Jürgen Roth gilt in der BRD als eine Ikone des
investigativen Journalismus. Nicht ganz zu Unrecht.
Allerdings werden aus unserer Sicht
Heiligenscheine frühestens nach dem Ableben des vermeintlichen
Heiligen in spe verliehen. Das grenzt die Gefahr einer Enttäuschung, eines Verrats und dergleichen mehr nicht aus, aber dafür wird die Gefahr für die Verleiher der
Heiligenscheine geringer, das diese sich eines Tages für die Verleihung rechtfertigen müssen oder diese bereuen könnten.
Der Mensch heiligt Menschen, um sich ( und seine Sichtweise) letztendlich nur selbst zu heiligen. Heiligenscheine dienen dem Selbstzweck, sie sind Ausweise des natürlichen Egoismus.
Jürgen Roth ist bekannt durch seine Bücher und Dokumentationen, die nicht nur dem
Urnenpöbel zu manch einer Erkenntnis verholfen haben, die Realitäten besser verstehen zu können. Roth hat viele Schleier gelüftet, aber auch zeitgleich Schleier gefestigt. Folgend geht es nicht darum, die Person Jürgen Roth zu diffamieren, sondern darum, eine kleine kritische Anmerkung zum Werk Roths einzubringen.
Das Roth in seinen Werken den Fokus gern auf die
Kriminalität aus dem Osten richtet und dabei bisweilen paranoid und wie bestellt herüberkommt, fällt vielleicht nicht jedem auf, aber ist auffallend.
Zum Thema Osteuropa, Russland oder gar Putin wirkt Roth nicht mehr als investigativer Journalist, sondern vielmehr als
gesteuerter Schriftassistent. Seine Botschaft unterscheidet sich dabei nicht mehr von der des
Spiegels, der
BLÖD oder anderer Hetzmedien.
Nimmt man beispielsweise die überarbeitete Taschenbuchausgabe seines Buches "Der Deutschland- Clan" in die Hand und beginnt damit, das Vorwort zu lesen, gibt es Erklärungsbedarf. Spätestens beim Thema Schröder, Gazprom und Putin verzichtet Roth auf den Anspruch eines (investigativen) Journalisten, der diesen Namen auch verdient.
Er habe dies für die Partei getan, argumentiert Helmut Kohl und schweigt vornehm weiter.
aus "Der Deutschland- Clan" (wie auch die weiteren Zitate)
Diesen Fauxpas Roths wollte ich erst noch überlesen haben, denn ich kann beim besten Willen nichts Vornehmes daran finden, wenn ein Bundeskanzler seinen Eid nicht nur bricht, sondern auch noch den Souverän, namentlich das Volk, verspottet. Dies alles geschützt durch die behördlichen Mechanismen in dieser BRD und verniedlicht von Typen wie Roth. Ob mit Absicht oder nicht, egal, das geschriebene Wort und seine Aussage gilt. Zudem Roth das Wort "vornehm" nicht kursiv oder ähnlich gestaltet hat, um eine eventuell beabsichtigte Ironie ausdrücken zu wollen.
Liest man weiter, fehlt allerdings dem Text jeglicher Hauch von Ironie.
Roth gelangt in seinem Vorwort von einer kurzen
kohlschen Einleitung direkt zu Gazprom, Schröder und Putin.
Steckt dahinter etwa Methode? Kohl, dessen Namensnennung mittlerweile selbst fundamentalistischen Christdemokraten die Schamesröte in die Gesichter fließen lässt und ihre Blicke in Richtung ihrer Schuhspitzen senkt? Beim Namen Kohl ist sich die Leserschaft Roths sicher, dass es sich um einen Betrüger der höheren Mafiaklasse handelt. Also, dachte sich womöglich der Roth, habe ich die Leserschaft in meine Welt einbezogen, sie passend angefüttert und gehe jetzt ganz schnell zu meinem Bedürfnis über. Der Leserschaft wird es schon nicht auffallen. Die Meisten lesen ohnehin unkritisch und oberflächlich. Gazprom, Schröder, Putin...
Möchte man Roth glauben, dann handelt es sich bei diesem Trio um eine kriminelle Vereinigung erster Güte.
Nun denn, Konzerne sind meiner Meinung nach stets kriminelle Vereinigungen. Überall auf der Welt. Nicht nur Marx beschrieb dies zur Genüge. Was also sollte an dieser Gazprom- Vereinigung anders sein? Der
Reibach, der vielleicht nicht in die Taschen rothscher Weltsicht fließt und daher schädlich ist? Die Eskapaden deutscher Bundeskanzler haben es dem Roth nicht angetan. Er lobt ausdrücklich das Merkel. Wofür? Dafür, dass diese Gesinnungsmatratze des Imperiums die deutsch russische Diplomatie auf das Niveau des Kalten Krieges herabgesenkt hat? Merkt der Roth das nicht oder will er das nicht bemerken? Jedenfalls leugnet Roth seinen Hass auf den Kommunismus (Sozialismus) und Russland nicht. Er versucht ihn lediglich hinter die Fassade des
Gutmenschentum zu verbergen. Roth ist ein selbsterklärter Feind eines starken Russlands. Aber warum? Ein starkes Russland schadet Deutschland nicht, sondern steht lediglich den imperialistischen Ansprüchen der USA im Wege.
Als Kronzeugen für den vermeintlichen "
Schröder-Putin-Gazprom- Skandal" führt Roth ausgerechnet das Sinnbild der Moral, Joseph "Joschka" Fischer, an. Das BLÖD- Zeitungsniveau ist erreicht. Wem jetzt nicht der moralische Geigerzähler laut tickt, der verfügt über keine (höhere) Moral, sondern allenfalls nur über eine ideologisierte Scheinmoral.
Das Schlimmste was passiert ist, das ist diese Gazprom- Geschichte von Herrn Schröder.
Joseph Fischer
Das ist also die Moral eines Joseph "Joschka" Fischer! Der von Fischer zu verantwortende Angriffskrieg auf Jugoslawien, der Krieg in Afghanistan und die Beteiligung am Irakkrieg, die Agenda 2010 mit ihren Hartz- Gesetzen oder Fischers Visa - Affäre sind laut Fischer der "
Gazprom- Geschichte" untergeordnet, weil weniger "
schlimm".
Roth & Konsorten tun gerade so, als hätte Schröder die BRD und eine angeblich vorherrschende Staatsmoral an Russland verscherbelt und Putin hätte diesen Verrat Schröders mit einem Aufsichtsratsposten bei Gazprom vergoldet. Was hat das mit investigativen Journalismus zu tun? Nichts. Das ist blanke Stimmungsmache und Verleumdung.
Schröder ist bei Gazprom als Vertreter von EON/Ruhrgas und der BASF eingestiegen und nicht, weil Putin seinen "Musterschüler" so gerne hat.
Diese Tatsache ignoriert Roth ganz bewußt, sie passt nicht in das Bild eines Russlands, dass er zu verbreiten sucht. Roth zieht es vor, weiterhin unsachlich und verleumdend zu argumentieren.
...wieder einmal Wladimir Putin, den "lupenreinen Demokraten". Er rühmte den Ex- KGB - Agenten, der stolz darauf ist, dem KGB angehört zu haben, als ob der KGB nicht Millionen von Menschen auf dem Gewissen hätte...
Ich hätte gerne gewusst, woher Roth sich das Recht nimmt, zu behaupten, der KGB hätte "
Millionen Menschen auf dem Gewissen"? Oder meint Roth nicht den KGB, sondern den NKWD? Nach dieser Logik ist dann der
BND für die GeStaPo verantwortlich und ich würde zu gerne wissen, was
Uhrlau dazu sagen würde, wenn ein russischer Journalist ihn dafür anklagen sollte?
Offiziell haben in der BRD Geheimdienstler keine Regierungsposten. Dies gilt nicht für die Weltmächte USA oder Russland. In diesen Staaten ist es völlig normal, Regierungsämter mit Geheimdienstmitarbeiter zu besetzen. In diesen Ländern wird eben diesbezüglich weniger
Verstecke gespielt. Bush, Wolfowitz, Pearle auf der einen Seite; Gorbatschow und Putin auf der anderen.
Solche Feinheiten muss ein Memoirenschreiber von der Statur des Altbundeskanzlers jedoch nicht beachten.
Wie wir wissen, gilt dieser Vorwurf ebenso für Roth, der geflissentlich Feinheiten übersieht. Es ist eine Frage des Charakters. Immerhin wissen Menschen mit edlem Charakter sich erst einmal
an die eigene Nase zu fassen.
Roth führt dann den Fall Anna Politkovskaja an und suggeriert, dass Putin als Auftraggeber für den Mord an 21 Journalisten verantwortlich ist. Als Beweis genügt Roth die Tatsache, das bis heute noch kein Täter gefasst und verurteilt wurde. Kein Wort verliert Roth hierbei über die Machenschaften der ins Ausland geflüchteten schwerstkriminellen Oligarchen wie
Beresowski*. Roth verbreitet lediglich deren Propaganda.
Putin äußerte sich im Fall Politkovskaja sinngemäß, dass diese Frau lebendig weit weniger gefährlich war, als das sie es durch ihren Tod wurde. Dieser Fakt ist nicht zu leugnen.
Qui bono? Beresowski & Co.
schlafen jedenfalls nicht.
Nachdem Roth gegen den russischen Botschafter Kotenew zu Felde zieht, in dem er u.a. dessen biographische Standfestigkeit neidvoll anklagt (der Mann hat das Verbrechen begangen, sich zu seiner Vergangenheit zu bekennen und seine alten Freunde nicht zu verraten), erwähnt er noch das Gerücht, die russische Botschaft hätte verhindert, dass "
Gari Kasparow, einer der letzten noch lebenden (!)
Kritiker des Putin- Systems", zu einer Christiansen Sendung eingeladen wurde. Kasparow, mittlerweile US- Amerikaner, der im Dienste des Multimilliardärs
George Soros steht, wurde von der CDUlerin Christiansen nicht eingeladen, um den SPD- Schröder und seine "kommunistischen" "
Freunde" zu ärgern? Soros, der erwiesenermaßen nicht nur höchstkriminelle Finanzgeschäfte tätigt, die ganze Volkswirtschaften ruinieren, sondern auch Umstürze in fremden Ländern finanziert und ermöglicht, um die Einflussphäre des US- Imperialismus zu erweitern. Das sind die Gesinnungsgenossen des Jürgen Roth, eines Journalisten, der in
linken wie in
rechten Kreisen Wertschätzung erhält.
Und siehe da, kommt auch Roth gleich zum Thema
Chodorkowski und argumentiert mit Hilfe weiterer Gesinnungsfreunde:
Es ging darum, auf die Situation des ehemaligen Yukos- Firmenchefs Michail Chodorkowski aufmerksam zu machen, der nach einem Schauprozess in ein Arbeitslager nach Sibirien verbannt und dessen gesamtes Vermögen vom Kreml geraubt wurde. Unterschrieben wurde der offene Brief von 30 Bundestagsabgeordneten, darunter zwei SPD- Abgeordnete. In dem offenen Brief fordert Ruprecht Polenz, der stellvertretende CDU- Vorsitzende: "Ich wünsche mir, dass sich nicht nur die Politik, sondern auch die deutsche Wirtschaft kritisch mit dem Fall auseinandersetzt. Die Missachtung der Menschenrechte, wofür der Fall Chodorkowski exemplarisch steht,...
"Ich wünsche mir...", dass man in der
Elf- Leuna- Affäre und anderen Betrügereien ebenso verfahren hätte. Einen
Schauprozess gegen Helmut Kohl. Mit demselben Ergebnis. Soviel Demokratie und Rechtsstaatlichkeit ist in der BRD unvorstellbar. "Im Namen des Volkes" wäre dann zumindest keine leere Floskel und der Angriff auf das gute alte "Ehrenwort" gesühnt. Angesichts der Bankenkrise und der Treuhandbetrügereien wünscht man sich längst hierzulande einen Putin. Der Boden für diesen Mann wurde bestens von denen vorbereitet, die gegen ihn wettern. Und er wird erscheinen, es ist nur eine Frage der Zeit.
Nebenbei bemerkt stellt dieses Schreiben diplomatisches Rowdytum dar.
Jedenfalls fordern die Verfasser und Verteidiger dieses Schreibens (zu denen Roth gehört) ein Menschenrecht auf das Betrügen und Ausrauben ganzer Völker ein. Chodorkowski und seine Bande sind keine Lottomilliardäre und nicht auf ehrliche Art so reich geworden. Vertreten diese Bundestagsabgeordneten den Willen ihrer Wähler oder missbrauchen sie ihr Amt, um einen Kapitalverbrecher zu heiligen?
Übrigens folgten auf das Schreiben zwei folgenlose Anschläge. Qui bono? Möglicherweise hätte dieses lächerliche Schreiben ohne die Anschläge noch nicht einmal in den Industriemedien irgendeine Beachtung gefunden.
Nun dürften die wenigsten
Menschen eine Sympathie für Chodorkowski empfinden. Das weiß auch Roth. Also erwähnt er einen zweiten Brief und bemängelt zeitgleich, dass Schröder diesen Brief in seinen Memoiren erst gar nicht erwähnt. Ich mag Schröder nicht, aber an Schröders Stelle hätte ich diesen Brief auch nicht erwähnt, aus dem Grund, weil er nicht erwähnenswert ist.
Roth versucht nun auf die Tränendrüse zu drücken und beeindruckt dabei glänzend durch geistige Umnachtung im Heuchlergewand. Von Logik und investigativen Journalismus kann jedenfalls beim Thema Schüller keine Rede sein.
Anja Schüller wurde durch falsche Versprechungen zum Kauf einer Schrottimmobilie verleitet und damit in eine Schuldenfalle getrieben, aus der sie glaubte, keinen Ausweg mehr zu finden. Deshalb nahm sich die junge Frau am 17. September 2004 das Leben.
Wer hat die Schüller verleitet? Schröder? Nein. Ihre eigene Gier? Ja.
Roth beschuldigt nicht Schröder für den fehlgeschlagenen Versuch der jungen Frau durch Nichtarbeit Reichtümer zu erlangen, er beschuldigt Schröder dafür, dass er keine Gesetze zum Schutz der kleinen Spekulanten und ihrer Unkenntnisse erlassen hat. Einmal mehr frage ich mich, weshalb Roth mit seiner Kapitalistenmoral in
linken Kreisen so verehrt wird?
"Wofür haben wir gekämpft? Wo sind wir gelandet? Darf das Streben nach Renditen, Profiten und Gewinnen dazu führen, dass junge Menschen als wehrlose Opfer dafür herhalten müssen?... Mit großer Traurigkeit habe ich sogar im Internet lesen müssen, dass aus unserem eigenen Bundesministerium für Finanzen im Frühjahr eine Stellungnahme vor dem Europäischen Gerichtshof abgegeben wurde, wonach die Betrugsopfer selbst schuld seien."
So zitiert Roth den Vater der Spekulantin, um in die gleiche Kerbe zu schlagen.
Dem Vater mag man noch den Realitätsverlust auf Grund des Verlustes der eigenen Tochter verzeihen, aber kann dies auch für den "
Linken" Roth zutreffen? Anja Schüller war nicht wehrlos und sie war "
selbst schuld" an ihrer Misere, weil sie sich vom eigenen "
Streben nach Renditen, Profiten und Gewinnen" hat leiten lassen. Es gibt eben Menschen, die wollen mit den großen Hunden mitpinkeln, bekommen aber ihr Bein nicht hoch genug. Anja Schüller war einer dieser Menschen.
Es grenzt an Idiotie, das eigene Handeln anderen vorzuwerfen und sich dazu noch in der wehrlosen Opferrolle zu wähnen.
Nun könnte ich noch weitere Beispiele
rothscher Demenz einbringen, doch möchte ich weder sie noch mich überstrapazieren.
Es ging mir nicht darum, Roth sein Gesamtwerk zu zerreißen. Es ging mir lediglich darum, den Heiligenschein einer Ikone zu putzen.
*siehe dazu u.a. Gerhard Wisnewski "2007-verheimlicht, vertuscht, vergessen" oder den Text von
Israel Shamir, eines Russen, der als lebender Kritiker Putins wohlgenährt in Moskau lebt.