendeten Begriffe lassen bereits den Ungeist erahnen, den 'unser' Journalist zu verbreiten sucht. Hartlap wird aber noch deutlicher, woher sein verschobenes Weltbild stammt.
In den Jahren 793 und 794 hatten sie [die Wikinger] Northumbria im heutigen Nordostengland überfallen. In den Klöstern dort forschten und schrieben die fähigsten Köpfe ihrer Zeit, es war, wenn man den Vergleich nicht scheut, das Silicon Valley des 8. Jahrhunderts.
Soviel haltloser Unfug in nur zwei Sätzen! Hartlap kann mit keinem einzigen Forschungsergebnis der "fähigsten Köpfe" aufwarten. Da müsste er auch lange suchen und würde trotzdem nichts Relevantes finden.
Was Hartlap als "fähigste Köpfe" bezeichnet, sind dann doch nur von hebräischen Wahnvorstellungen Besessene gewesen, die ihre Begabungen in dümmlichen Streitereien um noch so große Dämlichkeiten verschwendeten. Wissenschaft und Christentum verträgt sich nicht miteinander, hat sich nie vertragen. Der Christ Hartlap sollte seine Behauptungen untermauern. Doch das kann er nicht, deshalb belässt er es bei der Behauptung. Allerdings lässt Hartlap hier bereits durchsickern, was die Wikinger bekriegten. Doch dazu später.

Hartlaps Vergleich mit Silicon-Valley ist geradezu bezeichnend für seine Unbildung. Denn Silicon Valley mag ein Zentrum der Informationstechnologieforschung darstellen, es ist aber weder das einzige, noch das unbestritten führende. Auch hier bedient sich Hartlap seinen Klischeevorstellungen. Zudem nur ein Narr alle Wissenschaft auf die Technologieforschung und das Herstellen von Rechnerprogrammen reduziert wissen will. Da braucht es keiner weiteren Erläuterung. Der von Hartlap behauptete Unfug spricht für sich.

Hartlap, der Experte für Technik und Wissenschaft, gibt allerdings nicht auf und glänzt mit noch mehr Expertenwissen.
Die wohl zu jener Zeit besten Boote der "noch wirklich wilden Wikinger" (sic!) bezeichnet Hartlap als "einbaumartige Langboote". Diese Schiffe waren im Gegensatz zu allen anderen damaligen Schiffsformen für sämtliche Gewässer geeignet, konnten sogar über Land transportiert werden. Wenn man sie als die führende Technologie im damaligen Schiffsbau bezeichnet, liegt man bestimmt nicht falsch. Das gibt Hartlap dann auch Zeilen später zu.

Um Hartlaps dümmlichen Vergleich zu beleuchten, sei hier auch noch ein Einbaum-Boot abgebildet. Wobei ich in Anlehnung an Hartlaps "wirklich wilden [weil noch nicht christianisierten] Wikingern" den Bootsführer des Einbaums nicht als "Wilden" bezeichnen würde. Der Begriff "Naturmensch" entspricht dann doch eher meiner Weltsicht. Für mich sind alle Menschen Angehörige der Tierwelt, die Nietzsche nicht zu Unrecht als "sprechende Affen" bezeichnete. Doch einen Menschen als "Wilden" (Ungezähmten!) zu bezeichnen, nur weil er im Einklang mit der Natur und sehr bescheiden lebt, davon halte ich nichts. Ich verstehe unter Wild in Freiheit lebende Tiere, aber keine Menschen. Trotz ihrer Verwandtschaft.
Manche Wissenschaftler glauben, dass die Raubfahrten nach Northumbria oder in die Seine-Mündung...
Manche Wissenschaftler glauben, wo doch Wissen und Glauben einander ausschließen. Doch möchte ich 'unserem' Experten diese Bemerkung nicht anlasten, da sie zu oft zutreffend ist.
Unser Experte zählt jetzt einige Spekulationen über die Ursachen auf, doch erwähnt er nicht die Hauptursache, die historisch nachweisbar ist. Adam von Bremen und andere berichten davon.

"300 Jahre lang" dauerte die Christianisierung und Unterwerfung der Wikinger an. Blutige Bürgerkriege tobten in Nordeuropa. Im Zuge dieses Kulturkampfes zogen die Freiheitskämpfer bzw. Rebellen - wie man sie heute bezeichnen würde - unter den Wikingern los, stachen in die Gegenden vor, aus denen der Feind und dessen fremde Kultur, die sie nicht annehmen wollten, kam. Deshalb verwüsteten sie immer wieder die Stätten der ihnen verhassten Fremdkultur, deshalb verwüsteten sie die von 'unserem' Experten genannten Klöster oder die Hammaburg (Hamburg), die zur Unterwerfung der Wikinger und anderer Germanenstämme errichtet wurde.
Sie plünderten nicht die Hütten der einfachen Leute, sie plünderten die Stätten derjenigen, die die einfachen Leute ausplünderten und die Wikinger nebst ihrer Kultur bekriegten, um auch sie ausplündern zu können.
Ansgar von Bremen (801-865), der vom Papst eingesetzte und vom Frankenkönig militärisch unterstützte Chefmissionar für die Länder der Wikinger, beklagte sich. Er schrieb, dass die Wikinger "keinen Herren anerkennen, weil sie sich selbst für Herren halten"*. Ein aussagekräftiger Satz, der keiner Spekulationen bedarf. Spekulationen, die nur dazu dienen, die unrühmliche Geschichte der Kirche und ihrer Vasallenkönige umzudeuten und zu verschleiern.
Thors Hammer hatten sie gegen das christliche Kreuz eingetauscht. Der Wikinger-Gott Odin verschwand sang- und klanglos im Nebel der Zeiten.
Wir haben so eben erfahren, wie dieser "Tausch" wirklich stattgefunden hat. Der mosaische Kulturkampf gegen die Völker Europas hat gewiss Spuren der alten Kultur für immer vernichtet. Aus Angst vor der Rückbesinnung der Besiegten auf ihre Wurzeln, aus denen ihr wahres Wesen geschaffen ist. Doch konnte diese Entwurzelung der indigenen Völker Europas zu keiner Zeit - wie von Hartlap behauptet - ihre Kultur vollständig auslöschen. Auch nach 1.000 Jahren Kulturkampf ist das nicht gelungen. Die Namen der alten Götter finden sich noch überall. In den Wochentagen, in Legenden und Märchen, in Namen für Menschen, Orte und Landschaften. Sie sind nur für Blinde, notorische Ignoranten und für die Kulturzerstörer nicht erkennbar.
Karl der Große beispielsweise verbot die Verwendung der alten Götternamen bei Todesstrafe. Andere ebenso vom "Gott [der Liebe] auserwählte" Tyrannen standen dabei in nichts nach. Sie, die sich in ihrem Größenwahn als "wir" statt ich bezeichneten**, weil sie sich als Verkörperung ihres Gottes verstanden.

Doch was hat das genutzt? Ortschaften wie Berchtesgaden (Berchte Ersatzwort für Freya) oder Hollbrunn (Frau Holle = Ersatzname für Freya) künden noch immer von den alten Göttern.
Die alten Linden, die angeblich zu Ehren irgendeiner römischen Heiligen neben irgendeiner Kapelle gepflanzt wurden, sind mancher Orts älter als die Kapelle selbst. Die Linde galt den alten Germanen als der Baum der Liebenden, als der Baum der Göttin Freya. Man muss schon ein pathologischer Ignorant sein, wenn man hier nicht begreifen will, dass die Kapelle auf einen einst der Freya gewidmeten Hain errichtet wurde.
Der Vorname Olaf bedeutet nunmal nicht Jahwes Sohn, so wie Thorsten nicht auf Moses Stein schliessen lässt und die weniger verwendeten Vornamen Loki und Freya auch nicht auf ein "sang- und klangloses Verschwinden" hindeuten.
Ebenso deutet nicht das in Nordeuropa begangene "Fest der Lucia", das über das Fest der Freya gestülpt wurde, auf ein "sang- und klangloses Verschwinden" der alten Götter hin.
Vom Weihnachtsmann, der niemand anderen darstellt, als den Weltenwanderer, also den Gott Odin, ganz zu schweigen. Da kann Coca Cola aus Werbegründen den aschgrauen Mantel auch in Lila anstreichen, am Ursprung dieses Festes und seiner Symbolik ändert dies nichts.
Vom Osterhasen und dem Ei möchte ich gar nicht erst anfangen, doch biblische Symbole zur Verdeutlichung der Lustfeindlichkeit des Christentums sind sie definitiv ebenso wenig, wie sie keine Symbole des Todes sind.

Beispiele für das Nichtverschwinden der alten Götter gibt es viele. Es hat mit Sicherheit eine Ursache, Gegenteiliges zu behaupten. Eine ehrbare Ursache ist allerdings auszuschließen.
Wichtiger ist die sprachliche Hinterlassenschaft der Wikinger. Das Englische wäre heute ohne die zweimalige Sprachinfiltration der Wikinger - im 9.Jahrhundert aus Skandinavien; im 11. Jahrhundert durch die zu Normannen gewordenen Wikinger - ein altgermanischer Dialekt von regionaler Bedeutung und nicht Weltsprache Nr.1.
Wenn Dummheit beschleunigen würde, müsste 'unser' Experte noch bergauf bremsen. Soviel ist sicher.
Hier vergleicht Hartlap noch nicht einmal mehr Äpfel mit Birnen, schlimmer noch, spätestens hier "outet" sich Hartlap als absolute Hohlbirne. Dieser germanophobe Schwachsinn bedarf im Grunde keiner Erklärung, doch sei eine Anmerkung gestattet.
Die Sprache der Wikinger zählt zu den altgermanischen Sprachen, ebenso wie die Sprachen der Dänen, Schweden, Norweger, Deutschen, Niederländer oder Engländer unverkennbar zur germanischen Sprachfamilie gehören.

Ich frage mich, wie Hartlap auf eine so dämliche Behauptung kommt, die globale Ausbreitung der angelsächsischen (sic!) Sprache würde irgend etwas mit den Einflüssen einer "zweimaligen Sprachinfiltration durch die Wikinger" zu tun haben?
Da sitzen andere für weit weniger Schwachsinn in der Klappsmühle!
Was behauptet Hartlap als Nächstes? Dass die Entdeckung von Ötzi zur Gründung der Sowjetunion führte oder der "Eiserne Vorhang" gezogen wurde, weil sich die Oranier in Südafrika in ihrem niederländischen Plattdütsch unterhalten hatten?
Auf dieser Karikatur sehen sie den Grund, der Alexander den Großen dazu veranlasste, bis nach Indien zu ziehen.

Hartlaps Text kann man durchaus als Antiwerbung gegen die Ausstellung im Berliner Martin-Gropius-Bau verstehen. Bleibt zu hoffen, dass die Macher der Ausstellung sich nicht am Niveau Hartlaps ausgerichtet haben.

*den Quellennachweis für diesen Satz führt Karlheinz Deschner in einem seiner Bücher an
** dieser blasphemische Größenwahn, der sich auf die Bibel stützt, wird vom Klerus und Teilen des Erbadels noch immer angewendet

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