Über die Verlässlichkeit von Zukunftsprognosen gibt es eine faszinierende Arbeit. In den achtziger Jahren hat der Sozialpsychologe Philip E. Tetlock die renommiertesten Experten aus unterschiedlichen Fachgebieten gebeten, Einschätzungen über die Zukunft abzugeben. Er fragte Politologen, Ökonomen, Juristen, Diplomaten und Journalisten: Wie sieht die Welt in zwanzig Jahren aus? Wie entwickelt sich die Bevölkerung? Wird es mehr oder weniger Kriege geben? Gehen die Rohstoffe zur Neige? etc. etc.
Insgesamt befragte er 248 Fachleute aus den unterschiedlichsten Wissensdisziplinen und erhielt so über 80 000 detaillierte Einschätzungen zu Ereignissen und Entwicklungen in der Zukunft. Dann wartete er 20 Jahre lang und glich die Aussagen der Fachleute mit der Realität ab. Wie gut prognostizieren Experten die Zukunft? Das Ergebnis war niederschmetternd. Die Einschätzungen der Fachleute waren praktisch alle falsch. Allein 15 Prozent der von ihnen als vollkommen undenkbar eingestuften Ereignisse traten tatsächlich ein, während 25 Prozent der von ihnen als absolut sicher eintretende Entwicklungen ausgeblieben sind.
Doch noch viel schlimmer: Tetlock stellte eine bemerkenswerte Korrelation zwischen der Prognosequalität der Experten und deren Häufigkeit fest, mit der sie im Fernsehen auftreten. Sie ist auch als „Goldene Regel der Sektherstellung“ bekannt: Die größten Flaschen sind meist auch die lautesten.
Warum irren Experten? Immerhin wissen sie zweifellos viel mehr über bestimmte Zusammenhänge als Laien. Tetlocks Ergebnisse zeigen, dass intelligente, gebildete und erfahrene Fachleute den Laien durchaus überlegen sind. Aber nur, wenn es sich um eng begrenzte Themenfelder handelt. Wenn es jedoch um vielschichtige, weltumspannende Fragen und Erklärungen geht, scheitern sie. Nicht, weil sie Experten sind, sondern weil die Welt als Ganzes zu komplex ist, um sie zu erfassen. Inzwischen können wir die Masse eines einzigen Elektrons bis auf ein hundertmilliardstel Prozent genau berechnen. Aber trotzdem sah niemand den Fall der Mauer voraus. Oder den von Lehman Brothers. Oder den Erfolg von Facebook. Es besteht nicht der geringste Anlass zu der Vermutung, dass heutige Experten über eine größere Weisheit verfügen.
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