Donnerstag, 4. Januar 2024

Es ist doch nur Sprache

 
Besonders ärgerlich wie amüsant zugleich ist es, dass das Hofschranzengeschwätz inzwischen sogar auf "Patrioten"  abgefärbt hat. Die Propagandaindustrie - egal ob in Werbung, auf Netflix oder in Sportsendungen - hat hierbei ganze Arbeit geleistet. So als ob das dämliche Geschwätz rhetorischer Flacherdler in Form von widersinnigen und überflüssigen Satzbausteinen wie "teuflisch gut", "wahnsinnig schön" oder "eben halt" nicht schon genug der akustischen Selbsterniedrigung gewesen wären. Wer eine Nation schwächen oder sogar zerstören will, der tut gut daran, sich der Sprache anzunehmen. Denn ein Volk stirbt mit seiner Sprache, da Sprache das höchste Kulturgut darstellt. Sicherlich verändert sich Sprache, da sie lebt. Die Frage lautet deshalb - wenn man einmal davon absehen will, in welcher Geschwindigkeit oder unter welchen äußeren Zwängen das stattfindet - beinhaltet die Veränderung unserer Sprache Fortschritt oder ist es schlichtweg Rückschritt? Es macht eben einen Unterschied, ob jemand einen Wortschatz von zehntausenden Wörtern hat oder ob er gerade einmal über einen von ein paar Hundert verfügt. Es macht einen Unterschied, ob man sich präzise oder nur schlampig auszudrücken weiß. Die Vertarzanung der Sprache ist eine Form der Gleichmacherei, die Faktoren wie Vernunft und Verstand auf die Ebene dressierter und unkultivierter Affen zu drücken sucht. Gleichmacherei fördert das Schwache und unterdrückt somit zwangsläufig die Fähigen. Wer sich über die erschreckende Bildungsschwäche unter den Jüngsten aufregt, sollte dabei nicht vergessen, dass diese mit der Erniedrigung der Sprache einhergeht. Und das ist nur ein Beispiel. Dinge wie die Erstarkung der Aberglauben, die Entwurzelung der Menschen, die Entwertung der Werte oder die fortschreitende Kulturbarbarei wären nur weitere. Auf den Hinweis, dass Englisch (womit dann fast immer Ghetto-Englisch gemeint ist; Shakespeare wouldn't be amused) nun einmal die tonangebende Weltsprache wäre, antworte ich übrigens gerne mit: Dann fangt schon mal mit dem Erlernen von Chinesisch, Indisch oder Russisch an, denn nichts ist für die Ewigkeit. Vor nicht einmal 70 Jahren war Deutsch die führende Sprache in wissenschaftlichen Abhandlungen weltweit, heute ist Deutsch noch nicht einmal eine Amtssprache der EU, obwohl es die meistgesprochene Sprache innerhalb der EU ist. Und das wiederum nennt sich Demokratie. Offensichtlich konnten oder wollten sich die deutschen Volksvertreter in der EU diesbezüglich nicht durchsetzen.

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